Eine inhaltliche Analyse der Interviews ergab, dass Ärger die häufigste kindliche Emotion in den Situationen war, die die Lehrkräfte schilderten, gefolgt von Angst und Trauer. Positive Emotionen wie Stolz, Lernfreude oder Hoffnung kamen in den Berichten der Lehrerinnen und Lehrer dagegen deutlich seltener vor.

Schlesier folgert aus den Ergebnissen, dass es sinnvoll wäre, eine Art Emotionsunterricht in die Grundschullehrpläne aufzunehmen, in dem sich Kinder emotionale Kompetenzen aneignen können: „Dort könnten sie lernen, die eigenen Gefühle besser zu erkennen, auszudrücken und Verständnis für die Gefühle anderer aufzubringen“, sagt die Bildungswissenschaftlerin. Denn es sei durch viele Studien belegt, dass emotional kompetente Kinder erfolgreicher in der Schule sind, oft eine bessere Beziehung zum Lehrer und zu ihren Mitschülern haben und über ein größeres Selbstbewusstsein verfügen als Schulkameraden, die ihre Gefühle weniger gut im Griff haben.

Darüber hinaus sollten angehende Lehrerinnen und Lehrer Schlesiers Meinung nach bereits im Studium erfahren, wie sie Schulkinder dabei unterstützen können, ihre Gefühle besser wahrzunehmen und zu steuern. Und: „Lehrkräfte brauchen außerdem mehr alternative Handlungsmöglichkeiten, wenn ein Kind im Unterricht Ärger empfindet“, ist ihre Überzeugung. Anstatt ein störendes Kind zu isolieren – wie es häufig geschieht – sei es zum Beispiel auch möglich, es durch andere Aufgaben abzulenken oder die gesamte Klasse für einige Minuten mit einer Bewegungsaufgabe zu beschäftigen. Die Forscherin will nun untersuchen, welche Interventionsmöglichkeiten hierbei am erfolgreichsten sind.

Originalpublikation: Juliane Schlesier: „Lern- und Leistungsemotionen, Emotionsregulation und Lehrkraft-Schulkind-Interaktion“, Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2020. Weitere Informationen: www.uol.de

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