Symbolbild

Der saarländische Einzelhandel lockt viele Konsumenten aus den Nachbarregionen an. Im Saarland wird mehr Umsatz erzielt, als die Bevölkerung an Kaufkraft zur Verfügung hat.

Dies geht aus aktuellen Marktdaten von MB-Research für 2023 hervor, die die IHK Saarland heute vorgestellt hat. Die Untersuchung enthält Zahlen zur Kaufkraft in den saarländischen Städten und Gemeinden und zur sogenannten Zentralität. Eine Zentralität von über 100 bedeutet, dass der Umsatz in einer Region oder Stadt höher ist als die Kaufkraft der dort lebenden Bevölkerung. Das Saarland konnte laut MB Research mit einer Zentralität von 111,4 seine Position im Bundesländer-Ranking knapp hinter Hamburg (111,6) und dem Spitzenreiter Bremen (117, 3) festigen.

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„Die Marktdaten zeigen einmal mehr, in welch hohem Maße dem saarländischen Einzelhandel Kaufkraft von außen zufließt – insbesondere aus Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg. Dies zeugt von der Attraktivität des saarländischen Einzelhandels, dessen Angebot auch in Zeiten eines erheblichen Umbruchs innerhalb der Branche von den Konsumenten als attraktiv empfunden wird.“ So kommentierte IHK-Geschäftsführer Dr. Carsten Meier die Daten von MB-Research. Vor allem für Kunden aus Lothringen und Luxemburg seien das vergleichsweise günstige Preisniveau in wichtigen Sortimentsgruppen des täglichen Bedarfs sowie die gute und schnelle Erreichbarkeit wichtige Argumente für eine Shoppingtour ins Saarland. „Die positiven Daten sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der stationäre Handel im Saarland konjunkturell wie strukturell bedingt in schwierigem Fahrwasser ist“, mahnt Meier.

Stadt/Gemeinde Zentralitätskennziffer
Saarlouis 273,0
St. Wendel 201,3
Homburg 169,3
Neunkirchen 166,9
Dillingen 163,9
Losheim am See 152,4
Saarbrücken 145,0

In diesem Jahr wird der saarländische Einzelhandel der Prognose von MB-Research zufolge einen Umsatz in Höhe von 6,58 Milliarden Euro erwirtschaften. Einkaufsmagneten sind vor allem die Städte Saarbrücken, Saarlouis, Homburg, Neunkirchen und St. Wendel. Mit einem Einzelhandelsumsatz von 1,57 Milliarden Euro liegt die Landeshauptstadt unangefochten auf Platz 1, gefolgt von Saarlouis mit 580 Millionen und Homburg mit 439 Millionen Euro.

Zwischen den Kommunen bestehen große Unterschiede. Elf von 35 Städten und Gemeinden des Saarlandes mit über 10.000 Einwohnern haben eine Zentralität von über 100. Die übrigen 24 saarländischen Kommunen weisen eine Zentralität von unter 100 auf. Aus diesen Orten fließt damit Kaufkraft in andere Kommunen ab. Ursächlich hierfür ist vor allem die zentralörtliche Gliederung. Demnach sind Gemeinden eingeteilt in Oberzentren (Saarbrücken), Mittelzentren (fast alle Kreisstädte sowie Blieskastel, Dillingen, Lebach, Völklingen, St. Ingbert und Wadern) sowie Grundzentren. Da Grundzentren zu den Versorgungsbereichen der Mittelzentren bzw. des Oberzentrums gehören, kann nicht jede Kommune die vor Ort vorhandene Kaufkraft zu 100 Prozent binden. In den Grundzentren geht es vor allem darum, Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs zur Verfügung zu stellen und damit die Grundversorgung der Bevölkerung zu sichern.

Die von der IHK veröffentlichten Zahlen geben einen Einblick in die Gesamtumsätze und Umsätze pro Einwohner saarländischer Städte und Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern. Die fünf Städte und Gemeinden mit der höchsten einzelhandelsrelevanten Kaufkraft pro Einwohner sind in diesem Jahr:

Stadt/Gemeinde Euro pro Einwohner
Mandelbachtal 7.868
Riegelsberg 7.779
St. Wendel 7.601
St. Ingbert 7.569
Blieskastel 7.524

Damit liegen die fünf Spitzenreiter allesamt über dem bundesweiten Durchschnitt von 7.463 Euro. „Die durchschnittliche Kaufkraft rangiert im Saarland mit 7.054 Euro je Einwohner jedoch um 5,5 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt“, so Meier.

Großraum Saarbrücken als Chance zur bundesweiten Positionierung des Saarlandes nutzen

Mit seinen 331.000 Einwohnern lebt jeder dritte Saarländer im Regionalverband Saarbrücken. Hier wird ein Einzelhandelsumsatz in Höhe von knapp 2,32 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entspricht rund 35 Prozent des saarländischen Gesamteinzelhandelsumsatzes. Damit nimmt der Regionalverband als Ballungsraum eine Sonderstellung gegenüber den anderen Landkreisen im Saarland ein und ist in seiner Dimension vergleichbar mit Städten wie Mannheim, Karlsruhe, Münster, Bielefeld oder Wuppertal, die allesamt mehr als 300.000 Einwohner haben und eine ähnliche Größenordnung an einzelhandelsrelevanter Kaufkraft besitzen.

Darüber hinaus belegt eine Zentralität von 119,2 für den Regionalverband deutlich, wie stark der Großraum Saarbrücken als Einkaufsregion eine überdurchschnittliche Sogwirkung auf das Umland ausübt. Eine vergleichbare Strahlkraft kann unter den saarländischen Landkreisen nur noch der Landkreis Saarlouis entfalten. Dort liegt die Zentralität sogar bei 126,6 – auch wenn sich der Einzelhandelsumsatz mit 1,48 Milliarden Euro pro Jahr gemessen an knapp 196.000 Einwohnern auf deutlich niedrigerem Niveau befindet. „Dies verdeutlicht, wie sinnvoll es wäre, im Rahmen der Vermarktung der Landeshauptstadt den Ballungsraum Saarbrücken bundesweit als eigenständige Marke zu positionieren. Nur so wird es gelingen, überregional bei den Entscheidern zu punkten und neue Investitionen ins Land zu holen“, sagt Meier.

Landkreis Zentralitätskennziffer
Saarlouis 126,8
Regionalverband Saarbrücken 119,2
Saarpfalz-Kreis 103,1
Merzig-Wadern 99,3
St. Wendel 99,1
Neunkirchen 95,7

Die gesamte Übersicht 2023 mit den Marktdaten von MB Research für saarländische Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern steht zum Download bereit.

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