„Die Feier des Reformationsjubiläums im Saarland hat die Zusammengehörigkeit der Evangelischen gestärkt und den christlichen Glauben ins Zentrum gestellt“, sagt Christian Weyer Superintendent des Kirchenkreises Saar-West und Vorsitzender der Steuerungsgruppe, die die Feierlichkeiten geplant hat. Er zog ein positives Resümee der zwei Festtage. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher hätten sich mit den alten Botschaften der Reformatoren auseinandergesetzt und neue Thesen für unsere Zeit entwickelt. Weyer hob auch die gute Zusammenarbeit der Kirchenkreise der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Kirchenbezirke der Protestantischen Kirche der Pfalz im Rahmen der Feierlichkeiten hervor.
Nicht nur die zentrale Feier in der mit gut 800 Besucherinnen und Besuchern voll besetzten Ludwigskirche am 30. Oktober, sondern auch die Gottesdienste und Festlichkeiten in den Kirchengemeinden am Reformationstag waren enorm gut besucht. Nach ersten Einschätzungen haben über 20 000 Menschen die unterschiedlichen Veranstaltungen besucht, von den zahlreichen Gemeindefesten bis zur „Nacht der Reformation“.
Daran beteiligten sich 53 Gemeinden an 45 Orten. Häufig feierten evangelische, katholische und freikirchliche Gemeinden gemeinsam, wie etwa in St. Wendel. Hier öffneten fünf Kirchen der Stadt ihre Türen unter dem Motto „ecclesia reloaded“. Es gab unter anderem eine magische Reise durch fünf Jahrhunderte mit dem Magier Kalibo oder die Theateraufführung „Mönsch Martin“.
In Merzig lud die evangelische Kirchengemeinde unter dem Motto „Iss, was gar ist; trink, was klar ist; sag, was wahr ist“ zu einem Abendessen in der Kirche mit Musik und Auszügen aus Luthers Tischreden ein. In der evangelischen Kirche Dillingen gab es zu Lutherbier, Gewürzwein und Reformationsbrötchen Mitmachaktionen und Informationen über Frauen der Reformation. In der Diakoniekirche in Saarbrücken-Malstatt ging es um das Thema „Gerechtigkeit“. In der Versöhnungskirche Völklingen betrachtete der „Wortkünstler“ Detlev Schönauer die Reformation durch die kabarettistische Brille. Und in Saarbrücken-Brebach gingen bei einer Feuershow symbolisch Ablass-Briefe in Flammen auf.
In dem Reformationsgottesdienst und dem anschließenden Festakt am Abend zuvor, an dem zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Kirchen und Gesellschaft teilnahmen, hatte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, zu Umkehr, Veränderung und Neuanfang in Kirchen und Gesellschaft aufgerufen.
Umkehr – Buße tun – sei keine einmalige Aufgabe, sagte Rekowski. „Umkehr, Veränderung und Neuanfang waren zu Jesu Zeiten dran, zu Luthers Zeiten angesagt und sind auch heute das Gebot der Stunde. Als einzelne Christen, aber auch als Kirchen sollten wir uns jederzeit fragen: Sind wir noch auf Kurs?“, unterstrich Rekowski.
Die Reformation gemahne uns heute, dass Freiheit nur sinnvoll genutzt werde, wenn sie im Sinne und auf den anderen, den Bruder bezogen eingesetzt werde, sagte die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer unter Bezug auf Luthers Freiheitsbegriff in ihrem Grußwort beim anschließenden Festakt. „Freiheit hat immer eine Dimension der Verantwortung, das ist eines der Ergebnisse der Reformation, die uns bis heute prägt“, unterstrich die Regierungschefin.
„Zum großen Ziel der Einheit der Kirchen gibt es keine Alternative“, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann in seinem Grußwort. Das 500. Jubiläum der Reformation sei das bisher ökumenischste aller Zeiten. Er freue sich auf den weiteren Weg und hoffe, dass der 31. Oktober 2017 kein Schlusspunkt werde, „sondern ein Doppelpunkt ist, hinter dem wir die Ökumene aus voller Überzeugung, aber auch vergnügt, erlöst, befreit weiterschreiben.“
Diesen Impuls nehme die Evangelische Kirche gerne auf, betont Weyer. „Schon während des gesamten Jubiläumsjahres seien vor Ort in den Gemeinden zahlreiche ökumenische Akzente gesetzt worden. „Nun gilt es, die Thesen aufzugreifen, die überall während des Jubiläumsjahres gesammelt wurden“, sagte der Superintendent mit einem Blick in die Zukunft „Sie bieten viele Anregungen zur Weiterentwicklung der evangelischen Kirche.“