Gerade im „Frontiers of Psychology“ veröffentlichte Studiendaten der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zeigen, dass die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen den Krankheitsverlauf bei der Hälfte der Patienten mit Depression verschlechtern.

Diese negative Entwicklung der Depression hängt sowohl mit den pandemiebedingten Einschränkungen der medizinischen Versorgung für depressiv Erkrankte zusammen als auch mit dem durch Corona veränderten Lebensstil. Die Analyse basierte auf den Daten aus dem Deutschland-Barometer Depression – einer repräsentativen Befragung der deutschen Bevölkerung im Alter von 18-69 Jahren (5.135 Befragte, darunter 1.038 Personen, die an Depressionen litten) im Februar 2021.

Schlechtere medizinische Versorgung führt zu ungünstigen Krankheitsverläufen

Die Ergebnisse zeigen: 49 % der Befragten mit diagnostizierten Depression gaben an, dass sich die Maßnahmen gegen die Pandemie negativ auf ihre depressive Erkrankung ausgewirkt haben (neue depressive Episode, Verschlimmerung der Symptome, Suizidimpulse, Suizidversuch und andere negative Folgen). Bei den Umfrageteilnehmern, die aufgrund einer aktuellen depressiven Krankheitsphase besonders behandlungsbedürftig waren, berichten 56% von Einschränkungen in ihrer medizinischen Versorgung. Von ihnen gaben wiederrum 70 % auch eine Verschlimmerung ihrer depressiven Erkrankung an. Dies war ein deutlich höherer Prozentsatz als bei denjenigen, die keine Beeinträchtigung des Zugangs zur medizinischen Versorgung feststellten (36%).

Fehlende Tagesstruktur und verlängerte Bettzeiten ungünstig bei Depression

Von denjenigen, die über Veränderungen im Lebensstil während der Pandemie berichteten, gaben 58 % eine Verschlimmerung ihrer depressiven Erkrankung an. Auch dies war ein deutlich höherer Prozentsatz als bei denjenigen, die keine der genannten Verhaltensweisen aufwiesen. Am häufigsten trat eine Verschlechterung der depressiven Erkrankung bei denjenigen auf, die eine fehlende Tagesstruktur oder verlängerte Zeiten im Bett angaben (67 %). Personen, die Bewegungsmangel angaben, berichteten ebenso von einer Verschlechterung ihrer depressiven Erkrankung (59 %).

Die Studie weist darauf hin, dass es durch die Maßnahmen gegen Covid-19 bei geschätzt mehr als zwei Millionen Menschen zu einer Verschlechterung der schweren, oft lebensbedrohlichen Erkrankung Depression gekommen ist. Dieses immense Leid muss bei der Nutzen-Risiko-Abwägung von Pandemiemaßnahmen berücksichtigt werden.

Originalpublikation: https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.789173

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