Geburtstagskind Franz Koviak (mi.) im Kreise der Gäste und Gratulanten. - Foto: M. Panzer
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„In fünf Jahren gehe ich ins nächste Jahrhundert. Dann blasen wir ‚ne Feder auf“ – mit diesen Worten begrüßte Werner Franzkowiak am 18. Januar seine Gäste. Seinen 95. Geburtstag feierte er im Kreis seiner Familie und zahlreicher Freunde dort, wo er viele Jahre gearbeitet hat und heute noch lebt. Im Hinterhof in der Saarbrücker Straße in St. Ingbert. Wie er dort hinkam erzählt der jung gebliebene Hochbetagte mit strahlenden Augen und einem dauerhaften Lächeln auf den Lippen.

In Schlesien geboren wurde er in Berlin groß und lernte das Schneiderhandwerk. Im Sommer 1959 ordnete ihn sein Arbeitgeber ins Saarland ab, wo er bei der Firma R+A Becker als Betriebsleiter arbeitete. Zunächst lag der Schwerpunkt auf Kleidung für die Armee, später lernte er die filigrane Arbeit des Schneiders für Damenoberbekleidung. Als Ausbilder und Prüfungsleiter hatte er viele Lehrlinge unter seinen Fittichen. Eines seiner „Lehrmädchen“ kam sogar zur Geburtstagsfeier. 1964 machte er sich selbstständig, vermietete sein Atelier jedoch etwa 20 Jahre später, um für 12 Jahre nach Rumänien zu gehen und dort fünf Schneiderbetriebe mit aufzubauen.

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Mit 95 auf der Schornsteinspitze

Ein Leben voller Arbeit und vor allem voller Freude – das steht ihm bis heute ins Gesicht geschrieben. „Ich brauche kein Fitness-Studio, ich mache Bio-Fitness!“ lacht er und ballt die Faust, um seinen Bizeps zu zeigen. Der kleine, drahtige Mann führt seinen Haushalt allein und ist jeden Tag gemeinsam mit seinem Sohn Axel Franzkowiak als Hausmeister und Verwalter für die im Hof ansässigen Unternehmen tätig. Alle Gebäude sind hervorragend gepflegt. In den Jahren zuvor haben die beiden selbst die denkmalgeschützten Gebäude saniert und zu Unternehmenssitzen umgebaut. Die Mieter sind wie eine Familie für ihn. Besonders lieb ist ihm jedoch der alte Industrieschornstein, auf den er mit seinen 95 Jahren noch regelmäßig klettert. Seit 1985 bringt er jedes Jahr zur Weihnachtszeit den in St. Ingbert bekannten und weithin sichtbaren Stern, den er selbst geschmiedet hat, oben auf dem Schlot an. Er klettert noch selbst dort hoch?, fragen die Gäste erstaunt. „Na klar“, antwortet er, als sei das das Selbstverständlichste der Welt.

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Als Gratulantin im Namen der Stadt St. Ingbert, des Kreises und der Ministerpräsidentin kam Ortsvorsteherin Irene Kaiser. Mit dem Verweis, dass er lange Jahre als Gewandmeister für den MGV Frohsinn die Kostüme geschneidert hat, betonte sie: „Sie sind tief verwurzelt in St. Ingbert und tragen auf allen Ebenen zur Kultur unserer Stadt bei.“ Wirtschaftsförderin Martina Quirin überreichte Werner Franzkowiak ein besonderes Geschenk: ein Foto vom in der Dunkelheit strahlenden Stern auf dem Schornstein. „Mit diesem Stern zeigen Sie allen St. Ingbertern, dass es auch in schwierigen Zeiten wie diesen Licht und Hoffnung gibt. Vielen Dank dafür.“ Damit hat sie das Lebensmotto von Werner Franzkowiak auf den Punkt gebracht, der sich mit diesen Worten verabschiedet: „Möchten Sie mal mit mir auf den Schornstein klettern? Dann kommen Sie doch vorbei.“

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