Die Übergabe der Neujahrsbrezel ist eine Traditionsveranstaltung, auf die niemand verzichten möchte: weder der Saarpfalz-Kreis, noch die Stadt Homburg und sicher auch nicht die saarländische Bäckerinnung.
Einzigartig im Saarland ist es, dass Kreis und Stadt gemeinsam zu Beginn jedes neuen Jahres die Bäcker zum gemeinsamen Austausch einladen. Mit den Neujahrsbrezeln aus süßem Hefeteig wünschen die Bäcker den beiden Verwaltungen wiederum „Glück und Wohlergehen“ – so besagt es der Brauch.
Diese Geste wissen Landrat Dr. Theophil Gallo und Homburgs Bürgermeister Michael Forster sehr zu schätzen, so dass es nun bereits zum 59. Mal zu dieser besonderen Zusammenkunft gekommen ist und die beiden Verwaltungschefs die Gäste in den Räumlichkeiten der Kreisverwaltung herzlich begrüßten.
Landesinnungsmeister Hans-Jörg Kleinbauer und Innungsgeschäftsführerin Sabine Hensler gelingt es immer wieder, aktive Bäcker aus dem ganzen Saarland für diesen Termin zu begeistern. So wurden sie von den Bäckermeistern Peter Tinnes (Merzig), Gerhard Ecker (Homburg), Stefan Lang (Schiffweiler), Volker Eberle (Erbach), Gerd Leibrock (Limbach) und Albrecht Ackermann (Bliesmengen-Bolchen) begleitet. Und auch die ehemaligen Bäckereiinhaber Peter Emser (Einöd) und Johannes Lindemann (Homburg) saßen mit am Tisch. Johannes Lindemann (Homburg) war übrigens ein Mann der ersten Stunde. Als einziger Teilnehmer wohnte er der ersten Veranstaltung vor 59 Jahren bei.
Von Seiten der Verwaltungen komplettierten der hauptamtliche Beigeordnete der Stadt Homburg, Manfred Rippel, und Daniela Colling, Hautamtsleiterin bei der Stadt, die interessierte Runde. Nicht alle Themen, die an diesem Vormittag angesprochen wurden, sorgten für Schmunzeln. Dennoch ließ Hans Jörg Kleinbauer am Fortbestehen der Bäckereibetriebe keinen Zweifel: „Wir verändern uns, aber wir sterben nicht aus.“
Zunächst war es Landrat Dr. Theophil Gallo wichtig, die Bedeutung nicht nur dieses Treffens, sondern des Bäckerhandwerks insgesamt hervorzuheben: „Das Bäckerhandwerk verdient Anerkennung, denn es sorgt im wahrsten Sinne für unser tägliches Brot. Es kommt heutzutage schon einer Kunst gleich und wir sollten alle stolz sein, dass wir unsere Bäckerinnen und Bäcker haben. Gleichwohl hat auch diese Branche mit Herausforderungen zu kämpfen, die letztendlich viele andere Berufsgruppen auch betreffen, ich nenne beispielsweise den Nachwuchs- und Arbeitskräftemangel. Die Bäcker werden mehr und mehr gefordert. Auch dass wir darüber sprechen können, dazu sind wir heute hier.“
Bürgermeister Michael Forster bekräftigte: „Das ist eine wichtige Veranstaltung, weil es darum geht, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das Handwerk etwas wert ist. Nicht mehr alle Stadtteile können beispielsweise einen Bäcker oder auch einen Metzger vorhalten. Umso wichtiger ist es für uns bei dieser Gelegenheit zu erfahren, was die Politik für das Handwerk und dessen Zukunft tun kann. Wir brauchen das Handwerk auch für die weitere Entwicklung der Gesellschaft.“
Hans-Jörg Kleinbauer sieht in einigen Bereichen keine „gute Entwicklung“. So sei es durchaus problematisch, einen gerechten Abstand zwischen Mindestlohn und Facharbeiterlohn zu wahren. Auch wünscht er sich von der Regierung eine konkrete finanzielle Entlastung hinsichtlich der Energiekosten. „Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise müssen die Verbraucher mittragen. Es stimmt, man muss für Lebensmittel heutzutage mehr bezahlen als früher. Und das Brot beim Discounter scheint dann für einige Menschen doch nicht so viel schlechter als der Preis ausmacht. Also wird dort mehr eingekauft. Doch wenn man uns fragt, so können wir den Preis fürs Brot sehr plausibel erklären. Wer dies versteht und auch ein stückweit akzeptiert, akzeptieren kann, kauft sein Brot in den niedergelassenen Bäckereien. Und bei aller Brotvielfalt bleibt es unerlässlich, dass die Bäckerbetriebe herausfinden, was sie gut können. Das unterstreicht deren Individualität und bringt gleichzeitig Qualität“, wirbt Hans-Jörg Kleinbauer für das Bäckerhandwerk.
Die Innung wirbt gerade in der Kreisstadt zu mehreren Gelegenheiten, beispielsweise bei der Stollenprüfung, beim beliebten Brotmarkt, der den Besucher die Vielfalt bietet, die sie suchen und lieben, oder bei der Veranstaltung „Brot und Wein“, die in diesem Jahr wieder stattfinden wird. Die Bäckerinnung ist durchaus in der Region präsent. „Zum ‚Tag des Handwerks‘ in Blieskastel vor zwei Jahren wurden auch die Schulen eingeladen und wir registrierten durchaus Interesse von Schülerinnen und Schülern an unserem Beruf“, bleibt Sabine Hensler zuversichtlich in der Hoffnung, dass der Handwerkstag im September dieses Jahres in Saarbrücken wieder den einen oder anderen Lehrvertrag im Bäckerhandwerk initiieren wird.
Zu den Lehrverträgen gibt die Handwerkskammer zum 3. Januar folgende Daten an: Eingetragen sind 118, damit 20 Lehrverträge weniges als im Januar 2023. Davon sind 55 Auszubildende als Bäcker (Vorjahr: 53) und 63 Auszubildenden als Verkäufer (Vorjahr: 85). Von den 118 Auszubildenden werden 84 (ca. 70 Prozent) in Innungsbetrieben ausgebildet. Sabine Hensler hatte weitere (vorläufige) Daten der Handwerkskammer zur Hand. Die Zahl der eingetragenen Betriebe im Bäckerhandwerk im Januar beträgt 175 (Vorjahr: 187), ohne Cupcake-Bäcker oder ähnliche Betriebe sind es 141 Handwerksbäckereien mit der bekannten Vielfalt an Backwaren. Insgesamt zählt das saarländische Bäckerhandwerk 3600 Beschäftigte.
Die saarländische Bäckerinnung verzeichnet rund 100 aktive Mitglieder. Es gab im vergangenen Jahr fünf Betriebsschließungen aufgrund von Rente ohne Nachfolge und einer Insolvenz sowie ein Neumitglied. „Insgesamt betrachtet vertreten wir als Bäckerinnung Saarland weiterhin 68 Prozent der saarländischen Handwerksbäckereien“, so die Geschäftsführerin.
Zum Schluss dankten Landrat Dr. Theophil Gallo und Bürgermeister Michael Forster den anwesenden Bäckern ganz herzlich für ihr Kommen, natürlich für die mit der Neujahrsbrezel verbundenen guten Wünsche und sie blickten schon jetzt mit Vorfreude auf den 60. Geburtstag der Veranstaltung im kommenden Jahr.