Für die pflegenden Angehörigen zeige die Studie ebenfalls höchst bedenkliche Ergebnisse, so Schweppe. Über die Hälfte der befragten Angehörigen gibt an, dass die Pflege belastender als vor dem Ausbruch von Covid-19 sei und 38 Prozent berichten, sich in der derzeitigen Pflegesituation überfordert zu fühlen. Die angespannte Pflegesituation drückt sich auch in einer Verschlechterung der Beziehung zwischen der pflegebedürftigen Person und den pflegenden Angehörigen aus. Dies berichten drei Viertel der Befragten. Zudem ist es bei einen Drittel häufiger zu Konflikten mit der pflegebedürftigen Person gekommen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürchten daher auch, dass die Zunahme von Be- und Überlastung der pflegenden Angehörigen sowie die angespannten Beziehungen zwischen den pflegenden Angehörigen und den Pflegebedürftigen Auswirkungen auf Gewalt in der häuslichen Pflege haben können. „Hohe Belastungen von pflegenden Angehörigen wurden seit langem als ein wichtiger Faktor für Gewalt in der Pflege identifiziert“, so Dr. Vincent Horn, Institut für Erziehungswissenschaft der JGU. „Die Zunahme von Belastungen unter Covid-19 ist entsprechend beunruhigend. Im Gegensatz zur Thematisierung der möglichen Auswirkungen der Covid-19-Krise auf Gewalt gegenüber Kindern und Frauen, bleibt dieses Thema bezüglich der Altenpopulation allerdings bisher unberücksichtigt.“

Die Studie zeigt schließlich auch, dass sich die überwiegende Mehrheit (68 Prozent) in der Covid-19-Pandemie von der Politik alleingelassen fühlt. „Dies ist folgenschwer“, so Prof. Schweppe, „denn pflegende Angehörige können in dieser Krise oft nicht auf tragfähige Entlastungs- und Unterstützungsstrukturen zurückgreifen.“ Fast jedem dritten Befragten steht in dieser Situation keine Person zur Verfügung, mit welcher er über seine Nöte und Sorgen sprechen und welche er um Unterstützung bitten kann.

Weitere Informationen:
www.sozialpaedagogik.de – AG Sozialpädagogik
www.gfk.uni-mainz.de – GFK-Fellow Cornelia Schweppe

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