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HOMBURG1: Es gibt Verleihfirmen, die sich jetzt statt üblicherweise mit den Kinos, mit Streaming-Riesen arrangieren um neue Filme zum Publikum zu bewegen. Was halten Sie davon und könnte dieser Weg für Sie auch künftig gefährlich werden wenn sich das auch nach Corona zu einer rentablen Möglichkeit formt?

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Andreas Simon: Davon halte ich natürlich gar nichts. Die Verleiher „verramschen“ ihre Ware an Streamingdienste und nehmen damit unseren Gästen die Möglichkeit, den Film im Kino zu schauen. Kino ist ein Erlebnisort, den man in keinem Wohnzimmer mit keinem Streamingdienst ersetzen kann.
Mit unseren 4 Leinwänden pro Standort haben wir noch den „Luxus“, genügend Filme zu haben, zwischen denen wir wählen können und wenn wir dann beispielsweise einen ‚Trolls World Tour‘ nicht einsetzen, weil der schon per Streamingdienst verramscht wurde, dann ist das eben so. Aber wer deutlich mehr Leinwände bespielen muss, dem fehlen die Filme und er wird dann parallel mit Streamingdiensten spielen müssen, mit entsprechenden Umsatzeinbußen.

HOMBURG1: Als Unternehmer konnte man bei Land und Bund Soforthilfen und Kredite beantragen. Hilft Ihnen und Ihrer Branche dies, hat es überhaupt funktioniert und wie weit kommt man mit diesen Hilfen überhaupt?

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Andreas Simon: Auf Landesebene muss ich sagen, lief das echt zügig und unkompliziert ab, wobei die Soforthilfe natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist … interessant wird es in den nächsten Wochen, wenn es Konzepte zur Verteilung der „Milliarden“ gibt und dann auf Bundesebene endlich auch mal von Kinos die Rede ist.

HOMBURG1: Als Kinobetreiber haben Sie sicher laufende Verträge mit Verleihfirmen. Wie ist hier aktuell die Stimmung, wie sind die Gespräche untereinander, lässt sich überhaupt in irgendeiner Form planen?

Andreas Simon: Verträge mit Verleihfilmen gibt es immer nur filmbezogen … hier kann man im Moment halt nicht planen, solange nicht klar ist, wann es richtig weiter geht. Die Verleiher bieten jetzt zwar die Repertoirefilme zu Topkonditionen an, aber „olle Kamellen“ zu spielen kann für die Anlaufphase funktionieren, aber eben nicht über Wochen oder gar Monate.

Das Eden Kino in Homburg.

HOMBURG1: Nichts wird nach Corona mehr sein wie es war. Wie werden die Folgen der Krise ihre Branche denn schätzungsweise verändern?

Andreas Simon: Natürlich wird es Veränderungen geben, aber die Branche befindet sich in stetigem Wandel. Das Kino wurde in den 80ern wegen VHS Videokassette für tot erkläört, hat danach die DVD und BlueRay überlebt und Streamingdienste gibt es schliesslich auch nicht erst seit Corona. Alternativer Content wie Konzerte, Ballet, Opern etc. gewinnen im Kino immer mehr an Bedeutung. Bestimmt wird der ein oder andere Standort, der vor Corona schon in Schwierigkeiten war, die Krise nicht „überleben“, aber ich bin trotzdem zuversichtlich und glaube fest an den Erlebnisort Kino 🙂

HOMBURG1: Vielen Dank für Ihre Zeit und bleiben Sie gesund.

Andreas Simon: Ich hab zu danken … bleiben Sie gesund und bis ganz bald im Kino

Das Interview führte Stephan Bonaventura

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