Eine aktuelle Befragung des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) untersucht die Verbreitung und Akzeptanz von Homeoffice in Deutschland vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise. Führen steigende Kosten und die aktuelle Energiekrise dazu, dass Arbeitnehmer wieder mehr im Büro arbeiten, um zu Hause Heiz- und Stromkosten zu sparen?
Mit seiner mittlerweile achten repräsentativen Befragung zum Thema Homeoffice beleuchtet das bidt – ein Institut der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) – Zusammenhänge zwischen der gegenwärtigen Energiekrise und der Nutzung von Homeoffice. Dazu wurden im Oktober 2022 knapp 1.000 Berufstätige in Deutschland online befragt und Daten zu den Hauptgründen für die eigene Homeoffice-Nutzung sowie zu den Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise erhoben.
Standen in den letzten beiden Wintern Infektionsschutzgründe im Zentrum der gesellschaftspolitischen Debatte rund um die Arbeit aus den eigenen vier Wänden, ist es in diesem Winter die Energiekrise und die Einsparung von Kosten und Ressourcen. Grundsätzlich steht eine Mehrheit von zwei Dritteln der Befragten der Möglichkeit einer Ausweitung der Homeoffice-Nutzung positiv gegenüber, wenn der Arbeitgeber dies planen würde, um Energiekosten zu sparen – beispielsweise, indem Bürogebäude weniger beheizt werden oder weniger Strom verbraucht wird. Auf der anderen Seite besteht auch die begründete Vermutung, dass die gestiegenen Energiekosten zu Hause den Gang ins Büro für Mitarbeiter wieder attraktiver erscheinen lassen.
Gehen nun Berufstätige wieder vermehrt ins Büro, um zu Hause Heiz- und Stromkosten einzusparen? Die Ergebnisse der bidt-Befragung unterstützen diese These nicht. „Wir sehen eher das Gegenteil: Die Homeoffice-Nutzung ist weiter gestiegen. So arbeiten mit 55 Prozent der Berufstätigen derzeit mehr Berufstätige mindestens gelegentlich von zu Hause aus als in allen anderen Befragungswellen des bidt zuvor. Mehr noch, wenn sich Berufstätige über die Energiekosten Gedanken machen, wollen sie eher noch öfter von zu Hause aus arbeiten als weniger“, so Dr. Roland A. Stürz, Leiter des Think Tank am bidt.
Ferner zeigt sich, dass andere Faktoren eine entscheidendere Rolle bei der Homeoffice-Nutzung spielen als die Energiekrise. „Der wichtigste Grund der befragten Berufstätigen für ein Arbeiten von zu Hause aus ist die bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, gefolgt von einem produktiveren, besseren und konzentrierteren Arbeiten aus den eigenen vier Wänden“, so Stürz. Nur etwa ein Viertel der Homeoffice-Nutzenden gibt als einen der Hauptgründe für die Nutzung von Homeoffice eine Einsparung von Kosten oder den Schutz vor einer Coronainfektion an.
Prognosen, dass die Attraktivität des Gangs ins Büro aufgrund der steigenden Energiekosten wieder zunehmen wird, scheinen sich damit zunächst nicht zu bestätigen. „Offenbar überwiegen in der Kalkulation von vielen Beschäftigten die eingesparten Pendelkosten die Mehrkosten u. a. für Heizung und Strom zu Hause – insbesondere, wenn sich dadurch auch eine bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben erreichen lässt“, so Stürz. Auch die Zufriedenheit mit der eigenen Situation im Homeoffice ist weiterhin hoch: 94 Prozent der Berufstätigen, die mehrmals pro Woche von zu Hause aus arbeiten, geben an, dass sie eher oder sehr zufrieden sind.
Über das bidt:
Das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) ist ein Institut der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Es trägt dazu bei, die Entwicklungen und Herausforderungen des digitalen Wandels besser zu verstehen. Damit liefert es die Grundlagen, um die digitale Zukunft im Dialog mit der Gesellschaft verantwortungsvoll und gemeinwohlorientiert zu gestalten. Das bidt fördert herausragende interdisziplinäre Forschung und liefert als Think Tank Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft evidenzbasierte Empfehlungen. Forschung findet am Institut im offenen Dialog zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft statt.