Andreas Simon ist Betreiber der CinemAS Group mit Kinos in Homburg und Neunkirchen - Foto: privat
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HOMBURG1: Hallo Herr Simon, Sie sind Betreiber zweier Kinos in Homburg und Neunkirchen. Ihre Ausgangslage ist seit den Corona-Beschränkungen fatal. Wie haben Sie die Zeit erlebt?

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Andreas Simon: Hallo. Es war zwar leider nach den ersten Einschränkungen abzusehen, dass dieser Shutdown kommen wird, aber ich kam mir dann echt vor wie im falschen Film. Situationen, in denen Menschen misstrauisch die Straßenseite wechseln, um größtmöglichen Abstand zu halten, mit Atemschutzmaske und eventuell sogar Gummihandschuhen auf der Strasse oder im Supermarkt, war irgendwie total unwirklich. Man kennt es aus Filmen und hat es dort mit Spannung verfolgt oder sogar darüber gelacht oder sogar die Augen verdreht, aber jetzt sieht man das Ganze wohl mit anderen Augen. Wir haben jetzt die Schließungszeit genutzt, um Reparaturen und Wartungen durchzuführen, die uns ansonsten den laufenden Betrieb durcheinander bringen, haben die jährliche Grundreinigung, die normalerweise Stück für Stück durchgeführt wird, nun auf einmal gemacht und ansonsten alles aufgearbeitet, was während des Spielbetriebs gerne mal zurückstehen muss. Nun sind aber alle Arbeiten im Kino erledigt bzw. kurz vorm Abschluss; auch privat ist der Keller aufgeräumt, die Garage auf Hochglanz und der Frühjahrsputz durch und wir harren voller Tatendrang dem Moment, an dem wir endlich wieder loslegen dürfen und der Geruch von frischem Popcorn in der Luft liegt.

HOMBURG1: Kino ist einfach ein gutes Stück Kultur. Und nicht nur das Kino, auch sämtliche anderen kulturellen Gewohnheiten sind verboten. Wie schätzen Sie die Kultur-Wertschätzung von der Bundesregierung im Vergleich zur Bevölkerung ein?

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Andreas Simon: Mein Eindruck ist, dass die Kultur von der Regierung in Berlin nur dann wertgeschätzt wird, wenn es ihnen gerade in den Kram passt. Gastronomie und Kultur haben in einem Großteil der Bevölkerung einen sehr hohen Stellenwert, wurden aber in der Coronadebatte der vergangenen Wochen lange auf dem Abstellgleis geparkt. Mir ist klar, dass es eine noch nie dagewesene Situation ist, mit der auch die Politik hoffnungslos überfordert ist, aber die Kultur, wenn überhaupt, nur in einem Nebensatz zu erwähnen, finde ich sehr bedauerlich: Für uns, die wir ewig lange in der Luft hängen und unsere Existenz gefährdet sehen, aber vor allem natürlich auch für die Bevölkerung, die wissen will, wann sie endlich wieder ins Kino oder Theater gehen oder einfach mal irgendwo im Café oder Biergarten sitzen kann.

Die Kinos in ganz Deutschland sind bis auf Weiteres geschlossen.

HOMBURG1: Ihnen sind weiterhin die Hände gebunden – auch wenn aus Berlin ein Anzeichen kam, dass man sich bald Gedanken über ein Kino-Hygienekonzept machen müsse. Kommen diese Gedanken für Sie zu spät? Zumal selbst die Gastronomie vor Ihnen öffnen darf.

Andreas Simon: Ich denke, das Hygienekonzept an sich ist das geringste Problem und war schnell gelöst. Noch bevor die ersten möglichen Szenarien öfffentlich diskutiert oder Vorschläge von unserem Verband veröffentlicht wurden, haben wir dieses bereits größtenteils umgesetzt. Wir haben an allen Kassen Spuckschutzwände (definitiv Potential zum Unwort des Jahres) montiert, Abstandsmarkierungen platziert und Desinfektionsspender geordert; problematischer wird es mit den Abstandsregelungen: im Kassen- und Thekenbereich wird es mit 1,50 Abstand stellenweise doch zu längeren Schlangen und Engstellen kommen können; im Saal dagegen kann übergangsweise von unserem Kassensystem gesteuert die Belegung der Sitze zum Einen reduziert, zum Anderen mit Abstand gewährleistet werden. Dies kann aber natürlich kein Dauerzustand sein. Eine geringere Belegung bedeutet gleichzeitig geringere Einnahmen, die Ausgaben sind aber gleich, ob viele oder wenige Besucher im Saal sind. Und wie sollen wir wirtschaftlich arbeiten können, wenn wir mit „angezogener Handbremse fahren“ müssen ? Wir werden noch lange nach der Eröffnung mit den Nachwirkungen der Coronakrise zu kämpfen haben und da sprechen wir sicher nicht nur von Monaten. Ein sehr großes Problem für die Wiedereröffnung sind auch die Filmverleiher. Hier wurden panisch alle Neustarts verschoben; stellenweise um ein ganzes Jahr. Sicherlich können wir ein paar Wochen übergangsweise die Filme zeigen, die vor der Krise im Einsatz waren oder Filme die wir Anfang des Jahres aus Platzgründen nicht eingesetzt oder zu früh aus dem Programm genommen hatten, aber dann brauchen wir definitiv neue Filme und hier wäre ein deutschlandweit einheitliches Konzept von Vorteil. Nachdem nun jedes Bundesland wieder Mal sein eigenes Süppchen kocht und einige Bundesländer quasi sofort öffnen wollen, kommen die Kinos vom Regen in die Traufe, weil kaum zu erwarten ist, dass in den nächsten 4-6 Wochen nennenswert neue Filme zur Verfügung stehen.

HOMBURG1: Während Sie und ihre Kollegen stationäre Kinos weiter schließen müssen, dürfen Unternehmer aller Couleur mit Autokinos Geld verdienen. Wäre das für Sie nicht auch eine aktuell lohnende Alternative, sind sie hier irgendwie involviert und wird es vielleicht sogar einen neuen Autokino-Boom geben?

Andreas Simon: Es ist nicht ganz richtig, dass jeder Autokino machen kann. Die Filmverleiher fordern explizit, dass ein Kinobetreiber mit im Boot ist. Autokino ist ein tolles Event, aber von den Kosten und Auflagen nur sehr schwer umzusetzen. Trotzdem müssen wir diese Möglichkeit nutzen. Es freut mich daher sehr, dass wir mit SR1/UNSER DING, Bernhard Wesely von Stagelight Showservice GmbH und Tom Schwarz von CarConcerts GmbH sowie den Landkreisen oder Stadtverwaltungen starke Partner an unserer Seite haben, die Autokino in Kombination mit Auto-Konzerten überhaupt möglich machen. Zusammen mit der Kinofamilie Haas aus Illingen sind wir Partner beim Autokino Blieskastel und Landsweiler-Reden … ob und wo in Homburg selbst ein Autokino möglich sein wird, ist aktuell noch in Prüfung.

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