Bild: Stephan Bonaventura

Die unterschiedlichen Strategien zur Covid-19-Bekämpfung sind politisch und wissenschaftlich umstritten. Länder im ost- und südostasiatischen Raum wie China, Taiwan, Japan, Australien und Neuseeland halten die Zahl der Todesfälle und Infizierten mit einer Virus-Ausrottungstaktik auf einem niedrigen Stand. Andere, vornehmlich westliche Länder setzen darauf, die Infektionskurve abzuflachen und das Virus durch Massenimpfungen einzudämmen — bei deutlich höheren Fallzahlen von Toten und Infizierten.

Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Marc Oliver Rieger von der Universität Trier hat in einer Studie vordergründig untersucht, wie stark das Wissen über diese Zusammenhänge verbreitet ist. Für die Umsetzung von Corona-Maßnahmen ist jedoch ein anderes Ergebnis von höherem Wert. „Wer die Erfolge dieser Länder in der Pandemie-Bekämpfung kennt, zeigt sowohl eine größere Motivation Lockdown-Eingriffe mitzutragen als auch eine höhere Impfbereitschaft“, so Professor Rieger. Das Wissen, dass Covid-19 zumindest lokal kontrolliert werden kann, verstärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und es entwickelt sich eine positivere Sicht auf Maßnahmen gegen die Pandemie.

In einer zwischen März und November 2020 durchgeführten Befragung sollten die Teilnehmer die Zahl der Covid-19-Todesfälle in Deutschland, China und einigen anderen Ländern angeben. Es wurde auch verglichen, wie die Befragten die Maßnahmen in China und in Deutschland bewerten und ob sie die ostasiatischen Länder als Vorbild sehen. Bei der Auswertung von mehr als 2.000 Fragebögen zeigten sich systematische Abweichungen. Die Mehrheit der Befragten unterschätzte die Fallzahl für Deutschland deutlich. Nur eine kleine Minderheit kannte dagegen die niedrigen Raten in Ostasien. Die meisten gaben eine markant höhere Zahl von Corona-Toten in diesen Ländern an.

In einer weiteren Studienphase suchte der Trierer Wissenschaftler nach Zusammenhängen zwischen den Todesfall-Schätzungen der Befragten und deren Haltung zum Impfen und zu Corona-Maßnahmen. Hier stieß er auf eine signifikante Korrelation: Diejenigen, die von den erfolgreichen Strategien anderer Länder wussten, bewerteten Distanzierungsmaßnahmen positiver und waren aufgeschlossener gegenüber Impfungen gegen Covid-19. „Die Befragungen haben ergeben, dass das Wissen über die Pandemie-Lage in ostasiatischen Ländern gering ist. Allerdings lässt sich aus den Daten auch erkennen, dass im Lauf der Zeit immer mehr Menschen hierzulande Ostasien als Vorbild für den Umgang mit der Pandemie betrachten“, so Marc Oliver Rieger.

Originalpublikation: Marc Oliver Rieger (2021): „East Asia’s success against COVID-19 – acclaimed or ignored?”, Economics Bulletin, Vol. 41 No. 2 pp. 662-675. http://www.accessecon.com/Pubs/EB/2021/Volume41/EB-21-V41-I2-P59.pdf

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