Dem Weltklimarat (IPCC) als weltweit führendem klimaforschenden Gremium zufolge muss CO2 aktiv aus der Atmosphäre entfernt werden, damit die international vereinbarten Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden können, wobei die konkrete Menge vom Tempo der Emissionsreduktion in den kommenden Jahrzehnten abhängen wird.

„Angesichts gegenwärtiger unzureichender Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes steuert die Welt bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine Erwärmung von etwa 3°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu. Damit bliebe künftigen Generationen nur noch die Wahl zwischen extremen Klimafolgen oder einer CO2-Entnahme in extremem Maßstab mit ungewissen Erfolgsaussichten“, so Carl-Friedrich Schleussner, Wissenschaftler Integrative Research Institute on Transformations of Human-Environment Systems (IRI THESys) an der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitautor der Studie. „Aber unsere Arbeit zeigt ebenso deutlich, dass die zukünftige Abhängigkeit von Kohlendioxidentnahme in großen Mengen nicht unvermeidlich ist, sondern vielmehr das Ergebnis unzureichender heutiger Klimaschutzmaßnahmen“, so Schleussner.

Wenn sie jedoch ihre Emissionsniveaus in 2030 halbieren würden, was den globalen Anforderungen für eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 °C entspräche, könnten große Klimasünder wie die EU, USA und China ihre Verantwortlichkeiten für die Kohlendioxidentnahme um Dutzende bis Hunderte von Gigatonnen im 21. Jahrhundert reduzieren. Die Einsparungen entsprächen in etwa der Menge an CO2, die China derzeit in 40 Jahren, die USA in 50 Jahren und die EU in 30 Jahren jeweils emittieren.

Die Forschenden legten erstmals Gerechtigkeitsprinzipien zur Untersuchung der Verantwortlichkeit für die CO2-Entnahme zugrunde. Bisher geben Modelle, die Pfade zur Einhaltung internationalen Klimaziele studieren, lediglich den Gesamtumfang der erforderlichen CO2-Entnahme an und auf welche Art und Weise dies am kostengünstigsten geschehen könnte. „Häufig gehen diese Modelle davon aus, dass Lösungen wie ausgedehnte Plantagen für Bioenergiepflanzen in Entwicklungsregionen am billigsten wären, und bürden so dem globalen Süden eine größere Last auf, damit die Ziele des Pariser Abkommens erreichen werden. Auch wenn diese Regionen tatsächlich ein größeres Potenzial zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre haben mögen, zeigt unsere Studie doch, dass die Verantwortung dafür weitgehend bei den großen Emittenten liegt“, so Matthew Gidden, Mitautor der Studie.

Weitere Informationen: www.climateanalyrics.org
Climate Analytics ist ein gemeinnütziges Institut im Bereich Klimaforschung und Klimapolitik im Hinblick auf das 1,5°C -Ziel des Pariser Abkommen. Das Institut hat Büros in Berlin, New York, Lomé und Perth.

Originalpublikation: “Fair-share carbon dioxide removal increases major emitter responsibility” Fyson et al
Nature Climate Change, 27 July 2020.
Link for publication after embargo: www.nature.com

 

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