Es wird deshalb nicht gegen ein Placebo geprüft, sondern eher gegen das Gegenteil, ein Nocebo“, erläutert Prof. Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe/ Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt. In der Studie des Forschungszentrums Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe wurde deshalb als aktive und hoffnungs-vermittelnde Kontrollbedingung ein Online-Entspannungstraining verwendet, um diese mögliche Verfälschung zu vermeiden. Die Studie wurde im Journal of Medical Internet Research veröffentlicht und kann unter www.jmir.org/2020/7/e15361/ abgerufen werden. Die Studie wurde gefördert von der Deutsche Bahn Stiftung gGmbH.

Die große Mehrheit der in Deutschland über 5,3 Millionen depressiv Erkrankten wird von Hausärzten und Fachärzten (Psychiater, Nervenärzte) überwiegend mit Antidepressiva behandelt. Nur ein kleinerer Teil der PatientInnen erhält primär Psychotherapie und dies oft erst nach langen Wartezeiten. Beschleunigt durch das Inkrafttreten des digitalen Versorgungsgesetzes in diesem Jahr in Deutschland und durch mehr Offenheit für Digitalisierung als Reaktion auf COVID19 findet ein Wandel im Gesundheitssystem hin zu Onlineangeboten statt.

„In der Behandlung der Depression können internetbasierte Programme von Hausärzten, Fachärzten oder Psychologischen Psychotherapeuten unterstützend zu einer Behandlung mit Antidepressiva oder face-to-face-Psychotherapie eingesetzt werden. Daher ist es besonders wichtig, solide wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise zu haben“, resümiert Prof. Ulrich Hegerl. „Diese methodisch stringente Studie unterstreicht den Stellenwert von professionell begleiteten Online-Programmen in der Versorgung der Menschen mit Depressionen. Sie leisten einen Beitrag, Versorgungsdefizite zu reduzieren und die Patienten im Umgang mit dieser schweren Erkrankung zu unterstützen“, so Hegerl weiter.

Aktuell arbeitet die Stiftung Deutsche Depressionshilfe an einer neuen Version von iFightDepression. Auf Basis zahlreicher Rückmeldungen wird die Funktionalität weiter verbessert und die Inhalte leichter zugänglich dargestellt.
Das Programm ist derzeit in zwölf Sprachen verfügbar (deutsch, englisch, italienisch, estnisch, ungarisch, griechisch, norwegisch, spanisch, katalanisch, baskisch, albanisch, arabisch). Zudem gibt es in vielen Sprachen eine spezielle Version für junge Menschen. iFightDepression setzt eine Begleitung durch einen Arzt oder Psychologischen Psychotherapeuten voraus, da es wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass begleitete Programme wirksamer sind. Das Programm ist sowohl für Fachpersonal als auch für PatientInnen kostenfrei. Mehr Informationen unter: www.deutsche-depressionshilfe.de/ifightdepression

Originalpublikation: www.jmir.org

Link: www.ifightdepression.com

 

 

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein