Die Hochschule Hof hat die Zeit der Pandemie genutzt, um ihre Studierenden nach deren Erfahrungen mit der Onlinelehre während der Coronakrise zu befragen. Die Ergebnisse dabei sind eindeutig: Während die Befragten die Flexibilität der digitalen Lehre als bereichernd für ihr Leben empfinden, wird die Präsenzlehre vielfach als unverzichtbar für die Qualität der Wissensvermittlung betrachtet. Entsprechend groß ist der Wunsch nach Präsenzveranstaltungen, die es in Hof ab dem Wintersemester 2021/22 auch wieder geben soll.
Rund 2700 Studierende wurden durch die Hochschule Hof in drei je zweiwöchigen Erhebungszeiträumen zwischen den Sommersemestern 2020 und 2021 befragt. „Wir wollten herausfinden, wie sich die Veränderung hin zur reinen Onlinelehre auf unsere Studierenden auswirkt und welche Erfahrungen sie mit den digitalen Möglichkeiten gemacht haben. Schließlich geht es auch darum, nach dem Ende der Pandemie den richtigen Mix an Angeboten zu finden“, so Prof. Dr. Dietmar Wolff, Vizepräsident Lehre an der Hochschule Hof. Abgefragt wurde dabei einerseits der Lernerfolg, aber auch die sozialen und technischen Aspekte der Situation.
Größte Vor- und Nachteile der Onlinelehre
Befragt zu den größten Vor- und Nachteilen der Onlinelehre ergab sich ein klares Bild: Eine deutliche Mehrheit schätzt an den Onlineangeboten, dass man zeitlich und räumlich frei entscheiden kann, wo man lernt und an Veranstaltungen teilnimmt. Auch dass man durch die technischen Möglichkeiten der Wiederholung sein eigenes Lerntempo bestimmen kann, gilt als großes Plus der online jederzeit abrufbaren Vorlesungen. Als deutlich negativ wird dagegen der mangelnde Kontakt und Austausch mit anderen Studierenden gesehen. Zudem gaben viele Studierende an, online schneller zu ermüden. Zudem benötige man zuhause vor dem Rechner mehr Selbstdisziplin, um die notwendigen Ergebnisse zu erreichen.
Die Frage nach den sozialen Kontakten liefert demnach auch eines der hervorstechendsten Ergebnisse der Umfrage: Über die Hälfte aller Befragten gab an, sich während der Pandemie nicht ausreichend mit Kommilitonen vernetzen zu können – trotz aller technischen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme. „Wir sehen hier ganz eindeutig, dass der direkte Austausch und dass die Gespräche mit anderen eben auch als fester Bestandteil eines erfolgreichen Studiums wahrgenommen werden. Hier wurde ein Mangel offensichtlich.“, so Prof. Dr. Wolff.
Dauerhafte Onlinelehre schadet Motivation
Befragt nach den Erfolgen der Onlinelehre ergibt sich ein ähnliches Bild: Zwar gibt eine sehr deutliche Mehrheit an, während der Zeit der Pandemie mindestens genauso viele Aufträge erledigt und Lernstoff konsumiert zu haben wie in Zeiten der Präsenzvorlesungen. Allerdings nehmen etwa 60 Prozent der Befragten an, dass sie in Präsenzvorlesungen mehr oder besser gelernt hätten als online. Hiermit könnte auch ein weiteres Ergebnis in Zusammenhang stehen: Rund 40 Prozent räumten ein, sich nicht immer ausreichend für die aktive Teilnahme an digitalen Inhalten motivieren zu können. „Es ist anzunehmen, dass dieser Demotivationseffekt einer ausgedehnten Onlinelehre auch seine negativen Auswirkungen auf den Lernerfolg und auf die Selbsteinschätzung der Studierenden hat“, so der Hochschul-Vizepräsident. Über zwei Drittel gab zudem an, sich durch die Onlinelehre nicht besser informiert zu fühlen, nur ein Drittel meinte, eine bessere Betreuung durch die Dozentinnen und Dozenten erlebt zu haben. Immerhin jeder Fünfte gab an, dass sein Selbststudium während der Onlinezeit zugenommen habe.
Die durchaus gespaltene Sicht der Studierenden auf die digitalen Angebote scheint allerdings unabhängig von den angebotenen technischen Möglichkeiten zu sein: „In der Abfrage nach der Zufriedenheit mit Programmen wie Zoom, Moodle oder Panopto zeigt sich eine Wertschätzung für die Funktionsfähigkeit dieser Tools. Sie sind zweifellos für die Onlinelehre geeignet und bieten mittlerweile viele Möglichkeiten und nur eine Minderheit fühlte sich für deren Einsatz nicht ausreichend vorbereitet“, erläutert Sina Ferfers, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Vizepräsidenten Lehre, die für die Durchführung und Auswertung der Befragung verantwortlich war.
Onlinelehre ist Ergänzung, nicht Ersatz
Die Hochschule Hof hat angekündigt im Wintersemester 2021/2022 wieder in Präsenz gehen zu wollen – eine Entscheidung, die sich mit den Ergebnissen der Evaluation deckt: Nur jeder Vierte kann sich demnach vorstellen, gänzlich auf Präsenzveranstaltungen an der Hochschule zu verzichten. 60 Prozent der Studierenden allerdings sprechen sich für eine sinnvolle Ergänzung der Präsenzlehre durch digitale Formate aus.
Dazu Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann: „Wir sind sehr dankbar für die Ergebnisse dieser Umfrage. Sie zeigen, dass zu einem Studium mehr gehört als Lernstoff und eine gute technische Ausstattung. Die Präsenzlehre ist nicht zu ersetzen. Die Onlinelehre kann den Studierenden durch ihre Flexibilität aber helfen, sich selbst zu organisieren. Deshalb wird sie im Regelbetrieb auch weiter Teil unseres Angebotes bleiben. Wie umfangreich dies sein kann, das werden wir im Kreis unserer Hochschullehrerinnen und -lehrer diskutieren und entscheiden.“