Die so berüchtigte Böcklinstraße in Erbach. Bild: Bill Titze
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Es ist eine der Straßen, die in Homburg einen besonders schlechten Ruf haben: die Erbacher Böcklinstraße. Sie wird mit Kriminalität, Armut und Perspektivlosigkeit in Verbindung gebracht. Natürlich ist da etwas Wahres dran. Doch für Streetworkerin Nina Lesser, die sich um die Belange der Menschen dort kümmert, ist die Böcklinstraße viel mehr als nur ein sozialer Brennpunkt, wie sie HOMBURG1 verraten hat.

An diesem Morgen macht die Straße auf den ersten Blick nicht unbedingt den Eindruck, als würden es hier um einen der großen sozialen Brennpunkte in Homburg handeln. Laub bedeckt die Gehwege, es ist kühl, die Sonne strahlt, kein Laut durchdringt die Stille. Geradezu friedlich wirkt es hier. Erst bei näherem Hinsehen fallen Dinge auf, die den ersten Eindruck etwas stören.

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Vor einem Haus liegt doch etwas viel Müll herum, an einer der Wände prangt eine Schmiererei, der Putz bröselt an einigen Stellen doch erheblich – so ganz heil ist die Welt hier vielleicht doch nicht. Hier, wo rund 200 Menschen aus vielen verschiedenen Nationen wohnen, der Anteil der Unter 18-Jährigen bei knapp 25% liegt. Das ist der Arbeitsplatz von Nina Lesser, seit September 2020 städtische Streetworkerin für die Böcklinstraße.

Und Arbeitsplatz ist hier durchaus wörtlich zu nehmen, denn für die 42-Jährige besteht die Arbeit wirklich darin, vor Ort zu sein, für die Menschen da zu sein. „Ich möchte nicht hinter dem Schreibtisch sitzen und irgendwelche Konzepte erarbeiten. Mein Kontakt ist direkt am Mensch“, unterstreicht sie. Für Lesser ist das schlicht auch notwendig, um in der Böcklinstraße überhaupt etwas erreichen zu können. Gerade Menschen in prekären Wohnsituationen hätten nämlich ein „sehr feines Gespür“ dafür, ob jemand wirklich Interesse hat, wie sie erklärt.

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Seit September 2020 als Streetworkerin in der Böcklinstraße tätig: Nina Lesser. Bild: Bill Titze

Dieses Interesse an ihrer Situation fehlt vielen Bewohnern. Klagen gibt es vor allem über den baulichen Zustand der Mehrfamilienhäuser. Sie wünschen sich Renovierungen. Dazu kommt, dass sich die Bewohner der Böcklinstraße vollkommen bewusst darüber sind, dass ihre Straße nicht gerade einen guten Ruf hat. Gerade das stellt für Lesser ein großes Problem dar. Die Menschen haben sich unter sich selbst organisiert, schließlich gibt es hier welche, die schon seit Generationen hier leben.“ Solche Strukturen aufzubrechen sei unglaublich schwer.

Doch natürlich versucht es die Streetworkerin. Spürbar nicht nur weil es ihr Job ist, die Situation in der Straße für die Menschen zu verbessern. Sondern auch, weil es bei ihr ein persönlicher Antrieb ist. „Am Anfang habe ich Flyer verteilt und habe mich einfach auf der Straße vorgestellt“, erklärt sie, wie sie im Herbst des vergangenen Jahres versucht hat, Kontakt zu knüpfen. „Dann kommt man ins Gespräch, andere Familien kommen dazu und dann geht es relativ schnell.“ Natürlich nicht mit allen, so viel ist auch klar. Manche der Menschen wollen eben unter sich bleiben. „Das muss man dann akzeptieren.“

Für diejenigen, die Lesser ihr Vertrauen schenken, ist die Streetworkerin jedoch eine wichtige Ansprechpartnerin im Alltag. Sie hilft beim Ausfüllen von Anträgen oder berät, wo man am besten Unterstützung bekommt. Aber nicht nur in bürokratischen Fragen ist Lesser für die Menschen da. Auch auf emotionaler Ebene. „Da bin ich oft einfach Gesprächspartnerin, der die Menschen dann von ihren Problemen erzählen.“

Ein Problem in der Böcklinstraße ist der Müll, der immer wieder auf dem Gehweg und vor den Häusern liegt. Kurzerhand hatte Lesser deshalb eine Aufräumaktion organisiert. Sie beschaffte Müllsäcke und Handschuhe, die Kinder malten Plakate, bis zu 70 Menschen halfen mit: Ein echtes Gemeinschaftserlebnis, das Lesser immer noch sichtlich stolz macht. „Da haben alle gemeinsam angepackt, das war ein großer Erfolg.“ Allzu viele solcher Aktionen waren jedoch aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht möglich.

Und für Lesser wird es auch keine Zeit nach der Pandemie in der Böcklinstraße geben, sie hört zum Ende des Jahres als Streetworkerin auf. Zum Abschluss ihrer Zeit hier, fasst sie ein freundliches Fazit: „Ein genauer Blick in die Straße lohnt sich, denn hier Leben Menschen die eine große Lebendigkeit mitbringen.“.

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1 Kommentar

  1. Hallo Frau Lesser ,Brennpunkt Böcklingstr. Homburg Erbach,
    Früher war das eine Wohngegend für arme !
    Sauber halt arm .Der Zusammenhalt war super,man half sich untereinander.Der Zustand jetzt furchtbar ….Müll kriminelle…..die Häuser zu renovieren wenn das mal keine Geldverschwendung ist die Mieter haben da ihre eigenen Vorstellungen.Schade wie eine Straße die früher für sozialschwache da war jetzt verkommt verfüllt.mfg

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