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Es klingt paradox: In Zukunft werden Aale aus der Saar gefischt, um sie zu schützen.
Saarlands Minister für Umwelt und Verbraucherschutz, Reinhold Jost, und Hans Bünting, Vorstand Erneuerbare Energien bei innogy SE, unterzeichnen heute den Vertrag zur Aalschutzkooperation an der (saarländischen) Saar. Ziel ist es, Aale in der Saar gezielt mit Reusen abzufischen, um sie anschließend nach Linz wieder in den Rhein zu setzen. Von hier aus können die Tiere ungehindert von Turbinen in Wasserkraftwerken in Richtung ihrer Laichgebiete in der Sargassosee abwandern.
Minister Jost erklärt: Mit dieser Aalschutzinitiative leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Tierschutz für eine Fischart, die weltweit  zu den gefährdetsten Arten gehört. Wir unterstützen damit die Bemühungen der Europäischen Union zum Schutz des Europäischen Aals. Wir erhoffen uns durch dieses Projekt aber auch neue Erkenntnisse über die Einflussfaktoren in der Saar, die die Aal-Wanderungen  auslösen.
Hans Bünting, Vorstand Erneuerbare Energien bei innogy SE (Mitte links), und Minister Jost fischen mit Unterstützung von Mitarbeitern des Fischereiverbandes Aale aus der Saar. Foto: Rolf Ruppenthal
Hans Bünting, Vorstand Erneuerbare Energien bei innogy SE (Mitte links), und Minister Jost fischen mit Unterstützung von Mitarbeitern des Fischereiverbandes Aale aus der Saar. Foto: Rolf Ruppenthal
Hans Bünting ergänzt: „Die Wasserkraft ist ein wichtiger Baustein der Energiewende, da sie seit über hundert Jahren zuverlässig, wirtschaftlich und rund um die Uhr klimafreundlichen Strom erzeugt. Daher ist es wichtig, ihren Einfluss auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten – pragmatisch und wirkungsvoll. Die Aalschutzinitiative erfüllt diese Kriterien, so unsere 20-jährigen Erfahrungen an der Mosel. Da wir hier im Saarland auch vier Kraftwerke an der Saar betreiben, freue ich mich besonders über die neue Kooperation mit dem Umweltministerium und dem Fischereiverband Saar.“
Die RWE-Tochter innogy finanziert die Aalschutzmaßnahmen an der Saar zunächst bis 2018 und unterstützt die projektbegleitende Arbeitsgruppe bei der Analyse der Projektergebnisse.
Der Präsident des Fischereiverbandes Saar, Andreas Schneiderlöchner, sagt: „Als Grund für den dramatischen Bestandsrückgang wird die überhöhte Sterblichkeit von Aalen während ihrer kontinentalen Wachstumsphase angenommen. Um den Aal nachhaltig zu nutzen und den Bestand zu stützen, ist als sinnvolle Sofortmaßnahme das gezielte Abfangen abwandernder Aale vor den Kraftwerken und der Transport in kraftwerksfreie Flussläufe dringend erforderlich.“
Nach der erfolgreichen Erprobungsphase im Jahr 2015  intensiviert nun ein vierköpfiges Team des Fischereiverbandes Saar, um den Vizepräsidenten Bernd Hoen und den Verbandsbiologen Sebastian Hoffmann die Abfischaktionen zur Erhöhung der Fangmengen. In der aktuellen Abwanderungsphase sind täglich vier ehrenamtliche Kräfte des Fischereiverbandes Saar im Einsatz und fangen die Aale unterhalb der Staustufen ab.
Die Wanderung der Aale:
Der Europäische Aal gehört zu den besonders gefährdeten Tierarten. Nach der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) ist er vom Aussterben bedroht. Für den aktuellen Bestandsrückgang gibt es nach gegenwärtigem Wissensstand verschiedene Ursachen, wie u.a. die Änderung des Golfstroms und die übermäßige Abfischung der Jungaalbestände vor den europäischen Küsten sowie im Binnenland oder die Beschädigung bei der Passage von Wasserkraftanlagen. Der Aal ist Teil der natürlichen Lebensgemeinschaft der Saar. Hier wächst er heran, wird erwachsen und fortpflanzungsfähig und tritt bei speziellen Umweltbedingungen, wie z.B. hinsichtlich Abflusssteigerung, Wassertemperatur und Wassertrübung seine aktive Wanderung in Richtung Nordsee und weiter in die Sargassosee an. Hier laichen die Tiere ab. Die geschlüpften Larven wandern dann über Strömungen an die europäischen Küsten. Ein Teil davon gelangt anschließend über natürliche Wanderung ins Binnenland oder wird an den Küsten, insbesondere an den Flussmündungen der französischen Atlantikküste und dem englischen Fluss Severn abgefangen und in geeignete Aufwuchsareale im Binnenland gebracht.
Auf dem Weg von der Saar über Mosel und Rhein zur Nordsee muss der Aal einige Hindernisse überwinden. Dazu gehören unter anderem Laufwasserkraftwerke an der Saar.
Die Aalschutzkooperation
Um die Schädigung der Aale durch Turbinen in Wasserkraftwerken zu reduzieren, wurde auf Initiative des Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz im Jahr 2015 in Kooperation mit dem Fischereiverband Saar die Pilotphase für eine Aalschutzinitiative an der (saarländischen) Saar gestartet.  Daran beteiligt sich nun auch innogy SE, die im saarländischen Teil der Saar vier Laufwasserkraftwerke betreibt. Der RWE-Konzern unterstützt bereits seit 20 Jahren den Aalschutz an der Mosel.
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