Homburgs Kulturbeigeordneter Raimund Konrad (l.) und Achim Müller von der Homburger Kulturgesellschaft - Bild: Stephan Bonaventura
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Nach dem vom Landtag beschlossenen Saarlandpakt müssen die Kommunen bis 2024 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Bedeutet für Homburg: Sparen ist angesagt. Das gilt auch und gerade für die Kultur. Was das konkret bedeutet und welche Maßnahmen nun zu ergreifen sind, darüber hat HOMBURG1 mit zwei der wichtigsten städtischen Kulturplaner gesprochen.

„Ich will nicht derjenige sein, der sagt, wir machen kein Maifest mehr.“ Wenn Raimund Konrad diese Worte sagt, dann spürt man: Die Situation rund um die städtische Kultur geht dem 72-Jährigen nahe. Bereits seit 2009 ist er ehrenamtlicher Beigeordneter für Kultur und kennt die Höhen und Tiefen des Kulturbetriebs wie kaum ein anderer in Homburg. Und gerade ist eine Zeit, die wahrlich nicht unter dem Begriff „Hochkultur“ zu fassen ist.

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Das liegt natürlich einerseits an Corona. Nur langsam können kulturelle Veranstaltungen wieder stattfinden, der Nikolausmarkt dürfte Ende November eine der ersten Veranstaltungen sein, die mehr oder weniger ohne Einschränkungen über die Bühne geht. Dennoch möchte bei Konrad keine rechte Euphorie aufkommen. Und das liegt an den finanziellen Mitteln, die immer geringer werden. Denn seit Jahren sinkt der städtische Zuschuss für die Kultur.

Dazu muss man wissen, dass ein Großteil des Budgets der sogenannten städtischen Kulturgesellschaft aus der Stadtkasse selbst stammt. In diesem Jahr waren es 500.000 Euro, die dem kommissarischen Leiter der städtischen Kulturgesellschaft, Achim Müller, zur Verfügung standen. Dieses Geld kann jedoch keineswegs voll und ganz in die kulturellen Angebote fließen. „In diesem Jahr mussten von diesem Geld allein 286.000 Euro für interne Verrechnungen verwendet werden, also beispielsweise für den Baubetriebshof oder die Mitarbeiter“, erklärt Müller. Heißt, de facto fließt das Geld wieder an die Stadt zurück.

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Somit blieben lediglich rund 200.000 Euro, um in Konzerte, Theater und Co. zu investieren. Viel zu wenig, um den Bürgern große Highlights bieten zu können. Nun war das in Corona-Zeiten ohnehin nicht möglich, doch die Situation wird in den kommenden Jahren kaum besser. Schließlich steigen die Ausgaben, beispielsweise für den Baubetriebshof, weil wieder mehr Feste stattfinden dürften. Einziger Lichtblick: Am 8. Januar wird der Flohmarkt wieder stattfinden. „Das ist mit einem jährlich sechsstelligen Betrag unsere Haupteinnahmequelle“, so Müller.

Archivbild: Der Homburger Flohmarkt hat sich mit den Jahren zum größten im südwestdeutschen Raum entwickelt. Die Menschen kommen aus nah und fern. – Bild: Stephan Bonaventura

Flohmarkt hin oder her, große Sprünge werden sich in den kommenden Jahren nicht machen lassen. Stattdessen wird wohl oder übel der Rotstift angesetzt. „Natürlich haben wir den Sparwillen im Hinterkopf“, unterstreicht Konrad. „So sind wir bei den Meisterkonzerten um rund 30.000 Euro heruntergegangen und auch beim Theater schauen wir, dass wir weniger ausgeben.“

Welche Sparmaßnahmen im kommenden Jahr noch getroffen werden müssen, entscheidet letztendlich die Haushaltsstrukturkommission der Stadt, die den städtischen Zuschuss festlegt, der schließlich vom Stadtrat bewilligt wird. Zwar werden den städtischen Kulturplanern keine direkten Vorgaben gemacht, aber der Gesamtbetrag schafft letztlich Fakten. Sollten diese bedeuten, dass in Zukunft ganze Feste abgesagt werden, möchte Konrad die Verantwortung dafür nicht übernehmen. „Dann soll die Haushaltsstrukturkommission sagen, was konkret nicht mehr gemacht werden kann.“

Sparen ist das eine. Daneben besteht aber natürlich auch die Möglichkeit, die Einnahmeseite zu verbessern. Wie zum Beispiel beim Maifest, wo man 2019 zum ersten Mal Mehrweg-Becher, die sogenannten Maifest-Becher, für zwei Euro kaufen konnte. „Diese Aktion hat uns immerhin 12.000 Euro eingebracht, damit kann man schon ein bisschen Kultur machen.“ Doch lassen sich solche Einnahmesteigerungen nicht immer einfach durchsetzen. So zum Beispiel beim Jägersburger Strandfest.

Dort wünscht sich Müller Eintrittsgelder, um beispielsweis renommierte Bands an Land ziehen zu können. Problem laut dem Leiter der Kulturgesellschaft: Der dortige Ortsrat zieht nicht mit. „Aber irgendwann muss man einfach in den sauren Apfel beißen, ansonsten kann man sich eben keine Highlights mehr leisten.“ Die städtische Kultur geht also höchstwahrscheinlich einer nicht sehr rosigen Zukunft entgegen. Für Achim Müller ein echter Standortnachteil. „Eine Stadt ohne kulturelle Angebote geht gar nicht, denn dann gehen die Menschen in die Nachbarorte. Irgendwann sparst du dich eben tot.“

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