Patienten mit entzündlichen oder autoimmunen rheumatischen und muskuloskelettalen Erkrankungen (RMD) vertragen COVID-Impfstoffe gut. Dies zeigen die Ergebnisse der europäischen COVAX-Studie mit Registerdaten von mehr als 5.000 Patienten. Das Sicherheitsprofil der Impfung unterscheidet sich nicht von dem der Allgemeinbevölkerung, berichten Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh). Eine geringe Zahl an Impfdurchbrüchen bestätige den Nutzen. Die Erkenntnisse können Betroffenen auch die Sorge nehmen, nach der Impfung einen Krankheitsschub zu erleiden, hofft die Fachgesellschaft.
Die aktuellen Ergebnisse beruhen auf Daten von 5.121 Menschen aus 30 Ländern mit verschiedenen rheumatischen Erkrankungen, die mindestens eine Impfung mit einem COVID-Impfstoff erhalten haben. Unter den von Februar bis Juli 2021 Erfassten litten 90 Prozent an einer chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Ihr Durchschnittsalter lag bei 60,5 Jahren. Am häufigsten waren die Diagnosen rheumatoide Arthritis, axiale Spondyloarthritis und Psoriasis-Arthritis. Davon nahmen 54 Prozent ein konventionelles synthetisches krankheitsmodifizierendes Antirheumatikum (csDMARD), 42 Prozent biologische DMARDs (bDMARD) und 35 Prozent sogenannte immunsuppressive Medikamente. Die meisten von ihnen, 70 Prozent, waren mit dem Impfstoff von Pfizer/BioNTech geimpft, 17 Prozent mit dem von AstraZeneca/Oxford und 8 Prozent mit dem von Moderna.
Die häufigsten Impfnebenwirkungen waren kurze lokale und systemische Reaktionen auf die Injektion – wie etwa Rötungen oder Schmerzen an der Einstichstelle. „Eine der häufigsten Sorgen von Menschen mit entzündlichen RMDs ist, dass die COVID-Impfung die rheumatische Grunderkrankung aufflammen lässt“, sagt Privatdozentin Dr. med. Anja Strangfeld vom Programmbereich Epidemiologie am Deutschen Rheumaforschungszentrum (DRFZ) in Berlin und eine der Autorinnen der COVAX-Studie. Diese belegt einen solchen, meist milde und kurzfristig verlaufenden Krankheitsschub bei 4,4 Prozent der Patienten. Nur in 0,6 Prozent der Fälle war der Schub schwerwiegend. Mehr als 98 Prozent der Patienten hatten zuvor ihre normale Rheumamedikation unverändert fortgesetzt.
Die erhobenen Daten wurden auch herangezogen, um die Wirksamkeit der Impfung zu untersuchen, so Strangfeld. Nur bei 0,7 Prozent der Geimpften mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen kam es zu einer Durchbruchsinfektion. Diese sehr kleine Gruppe steckte sich trotz vollständiger Impfung mit SARS-CoV-2 an.
Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wurden bisher in wissenschaftliche Studien für COVID-Impfstoffe meist nicht einbezogen. „Deshalb sind viele Fragen zum Thema COVID-Impfung und Rheuma noch unbeantwortet, oft sind Betroffene verunsichert, wir beantworten hierzu täglich viele Anfragen“, erläutert Professor Dr. med. Andreas Krause, Präsident der DGRh. Das COVAX-Register startete im Februar 2021. Hier werden europaweit Daten aus den der EULAR angeschlossenen Ländern gesammelt. In das COVAX Register melden Rheumatologen die Daten ihrer Patienten nach einer COVID-Impfung, unabhängig davon, ob Nebenwirkungen auftreten oder nicht.
„Die durch diese Register-Studie gewonnenen Erkenntnisse verbessern die Informationslage erheblich und unterstützen auch die Beratung von Menschen mit rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen, die vor einer SARS-CoV-2 Impfung stehen“, betont Professor Krause. Sie zeigen, dass COVID-Impfungen auch für Menschen mit Rheuma sicher sind. Verträglichkeit und Sicherheit entsprechen der der Allgemeinbevölkerung. Die geringe Zahl an Durchbruchsinfektionen bestätigt ein gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis. Die DGRh rät ihren Patienten seit Mitte 2020, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen. Die COVAX-Studie stützt diese Empfehlung umso mehr.
Originalpublikation: Machado PM, Lawson-Tovey S, Strangfeld A, et al: “Safety of vaccination against SARS-CoV-2 in people with rheumatic and musculoskeletal diseases: results from the EULAR Coronavirus Vaccine (COVAX) physician-reported registry” Annals of the Rheumatic Diseases Published Online First: 31 December 2021. doi: 10.1136/annrheumdis-2021-221490