Das Autorenteam betont, dass unter anderem die Unvorhersehbarkeit der weiteren Entwicklung der COVID-19-Pandemie als Hemmnis für eine Expansion wirkte. Die entstehenden Möglichkeiten für den Online-Bereich durch die Regeln, die das Zuhausebleiben zum Gesundheitsschutz propagierten, blieben außerdem durch die absehbare Kurzzeitigkeit der Maßnahmen limitiert. „Die Lebensmittelhändler konnten nicht absehen, dass sich umfangreiche Investitionen lohnen würden, da sich eine ‚Rückkehr zur Normalität‘ abzeichnete“, sagt Fuchs.

Die Studie ist im Juli 2020 in der Fachzeitschrift Tijdschrift voor Economische en Sociale Geografie veröffentlicht worden. Grundlage für die Untersuchung war die Multi-Level Perspektive (MLP). Der Multi-Level Perspektive folgend, kann die COVID-19-Pandemie als Krise interpretiert werden, die die übergreifende wirtschaftliche Landschaft sowie Politik und Technikentwicklung plötzlich verändert hat und dadurch auch längerfristige Veränderungen hervorruft.

Für die Untersuchung nutzte das Team einen „mixed method“-Ansatz, der sich auf qualitative Interviews, Statistiken zur Marktentwicklung sowie Medienanalysen stützte. Das Team wertete unter anderem Web-Artikel zum Online-Lebensmittelhandel in Corona-Zeiten aus und führte online sowie telefonisch Interviews mit Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern im Lebensmitteleinzelhandel (zum Beispiel Geschäftsführungen, Zuständigen für Online-Handel) und in Verbänden.

Peter Dannenberg ordnet die Ergebnisse ein: „Unsere Studie konnte zeigen, dass es zwar generell einen Digitalisierungsschub während Covid-19 gegeben hat, sich aber kein Umbruch im Lebensmitteleinzelhandel zeigt. Das ist – aus geographischer Sicht – gerade mit Blick auf die Förderung der Versorgung ländlicher Räume in Deutschland ein wichtiger Punkt.“

Die Untersuchung entstand im Rahmen eines Projekts zu „(Räumlichen) Beschäftigungseffekten des zunehmenden Online-Handels“, das von der Hans-Böckler-Stiftung mit insgesamt rund 240.000 Euro gefördert wird. Es startete im Februar 2020 und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Peter Dannenberg und Martina Fuchs untersuchen darin die voranschreitende Digitalisierung des Einzelhandels und seiner Lieferketten sowie die Auswirkungen dieser Änderungen auf die lokale Arbeit und deren Gestaltung für die Branchen Fashion und Lebensmittelhandel.

Zur Publikation: Peter Dannenberg, Martina Fuchs, Tim Riedler, Cathrin Wiedemann: Digital Transition by COVID-19 Pandemic? The German Food Retail: www.doi.org

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