Im Saarland starten jetzt neue Kurse zur Erstorientierung und Wertevermittlung für Asylbewerberinnen und –bewerber, aber auch für bereits anerkannte Flüchtlinge. Neu an den bereits seit Anfang 2016 in der Landesaufnahmestelle in Lebach stattfindenden Kurse ist die jetzt flächendeckende Einführung des Angebots in den Kommunen. Eine bundesweite Förderung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) von insgesamt 40 Millionen Euro macht diese Erweiterung möglich.
„Für den ersten Eindruck gibt es bekanntlich keine zweite Chance! Um sich den Weg in eine Gesellschaft zu ebnen, muss man die Sprache kennen und die Werteordnung eines Landes verstehen“, erläutert Innenminister Klaus Bouillon die Zielrichtung des Kursangebotes. „Wir wollen den Menschen, die zu uns kommen bereits in den ersten Wochen ihres Aufenthalts grundlegende Werte unserer Gesellschaft vermitteln. Bereits mit der Zuweisung in die Kommunen sollen sie konkrete Vorstellungen davon haben, was für unser Zusammenleben wichtig ist.“
Das Ministerium für Inneres, Bauen und Sport hat in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie die Diakonie Saar und die Caritasverbände als Träger für dieses bedeutende Projekt ausgewählt.
Das Saarland hat die Chance der schnellstmöglichen Eingliederung schon früh erkannt: Bereits seit Anfang 2016 gibt es in der Landesaufnahmestelle ein landeseigenes Projekt („Werteorientiere Sprachförderung“), das gemeinsam mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und der LIGA der Wohlfahrtsverbände unter Federführung der Diakonie Saar konzipiert wurde und erfolgreich mit Landesmitteln von der Diakonie und Caritas durchgeführt wurde.
Bislang war die Teilnahme auf die Unterbringungsdauer in Lebach beschränkt. Da es für die Gruppe der Asylbewerberinnen und -bewerber mit unklarer Bleibeperspektive bislang kein bundesweit einheitliches Orientierungsangebot gab, hat das BAMF das Erstorientierungskurse (EOK)-Projekt initiiert und die flächendeckende Einführung der Kurse durch eine bundesweite Förderung in Höhe von 40 Millionen Euro möglich gemacht. Dem Saarland sollen davon nach dem Königssteiner Schlüssel 488.692 Euro zukommen.
In den Kursen sollen neben einfachen Sprachkenntnissen wesentliche Informationen über das Leben in Deutschland vermittelt werden. Ziel ist, an konkreten Lebensthemen wie Mobilität, Einkauf oder Sitten und Gebräuche gleichzeitig Sprache und kulturelle Eigenheiten zu vermitteln. Dabei ist die Möglichkeit gegeben, möglichst vielen Flüchtlingen und Asylbewerberinnen und -bewerbern die Grundzüge der freiheitlichen demokratischen Grundordnung nahezubringen.
In maximal sechs Modulen (300 Unterrichtseinheiten) werden Asylbewerberinnen und -bewerber Wissen und Deutschkenntnisse vermittelt, um sich im Alltag zurechtzufinden. Das Modul „Werte und Zusammenleben“ soll auf Wunsch des Innenministeriums hin bereits in Lebach verpflichtend durchgeführt werden. Hier stehen neben den Werten v.a. Normen im Vordergrund.
„Mit dem Angebot der Erstorientierungskurse im Saarland können wir Geflüchtete dort abholen, wo sie sind und ihnen die Hilfestellungen geben, die sie anfangs benötigen. Wir vermitteln Ihnen Wissen für ihr neues Leben in Deutschland, helfen Ihnen, eine erste Vorstellung von Werten und Normen und von Alltagshandeln in ihrem neuen Umfeld aufzubauen“, erklärt Wolfgang Biehl, Geschäftsführer der Diakonie Saar. Zudem seien die Erstorientierungskurse die erste wichtige Stufe beim Spracherwerb und damit zum Gelingen einer Integration: Sie vermitteln grundlegende Sprachkenntnisse in Alltagszusammenhängen, so Biehl. In den Kursen steht das Sprechen, der Spracherwerb im Vordergrund, um beim Eintreffen in den Kommunen erste sprachliche Kontakte knüpfen zu können. In den weiterführenden Integrationskursen steht dann der Schriftsprachenerwerb im Vordergrund.
In der Kooperation mit fünf Ortsverbänden der Caritas setzt die Diakonie die Kurse in der Fläche um. Die dazugehörigen Migrationsdienste der Diakonie Saar und der Caritasverbände unterstützen in weiteren migrationsspezifischen Fragen.
Minister Bouillon: „Mit diesem Angebot erhalten die Menschen die Chance für einen guten Start in den Kommunen, weil sie unsere wichtigsten Gemeinschaftsregeln kennenlernen und sich von Anfang an daran orientieren können. Dadurch erhoffen wir uns frühzeitig starke positive Effekte in Bezug auf Geschlechterrollen und Religion.“