Zum Jahrestag des Kriegsbeginns am 24. Februar 2023 glauben 61 Prozent der Europäer, dass die Ukraine den Krieg gewinnen wird. Die Deutschen sind nicht ganz so optimistisch. Aber auch hier glaubt eine Mehrheit von 55 Prozent an einen ukrainischen Sieg. Das zeigt die EU-weite Umfrage von eupinions, dem europäischen Meinungsforschungsinstrument der Bertelsmann Stiftung. Die Umfrage ist repräsentativ für die EU insgesamt sowie für die sieben Mitgliedstaaten Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen und Spanien. Sie wird in Kooperation mit der belgischen King Baudouin Stiftung veröffentlicht.

Die Europäer setzen nicht nur auf den Sieg, sie sind auch überzeugt, dass der Angriffskrieg sie alle angeht, weil er ein Angriff auf ganz Europa sei. 68 Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage zu. Besonders stark teilen die polnischen Staatsbürger mit 79 Prozent diese These, Deutschland liegt mit 65 Prozent Zustimmung hier im Mittelfeld. Auch dass die Ukraine die gemeinsamen Werte für ganz Europa verteidigt, erkennt die Mehrheit der EU-Bürger an.

“Diese Einigkeit ist ein wichtiges Signal”, sagt Isabell Hoffmann, Europa-Expertin der Bertelsmann Stiftung und Projektleiterin von eupinions. “Gemeinsame Werte sind das Fundament für die Unterstützung der Ukraine durch die EU und ihre Mitgliedstaaten. Je länger sich dieser Krieg hinzieht, desto wichtiger ist es für die Ukrainer zu wissen, dass die Mehrheit der EU-Bürger erkennt, was sie leisten.“

Mehrheit glaubt, dass die Ukraine auch für Europas Freiheit und Wohlstand kämpft

62 Prozent der Europäer stimmen zu, dass die Ukrainer auch für unsere Freiheit und unseren Wohlstand kämpfen. Die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten reichen hier von 72 Prozent Zustimmung der Polen, bis zu 59 Prozent der Italiener sowie der Deutschen am anderen Ende der Skala. Gleichzeitig stimmt eine deutliche Mehrheit zu, dass nur die Ukrainer entscheiden können, wann Verhandlungen mit Russland angebracht sind. Drei Viertel der Befragten sagen, nur die Ukrainer könnten entscheiden, wann sie kämpfen müssen und wann sie verhandeln können.

Europäer sind gespalten, wenn es um Sanktionen gegen Russland geht

Die größten Unterschiede offenbaren sich bei der Frage nach der Wirksamkeit der Sanktionen gegen Russland. 40 Prozent der Befragten halten Sanktionen für wirksam, ebenso viele halten sie dagegen für wirkungslos, und rund 20 Prozent sind unentschieden. Als starke Befürworter zeigen sich die Polen mit 59 Prozent, während es bei den Italienern nur 32 Prozent sind. In Deutschland befürworten 36 Prozent der Befragten die Sanktionen, fast die Hälfte der Bevölkerung (48 Prozent) hält sie für wirkungslos.

Einigkeit herrscht bei der Frage nach der Schuld am Krieg: Auch hier steht Europa mehrheitlich hinter der Ukraine. 66 Prozent sagen, dass Russland die Verantwortung für den Krieg trage. 13 Prozent geben an, sie wüssten es nicht. Elf Prozent glauben, dass die Vereinigten Staaten verantwortlich sind, fünf Prozent, dass es die NATO ist. Ebenfalls fünf Prozent sehen die Schuld bei der Ukraine.

Starke Verunsicherung bei den Europäern

Generell fühlen sich die Europäer zurzeit sehr unter Druck. 66 Prozent sind stark verunsichert: Sie meinen, dass die Welt heute gefährlich ist und früher ein viel besserer Ort war. Weitere 28 Prozent stimmen einer dieser Aussagen zu. Nur 6 Prozent verneinen beides.

“Das Level der Verunsicherung ist zurzeit außergewöhnlich hoch. In Anbetracht der Brutalität des Krieges, seiner Auswirkungen und der allgemeinen Bedrohungslage ist das wohl wenig überraschend. Wirklich bemerkenswert aber ist, dass die hochgradig Verunsicherten ebenso hinter der Ukraine stehen wie die Gesamtheit der EU-Bürger“, erläutert Hoffmann. “Unsere Daten lassen nicht darauf schließen, dass dieses hohe Maß an Verunsicherung einhergeht mit einer Abschwächung der Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.“

“eupinions“ ist das europäische Meinungsforschungsinstrument der Bertelsmann Stiftung, das zusammen mit Dalia Research entwickelt wurde. Damit werden alle drei Monate Bürger aller EU-Mitgliedstaaten zu europäischen Themen befragt. Die Befragung für die vorliegende Auswertung fand im Dezember 2022 in der gesamten EU statt und ist mit einer Stichprobengröße von 13.300 repräsentativ für die EU insgesamt sowie für die sieben Mitgliedstaaten Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen und Spanien. Ausführlichere Informationen zur Umfrage-Methodik finden Sie in der Publikation.

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