Natalie Müller - Bild: Michelin
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Ob Girl’s Day, Women’s Network oder Frauenzukunftstag – Michelin hat in den vergangenen Jahren viele Hebel in Bewegung gesetzt, um den weiblichen Anteil unter den Mitarbeitenden zu erhöhen. Das zahlt sich nun aus.

Immer mehr Frauen arbeiten im Unternehmen in den verschiedensten Bereichen und Positionen. Eine von ihnen ist Natalie Müller. Im Gespräch mit ihr wird schnell klar: Frauenförderung bei Michelin ist kein leeres Versprechen, sondern gelebte Praxis. Dabei ist Frauenförderung keine Einbahnstraße. Denn wer – wie Natalie Müller – selbst Initiative ergreift, ebnet nicht nur sich, sondern auch anderen Frauen den Weg in Berufe, die alles andere als Männerdomänen sind.

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Natalie Müller trägt ihr Herz auf der Zunge. Die 36-Jährige ist eine lebenslustige, optimistische Frau mit langen blonden Haaren. Diese bindet sie für ihre Arbeit zusammen. Denn Natalie Müller ist Maschinenführerin und Staplerfahrerin in der Vorproduktion für Lkw-Reifen im Michelin Werk in Homburg. Damit ist sie eine von drei Frauen unter etwa 50 Mitarbeitenden in diesem Bereich. Und es klingt schon ein bisschen nach Klischee, wenn sie im Brustton voller Überzeugung sagt: Mein größtes Glück ist meine kleine Familie. Man merkt ihr aber an, dass sie dies genauso fühlt. Ihren Mann hat sie auf der Arbeit kennengelernt. Er arbeitet auch im Michelin Werk in Homburg, aber im Büro, während sie in der Produktion ihre Maschinen führt.

Frauen an den Maschinen in der Reifenproduktion sind nicht gerade die Regel, oder?

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Müller: Das stimmt, glücklicherweise werden es auch bei uns in der Produktion immer mehr Frauen. Aber die Regel ist es noch lange nicht. Es muss einem auch liegen. Bei mir war es so, dass ich gleich nach der Schule eine Ausbildung als Zahnarzthelferin angefangen hatte. Dabei wurde mir schnell klar, dass das nichts für mich ist. Ich mag es mit anzupacken, mich körperlich zu betätigen. Ich habe dann in einem Malerbetrieb eine Ausbildung zur Lackiererin abgeschlossen. Im Winter war ich saisonbedingt damals eine Zeit lang arbeitslos. In dieser Zeit bin ich über eine Leiharbeitsfirma zu Michelin gekommen. Eigentlich sollte das nur zur Überbrückung sein, bis es auf dem Bau wieder losgeht. Das ist jetzt zwölf Jahre her. Es hat mir so gut gefallen, dass ich bis heute dageblieben bin.

Natalie Müller – Bild: Michelin

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Müller: Den typischen Arbeitsalltag gibt es bei Michelin selten. Wir haben täglich neue Herausforderungen und Fragestellungen, die wir lösen müssen. Normalerweise beginnt mein Arbeitstag damit, dass ich bei Schichtbeginn die Checklisten für den Stapler ausfülle. Mit den Staplern fahre ich die verschiedenen Mischungen an unsere Maschine „COEX“. An unserer Maschine werden die Mischungen extrudiert*. Wir können dort über 20 unterschiedliche Produkte verarbeiten. Je nach Reifendimension sind die Mischungen nämlich unterschiedlich zusammengesetzt. Bei diesem Vorgang muss alles zusammenspielen: Maschine, Mensch, Material, Vorgehensweise und die passende Umgebung. Die Koordination ist nicht immer einfach. Es braucht einen genauen Zeitplan und eine exakte Prozesssteuerung. Bei einer so vielfältigen und anspruchsvollen Produktion wie bei der Herstellung von LKW-Reifen müssen wir an Maschinen immer wach sein und flexibel bleiben. Für diesen Arbeitsplatz sind wir mit zahlreichen Ausbildungen qualifiziert und tragen eine wichtige Verantwortung Kleinste Fehler an unseren Anlagen könnten schon zu Produktionsausfällen im gesamten Prozess der Reifenproduktion führen.

Gibt es ergonomische Hilfen für die zum Teil ja körperlich doch recht schwere Arbeit?

Müller: Wir haben verschiedene Hilfen, um etwa die Mischungen in die Maschinen zu heben oder diese zu transportieren. Eine Ergonomin schaut regelmäßig auf die Arbeitsplätze und gibt uns auch praktische Tipps, wie wir eine Fehlhaltung vermeiden können. Falls es doch einmal zu schwer für mich werden sollte, frage ich einen Kollegen um Unterstützung. Da bricht mir kein Zacken aus der Krone. Dafür helfe ich dem Kollegen wieder bei anderen Prozessen. Das ist ein ständiges Geben und Nehmen. Wir sind ein eingespieltes Team und das funktioniert einwandfrei.

Natalie Müller – Bild: Michelin

Sie engagieren sich auch im Betriebsrat. Gibt es spezielle „Frauen-Themen“, für die Sie sich einsetzen?

Müller: Durch mein Engagement im Betriebsrat bekomme ich von Themen mit, von denen ich normalerweise nichts wüsste. Natürlich habe ich meinen Fokus dabei auch immer auf Frauen in der Produktion und wie die Arbeit für diese erleichtert werden kann. Bei mir selbst war es so, dass ich durch meine Tätigkeit im Betriebsrat, mehr über die Brückenteilzeit erfahren habe. So kann ich nun Teilzeit arbeiten und habe mehr Zeit für meine kleine Tochter. Diese Möglichkeit ist gesetzlich vorgeschrieben, aber mein Chef hatte sie gar nicht auf dem Schirm, weil sie von meinen männlichen Kollegen zuvor noch nie angefragt wurde. Manchmal braucht es erstmal die passenden Impulse. Dabei gilt diese Regelung natürlich auch für Männer. Anfangs waren meine Vorgesetzten skeptisch, aber inzwischen hat sich alles gut eingespielt. Mein Mann kann morgens etwas später anfangen und bringt unsere Tochter in die Kita, wenn ich schon frühmorgens um zehn vor sechs an der Maschine stehe. Da ist Michelin echt familienfreundlich.

Was tut Michelin noch, um für sich als Arbeitgeber zu werben – gerade auch bei Frauen?

Müller: Ich habe in unserem Werk gemeinsam mit einer Kollegin den Frauen-Zukunftstag organisiert. Das war so eine Art Tag der offenen Tür für Frauen. Wer interessiert war, konnte vorbeikommen und die Abläufe in der Produktion selbst erleben. Manche Frauen haben doch ein wenig Angst, in einen männerdominierten Beruf einzusteigen. Offenbar waren wir beim Senken dieser Hemmschwelle erfolgreich. Denn es gab in der Folge dann tatsächlich viele Einstellungen von Frauen. Etwa in der Endkontrolle oder in der Abteilung, in der die Drahtgeflechte hergestellt werden – die Möglichkeiten, die unser Werk bietet, sind vielfältig. Wegen Corona konnte der Frauen-Zukunftstag die letzten beiden Jahre nicht durchgeführt werden, aber in diesem Jahr werden wir vermutlich wieder einen planen. Auch am Girls Day bei dem vor allem junge Schülerinnen angesprochen werden, nehmen wir regelmäßig teil und gewähren Einblicke in das Ausbildungsleben bei Michelin.

Natalie Müller – Bild: Michelin

Sie haben viel um die Ohren: Job in der Produktion, Tätigkeit im Betriebsrat, nebenbei die Organisation von solchen Events und die Familie darf natürlich auch nicht zu kurz kommen. Was tun Sie denn, um auch mal abzuschalten und sich zu entspannen zu können?

Müller: Ich laufe sehr gerne und habe sogar schon am Hamburg-Marathon teilgenommen. Aber das war bevor ich meine Familie gegründet habe. Mit Kindern verändert sich eben einiges. Ich habe einen Tag, der in der Regel morgens um 5 Uhr anfängt und spätabends nach 23 Uhr endet. Aber das macht mir nichts aus. Es mag abgedroschen klingen, aber ich komme heim und bin glücklich.

*Beim sog. ‚Extrudieren‘ werden die Mischungen durch eine Schneckenpresse zu einem endlos langen Streifen geformt. Aus drei Produkten, Außenflanke, Protector-Mischung und Füllgummi, wird ein Produkt. Dies dient einer höheren Qualität des fertigen Reifens.

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