Der Wirtschaftsstandort Saarland erhält von den Unternehmen in einer aktuellen Befragung der IHK Saarland die Note 3,4 und wird damit als gerade noch befriedigend bewertet.
Zwar beurteilen die Unternehmen angesichts niedriger Wohnraumkosten, attraktiver Freizeit-, Bildungs-, Kultur- und Sportangebote sowie wohnortnaher Gesundheitsversorgung die Lebensqualität hierzulande als positiv. Und dank hervorragender Kooperationsmöglichkeiten mit den Saar-Hochschulen, Transfereinrichtungen und Forschungsinstituten zeigen sie sich auch mit dem Innovationsökosystem mehrheitlich zufrieden.
Doch die relativ gute Bewertung dieser Standortfaktoren wird überlagert durch teils deutlich schlechtere Noten bei der Verfügbarkeit von Arbeitskräften, der Qualität der Infrastruktur und der Höhe der Standortkosten sowie der Serviceorientierung der öffentlichen Verwaltung bei Land und Kommunen. Hinzu kommt, dass die Förderprogramme des Landes aus der Sicht der Unternehmen zu intransparent sind oder zu selten dem unternehmerischen Bedarf entsprechen. So lauten die zentralen Ergebnisse der Umfrage zur Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Saarland, die IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé, IHK-Geschäftsführer Dr. Carsten Meier und Mario Knaf, Clustermanager des Projekts TraSaar – Transformationsnetzwerk Saarland, heute in der IHK, ergänzt um Handlungsempfehlungen an die Politik, vorgestellt haben. An der Umfrage beteiligten sich 100 Unternehmen aus allen Branchen und Größenklassen – 61 davon aus der Industrie – mit insgesamt 50.000 Beschäftigten.
„Die Ergebnisse unserer Umfrage bestätigen zwar, dass das Saarland für hohe Lebensqualität steht. Doch sie legen auch erhebliche Schwächen offen: Fehlende Arbeitskräfte, hohe Standortkosten, unzureichende Fortschritte bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung sowie lange Planungs- und Genehmigungsverfahren lasten schwer auf den Unternehmen, verringern ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit und gefährden mittel- bis langfristig die Innovations- und Zukunftsfähigkeit des Standortes. Die Wirtschaft braucht mehr unternehmerische Freiheit und finanziellen Spielraum für Investitionen, Wachstum und Beschäftigung “, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé. Es sei daher höchste Zeit, dass die Politik angesichts der schwierigen Gesamtsituation der Wirtschaft auf all diesen Feldern in den Gestaltungsmodus schaltet und spätestens zum Ende des Jahres eine Zukunftsstrategie vorlegt, die die Sorgen und Nöte der Unternehmen berücksichtigt und den Wirtschaftsstandort Saarland fit für die Zukunft macht. „Als IHK haben wir hierzu klare Vorstellungen, die wir engagiert und lösungsorientiert in die Debatte einbringen werden“, so Thomé weiter.
Die IHK verantwortet im TraSaar-Netzwerk das Teilprojekt „Infrastruktur und Standortattraktivität“. Die Kammer hat die Unternehmen auf einer 5er-Skala nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Wichtigkeit und der Zufriedenheit mit den Standortfaktoren Arbeitskräfteangebot, Qualität der öffentlichen Verwaltung, Verfügbarkeit von passgenauen Förderprogrammen, Lebensqualität, Qualität der Infrastruktur, Höhe der Standortkosten sowie Innovationsökosystem befragt. Auf dieser Basis wurden Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Wirtschaftsstandorts identifiziert. „Neben zahlreichen Chancen, die insbesondere in der Ansiedlung von Zukunftstechnologien und der Verbreiterung der Wirtschaftsstruktur liegen, zeugen die Umfrageergebnisse aber auch von erheblichen Risiken für die Zukunftsfähigkeit des Saarlandes. Risiko Nummer eins ist der Arbeitskräftemangel, der die Unternehmen immer stärker belastet und Innovationen, Wachstum und Wohlstand gefährdet, gefolgt von einer überbordenden Bürokratie, die den Unternehmergeist lähmt und immer mehr zum Investitionshemmnis wird“, so Meier.
Cluster-Manager Mario Knaf dankte der IHK für die geleistete Arbeit und betonte: „Mit dem heutigen Tag ist ein wichtiger Meilenstein im Projekt erreicht. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir die zentralen Ergebnisse und Handlungsempfehlungen gemeinsam mit unseren Partnern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Arbeitnehmerorganisationen diskutieren und für eine breite Akzeptanz werben. Zusammen mit den Erkenntnissen aus der gerade laufenden Umfrage für die ‚Studie zur Zukunft des Automobilsektors im Saarland‘ liegt uns dann eine fundierte Datenbasis vor, auf deren Grundlage strategische Weichenstellungen für das Autoland Saarland vorgenommen werden können.“