Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, hat heute auf Vorschlag einer unabhängigen Fachjury die Nominierungen für den Deutschen Drehbuchpreis 2022 für das beste unverfilmte Drehbuch bekannt gegeben. Der Preis ist die wichtigste und höchstdotierte nationale Auszeichnung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet des Drehbuchschreibens.
Allein die Nominierung wird bereits mit 5.000 Euro prämiert. Der Drehbuchpreis in Gold ist mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotiert. Darüber hinaus kann die Fortentwicklung des ausgezeichneten Drehbuchs mit bis zu 20.000 Euro gefördert werden. Die Verleihung des Deutschen Drehbuchpreises 2022 findet am 5. Juli 2022 in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Drehbuchautoren in Berlin statt.
Nominiert für den Deutschen Drehbuchpreis 2022 sind (mit Jurybegründung):
„Frieda – kalter Krieg“ von Felix Hassenfratz
Was ist das? Schwäbische Alb 1984, Pershing-Atomsprengköpfe, Friedensbewegung, die Riesin Wirrwarr, Familiengeheimnis, Sehnsucht, kalter Krieg – die achtjährige Frieda sucht nach ihrer angeblich verstorbenen Schwester. Mit Magie und Fantasie deckt sie den schon lange schwelenden Konflikt in ihrer Familie auf. Poetisch, schmerzvoll, witzig – und immer fragend: was ist wahr und was nicht? So nimmt Frieda uns an die Hand, führt uns als unangepasste Geschichtenerzählerin in ihre Welt und zeigt uns, dass man das Unmögliche und das Unglaubliche zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis verweben kann. Wahrhaftig, provokant und mutig – ein herausragendes Drehbuch.
„Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ von Emily Atef und Daniela Krien (inspiriert durch den gleichnamigen Roman von Daniela Krien)
Mit Liebesgeschichten ist das so eine Sache. Vieles hat man schon gesehen, und aufs Neue klischeefrei und lebendig von der wohl mächtigsten aller Urgewalten zu erzählen, ist nicht einfach. Wenn sich dann eine 16-Jährige in einen Mann verliebt, der leicht ihr Vater sein könnte, schrillen auch noch ganz andere Alarmglocken. Den Autorinnen von „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ gelingt das Kunststück, ihr kurz nach dem Mauerfall in einem ostdeutschen Dorf angesiedeltes Melodram ebenso glaubwürdig wie tief berührend zu verdichten. Hier müssen die Bewohner zweier Bauernhöfe mit dem abschließen, was gerade zu Ende gegangen ist, um sich auf das auszurichten, was wohl kommen mag. In ihrer Mitte die 16-jährige Maria, orientierungslos, irgendwo zwischen Zukunftsangst und Verheißung, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen Liebe und Tod. Was unaufgeregt beginnt, entfacht bald eine poetische Wucht, wie man sie in diesem Genre schon lange nicht mehr gesehen hat im deutschen Kino.
„Martin liest den Koran“ von Michail Lurje und Jurij Saule
Echtzeitdrama? Thriller? Religiöser Diskurs? Das Buch von Michal Lurje und Jurij Saule ist all das und noch viel mehr. Im Mittelpunkt: ein harmlos wirkender Familienvater mit iranischen Wurzeln und ein Professor für Islamwissenschaft. Der eine bittet den anderen zu einem Gespräch über Glauben und Unglauben, Gut und Böse und über die Frage, ob die Gebote des Koran mit Gewalt vereinbar sind. Was scheinbar harmlos beginnt, entwickelt sich zu einem mentalen Kräftemessen, als dem Professor klar wird, dass sein Besucher einen Anschlag plant – und die Bombe bereits scharf macht. Nichts steht fest, nichts ist so, wie es scheint in diesem Kammerspiel, das drängende Fragen nach Hass und Versöhnung, den Ursachen der Radikalisierung, gegenseitiger Achtsamkeit und einer Welt mit und ohne Gott stellt. Ein hochspannender, provokant-psychologischer Drahtseilakt, der virtuos mit den Erwartungen des Publikums spielt und sie konsequent unterläuft.
Die Jury entschied in der Zusammensetzung Brigitte Drodtloff, Florian Eichinger, Susanne Finken, Uwe Janson, Sven Poser und Vanessa Walder.