Das Forschungsteam vom Leibniz-IZW unter der Leitung von Dr. Tanja Straka führte eine Online-Umfrage durch, um zu untersuchen, wie sich Werte, Überzeugungen und Emotionen gegenüber Windkraftanlagen und Fledermäusen auf das Vertrauen zwischen den verschiedenen Interessengruppen auswirken, die an dem grün-grünen Dilemma in Deutschland beteiligt sind. An der Umfrage nahmen insgesamt 537 Vertreterinnen und Vertreter von sechs Interessengruppen teil. Hierzu zählten Mitglieder der Windenergiebranche, Umweltgutachter, Vertreter der Naturschutzbehörden, Wissenschaftlerinnen und WIssenschaftler sowie Freiwillige und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen im Umweltsektor.

Die Analyse der Antworten ergab, dass die Mitglieder aller bei der Planung von Windenergieprojekten gehörten Gruppen die Grundwerte des nachhaltigen Umgangs mit der Natur teilen. Zugleich zeigte sich, dass die Beteiligten einander wenig vertrauen. Offensichtlich sind gemeinsame Werte keine ausreichende Basis für eine Zusammenarbeit. Laut der Analyse sind gemeinsame Überzeugungen und Emotionen gegenüber Artenschutz oder der grünen Energie eine wichtigere Grundlage für Vertrauen zwischen Stakeholdern.

„Entscheidungsprozesse sind selten rein rational“, so Straka. Daher empfehlen die Autorinnen und Autoren des Artikels, die unterschiedlichen Überzeugungen und Emotionen der Vertreter der bei der Planung von Windenergieprojekten gehörten Interessengruppen stärker zu berücksichtigen. „Bei der Gestaltung von Dialogveranstaltungen zwischen den Stakeholder-Gruppen sollte es neben der Vermittlung evidenzbasierten Wissens ebenso wichtig sein, eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen, in der die Teilnehmenden ihre Ansichten offen austauschen können“, ergänzt PD Dr. Christian Voigt, Leiter der Abteilung Evolutionäre Ökologie am Leibniz-IZW.

Dieser Austausch könne das Vertrauen stärken und die Zusammenarbeit zwischen den Vertretern verschiedener Gruppen fördern. „Dadurch könnte der Fledermausschutz bei der Planung und späteren Umsetzung von Windenergieprojekten verbessert werden, was im Endeffekt sowohl der ökologisch nachhaltigen Energiewende als auch der Bewahrung unserer biologischen Vielfalt dient“.

Originalpublikation: Tanja M. Straka, Marcus Fritze, Christian C. Voigt, The human dimensions of a green–green-dilemma: Lessons learned from the wind energy — wildlife conflict in Germany, Energy Reports, Volume 6, 2020, Pages 1768-1777
www.doi.org

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