Bild: Marco König
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Die Sprengung eines Geldautomaten in Homburg am Gründonnerstag war außergewöhnlich (wir berichteten). Denn wie die Polizei auf Homburg1-Anfrage mitteilte, sind solche Fälle im Saarland äußerst selten. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. Dass das Saarland diesbezüglich verhältnismäßig glimpflich davonkommt, hat wohl einen bestimmten Grund.

Es war durchaus spektakulär, was sich in der Nacht zu Gründonnerstag in der Homburger Innenstadt abspielte. Zunächst sprengten bislang Unbekannte einen Geldautomaten in der Eisenbahnstraße. Anschließend lieferten sie sich auch noch eine Verfolgungsjagd mit der Polizei und entwischten den Beamten schließlich auf der Autobahn. Der entstandene Schaden liegt laut Polizei wohl bei mehreren zehntausend Euro. Doch nicht nur das Vorgehen der Täter und der entstandene Schaden sind außergewöhnlich, sondern auch die Tat selbst. Zumindest für das Saarland.

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Denn wie das saarländische Landespolizeipräsidium auf Anfrage mitteilt, handelt es sich bei solchen Taten nur um Einzelfälle. Während es seit 2020 gar keinen Fall gab, lag der Wert 2019 bei fünf Geldautomatensprengungen. 2018 gab es lediglich eine solche Tat. Die Antwort der Polizei legt auch nahe, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass die Täter nicht gefasst werden. So konnte bisher beispielsweise keiner der Fälle aus dem Jahr 2019 aufgeklärt werden. Dass sich die Polizei mit der Ermittlung solcher Taten anscheinend durchaus schwer tut, dürfte auch daran liegen, dass bei Geldautomatensprengungen meist Profis am Werk sind. Dafür spricht zumindest das Vorgehen der Täter, die laut Polizei sehr gezielt vorgingen. „Bei einer solchen Tat werden die örtlichen Begebenheiten vorher genau ausgekundschaftet“, erklärt die Landespolizei auf Anfrage. „Bei der Tat selbst wird dann oft Gas in den Automaten eingeleitet und dann entzündet. Auch Sprengstoff kann dabei zum Einsatz kommen.“ Mit teils immensem Schaden. Schließlich wird neben dem gestohlenen Geld oft auch noch das jeweilige Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Dieser Schaden sei laut Polizei oft schwerwiegender als der Wert der entwendeten Geldkassetten.

Was im Saarland nur vereinzelt vorkommt, ist in anderen Bundesländern mittlerweile ein regelrechtes Massenphänomen. Das belegen Zahlen aus Nordrhein-Westfalen, wo es laut des dortigen Landeskriminalamts (LKA) im ersten Halbjahr 2020 beispielsweise zu 106 Automatensprengungen kam. Der eklatante Unterschied zwischen unserer Region und NRW dürfte nicht nur an der dort deutlich höheren Zahl an Banken liegen, sondern auch an der Nähe zur niederländischen Grenze. Denn wie das saarländische Landespolizeipräsidium auf unsere Anfrage mitteilt, gebe es im niederländischen Raum eine große Gruppe, die auf diese Art von Überfällen spezialisiert sei. Und auch das LKA in NRW weist auf marokkanisch-niederländische Gruppen hin, in denen rund 300 bis 400 Personen organisiert seien. In den vergangenen Jahren hätten diese Sachschäden von mehreren Millionen Euro verursacht.

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Ob auch in Homburg eine Gruppe aus den Niederlanden zugeschlagen hat, bleibt indes noch offen. Laut Polizei stehe man in diesem Fall erst am Beginn der Ermittlungen.

 

 

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