Ein begehbarer Bienenkorb in unserer Region? Ein Bauwerk, das fast vollständig aus heimischen Rohmaterialien selbst hergestellt wurde? Das kommt einer kleinen Sensation gleich.
„Ganz korrekt müssten wir von einem ‚Bienenhaus‘ sprechen, das der Form eines Bienenkorbes nachgebildet ist“, differenzierte Christian Stein vom Fachbereich „Biosphäre, Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltige Entwicklungsprozesse“ des Saarpfalz-Kreises, der die erlebnisreiche Baumaßnahme für das Kulturlandschaftszentrums „Haus Lochfeld“ in Wittersheim initiiert und geleitet hatte. So ist dieser neue „Lern- und Erlebnisort Biene“ nach etwa einjähriger Bauzeit am 12. September im Beisein von u. a. Landrat und Verbandsvorsteher „Zweckverband Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe“ Dr. Theophil Gallo und Monika Steffen-Rettenmaier, Geschäftsführerin der Neuen Arbeit Saar (NAS), sowie von am Projekt beteiligten Helfern offiziell seiner Bestimmung übergeben worden.
Seit vielen Jahren kümmert sich das Kulturlandschaftszentrum intensiv um die Themen Bienen und Imkerei. Zahlreiche Vorträge, Workshops und Vorführungen direkt an den Bienenstöcken finden auf dem Gelände statt. Mit dem Ziel, diese Aktionen und Bemühungen zu intensivieren, hat der „Zweckverband Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe“ in Zusammenarbeit mit der Neuen Arbeit Saar (NAS), einer regionalen Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft und staatlich anerkannten Träger der beruflichen Weiterbildung, einen Bereich der Gartenanlage zu einem „Lern- und Erlebnisort Biene“ umgestaltet. Dabei sind das genannte Bienenhaus und drei vom Aufbau und Prinzip unterschiedliche Bienen-Schaukästen entstanden, mehrere Informationstafeln runden das Angebot ab. Daran hätten Biene Maya und Willi sicher auch ihre Freude gehabt. Nicht zuletzt stehen die beiden possierlichen Comichelden Pate für einen aufrecht stehenden Schaukasten, durch dessen geöffnete Türen das Bienenvolk beobachtet werden kann. Fehlt nur noch die Klatschmohnwiese.
„Ich bin sehr beeindruckt von dem Ergebnis dieser Maßnahme. Es ist offensichtlich, dass die Menschen über unterschiedliche Kanäle mehr und mehr für die besondere Bienen-Thematik sensibilisiert werden und sich Gott sei Dank auch sensibilisieren lassen. Mit diesem konkreten Anschauungsobjekt hier im Haus Lochfeld – das Kulturlandschaftszentrum per se ist eine außergewöhnliche Stätte, die ihresgleichen sucht – bietet der „Zweckverband Saar-Blies-Gau/Auf der Lohe“ eine weitere attraktive und sinnvolle Lernumgebung für Groß und Klein. Darauf können wir stolz sein. Und ich wünsche mir, dass dieser Erlebnisort auch überregional Anerkennung findet und als solcher angenommen wird. Mein Dank gilt allen, die sich an diesem besonderen Bauprojekt beteiligt haben“, sagte der Verbandsvorsteher. Mit viel Freude besichtigte er das handgefertigte Bienenhaus. Der Corpus wurde außen mit etwa 1800 eigens angefertigten und maßgeschnittenen Dachschindeln aus Douglasienholz eingedeckt. 8000 Astscheiben aus acht verschiedenen heimischen Baumsorten wurden zugeschnitten, um die Seitenwände im Innern des Bienenhauses zu verkleiden. Die Decke wiederum hängte die Beschäftigungsgruppe mit selbst geernteten und geflochtenen Weideruten ab. Im Zentrum befindet sich ein zweistöckiger Bienenschaukasten mit Flugtunnel – ebenfalls von Hand gebaut und installiert. Im Flugtunnel herrscht sichtbar Ordnung: schön ordentlich krabbeln die Bienen auf der rechten Seite in den „Bienenstock“ hinein und links wieder hinaus, zumindest scheint es so in diesem Moment. Um das Bienenhaus auf sicheren Grund stellen zu können, musste zunächst die Fläche mit einer Mauer aus Natur-Kalksandsteinen terrassiert werden. Den Boden wiederum befestigen und schmücken kleine Pflastersteine in Form von Bienenwaben. Das Gelände wird nach unten hin mit einem Staketen-Naturzaun aus selbst geerntetem und geschältem Akazienholz gesichert.
Alles in allem ist das Gesamtensemble eine große Bereicherung für das Kulturlandschaftszentrum im Sinne des Natur- und Artenschutzes. Zur Umsetzung dieser Maßnahme leiteten Stefan Birkelbach (Abteilung Dorferneuerung Gartenlandschaftsbau bei der NAS) und Friedemann Thinnes (Abteilung Dorferneuerung Holzgewerke der NAS) insgesamt 15 Maßnahmeteilnehmerinnen und -teilnehmer an. Zu ihnen zählten Mustafa Alabduh, Omar Omar und Andreas Kuhndt. Alle drei bestätigten vor Ort, dass die intensive Arbeit ihnen viel Spaß bereitet und sie vieles dazu gelernt hätten. Zur finanziellen Unterstützung der Maßnahme trugen der Saarpfalz-Kreis, das Jobcenter des Saarpfalz-Kreises und das saarländische Umweltministerium bei.