Gleich vorab. Was heute in Homburg vorgestellt wurde, wird das Stadtbild auf lange Zeit verändern. Die Pläne sind final. Homburg bekommt ein neues Stadtquartier, eine “Stadt in der Stadt” und hört auf den Namen „coeur“.
Viele Jahre lag das sogenannte DSD-Gelände in Homburg brach. Im Jahr 1999 hat die Dillinger Stahlbau GmbH ihre Produktion in diesem Werk eingestellt. 180.000 m² Fläche in direkter Sicht zum Homburger Forum. Ein Gebiet, das schon immer viel zu schade war um „zu verrotten“. Ein Gebiet, das viele Möglichkeiten hat, aber auch viele Probleme, die nun professionell behoben werden. Allen voran der Industrieboden, gefolgt von den hohen Abrisskosten und dem Mammutprojekt an sich. Wer hier Hand anlegen wollte, brauchte eine klare Vision inklusive der nötigen finanziellen Mittel. Wer genau hinsah, der entdeckte in den letzten Monaten am Gelände viele Bagger, viel Bewegung. Ein Unternehmen aus Neunkirchen wurde tätig, doch wohin dies alles führen sollte, war den meisten nicht klar. Jetzt herrscht Gewissheit.
Mitte 2022 kaufte die Neunkircher Ferraro Group nach zügigen Verhandlungen das gesamte Gebiet vom vormaligen Eigentümer und begann umgehend mit den ersten Arbeiten. So wurde nach dem Einholen der für den Abbruch erforderlichen Gutachten, im Oktober letzten Jahres mit dem oberirdischen Rückbauarbeiten der Hallen und der Gebäude begonnen. Ein kleiner Teil ist aktuell noch vorhanden, dieser wird aber jetzt in diesem Monat noch rückgebaut, sodass diese oberirdischen Rückbauarbeiten Ende des Monats abgeschlossen sein werden. Die Ferraro Group befindet sich nach eigenen Angaben weltweit auf Platz 12 der stärksten und erfolgreichsten Rückbauunternehmen und Platz 8 europaweit. „Wir reden nicht, wir machen, wir tun. Das ist unser Motto.“, so Ferraro CEO und Geschäftsführer Giuseppe Ferraro heute bei der Präsentation des Vorhabens. Somit ist nun klar: Nicht nur der Abriss sondern die gesamte Erschließung des Geländes wird über Ferraro abgewickelt. „Wir konnten bereits beeindruckende vergleichbare Projekte in Deutschland und Italien realisieren. Das Projekt “coeur” wird die Stadt Homburg nachhaltig prägen und zu einem besonderen Ort machen. Wir freuen uns auf die bei uns traditionell zügige Fertigstellung und sind gespannt auf die positiven Veränderungen, die das neue Stadtquartier mit sich bringt.“
„coeur“ soll nicht einfach nur ein neues Viertel aus Wohnungen werden. „coeur“ soll nach den Vorstellungen seiner Macher ein Gebiet werden, das neues Leben in die Stadt bringt, ein Mischgebiet aus vielen verschiedenen Komponenten inmitten von viel Grünfläche. Eine lebenswerte Oase voller Möglichkeiten. Im Detail sind hier an Bruttofläche etwa 60.000 m² Gewerbegebiet, 100.000 m² urbanes Gebiet und 27.000 m² Wohngebiet angedacht. Eingeplant sind sowohl Wohnungen zum Mieten als auch zum Kaufen, Gewerbe, Büros, Hotel, Gastronomie, Fitness. Arztpraxen, Möglichkeiten für Senioren und auch Einzelhandel und mehr. Eine Zuteilung, wie viel Prozent verschiedenen Gewerbearten zugerechnet wird, gibt es derzeit noch nicht. „Es wird so sein, dass die Festsetzungstiefe im Bebauungsplan relativ gering gehalten wird. Das hat auch einen Grund. Das Quartier soll zukunftsfähig sein und es dauert auch ein paar Jahre es zu entwickeln und zu bebauen. Wir wissen alle nicht, was die Zukunft bringt und möchten hier flexibel sein“, sagt die zuständige Dipl.-Ing. Carolin Keller auf Homburg1 Nachfrage.
Jetzt schaffe man sozusagen mit dem Bebauungsplan den Rahmen dafür, dass sich dort vielfältiges Gewerbe und gemischte Flächen etablieren können. „Wir haben schon jetzt über unsere Landingpage eine enorme Nachfrage. Gerade die Nachfrage nach Wohnungen oder Praxisräumen hören wir immer wieder. Wir sind sehr stolz, hiermit genau das richtige Projekt angepackt zu haben“, sagt CEO Giuseppe Ferraro im Homburg1-Gespräch. Die Vision, das Gelände rückzubauen hatte sein Vater, Seniorchef Cavaliere Damiano Ferraro, bereits vor sehr langer Zeit. Jetzt wird die Vision zur Realität und durch den Sohn weiter ausgebaut und verfeinert. Das Familienunternehmen kalkuliert mit einem Investitionsvolumen von 500 bis 600 Mio. Euro auf die nächsten 5 bis 6 Jahre.
Doch wie genau geht es nun zeitlich weiter? Das erläutert Dipl.-Ing. Harald Full, Leiter Geschäftsentwicklung der Ferraro Group: „Da das Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz in Saarbrücken uns bereits am 16. März den Sanierungsplan auf der Grundlage des Bundesbodenschutzgesetzes und der Bundesbodenschutzverordnung genehmigt hat, können wir unmittelbar nach Abschluss dieser Arbeiten mit den Bodensanierungsarbeiten im Mai beginnen. Wie ich heute gehört habe, beginnen wir bereits diese Woche jetzt mit dem Landesamt auch schon die ersten vorbereitenden Arbeiten dafür, sodass diese Bodensanierungsarbeiten dann auch sehr schnell durchgeführt werden können. Wir haben dafür etwa ein Jahr Zeit veranschlagt. Insgesamt kann festgehalten werden, dass die gesamte Schadstoffsituation sowohl im Boden als auch im Grundwasser auf dem über fast 100 Jahre industriell genutzten Gelände für die zu betrachtenden Gefährdungspfade, einmal Boden-Grundwasser und einmal Boden-Mensch, unkritisch zu bewerten sind. Trotzdem oder gerade deswegen werden wir natürlich die Altlasten sach- und fachgerecht sanieren und auch entsorgen, damit das Grundstück vor der neuen Nutzung als Stadtquartier altlastenfrei ist. Im Wesentlichen handelt es sich laut dem Sanierungsplan um kleinteilige Verunreinigungsbereiche, die über das gesamte Areal verteilt sind. Es gibt allerdings auch drei größere Verunreinigungsbereiche, sogenannte Hotspots. Das Größte ist etwa so groß wie ein Fußballfeld, was aber natürlich auch von uns entsprechend saniert wird. Die Bodengutachten, die im Zeitraum von 2004 bis 2022 erstellt wurden, sind in den genehmigten Sanierungsplan eingeflossen. Ebenso wie ein umfangreiches Grundwassermonitoring, was über Jahre stattgefunden hat, bei dem das Grundwasser zweimal pro Jahr analysiert worden ist, um eben zu sehen, ob aus dem Boden Schadstoffe in das Grundwasser gelangen.“
Parallel zu den vorgenannten Arbeiten hat die Ferraro Group das B-Plan-Verfahren vorangetrieben. So konnte am 30. März 2023 die Offenlage des ersten Bauabschnittes im Stadtrat beschlossen werden. Der zweite Bauabschnitt wird aktuell vorbereitet und soll dann dem Stadtrat nach der Sommerpause vorgelegt und dort auch beschlossen werden. Die nächsten geplanten Schritte sind laut Full die Tiefenenttrümmerungen. Das heißt, man kann jetzt nach der Genehmigung des Sanierungsplanes die Bodenplatten entnehmen und auch rückbauen und auch die Keller und die Fundamente rückbauen und so dann die Bodensanierung auf dem Areal durchführen, um das Grundstück für eine neue und nachhaltige Bebauung als Stadtquartier nutzbar zu machen.
Bereits von weitem soll das neue Stadtquartier zu sehen sein. Mit 88 Metern Höhe bildet das sogenannte Leuchtturm-Gebäude an der Einfahrt den höchsten Punkt und soll entsprechend in Pose gesetzt werden und bereits aus der Ferne erkennbar sein. Um diesen hohen Leuchtturm herum wird es einen Quartiersplatz geben. Im Herzen des Stadtquartiers, umgeben von urbanen Gebieten, entstehen Wohnbereiche mit unterschiedlichen Wohnformen. Außerdem gibt es urbane Gebiete für Wohnen und Gewerbe entlang der Verkehrsstraßen und als Übergang von reinen Gewerbeflächen zu Wohnbereichen. Circa 500 Wohneinheiten sollen etabliert werden. Zusammenhängende Gewerbeflächen im westlichen Teilbereich und im Norden direkt angrenzend an bestehende Bebauung und Hauptstraße, runden das Gesamtbild ab. Die Gebäudestellungen sind so angeordnet, dass sich öffentliche Räume ergeben, die die Menschen und das Leben einladen, in das Quartier zu kommen. Hier findet das Leben statt, hier entsteht Urbanität. Sollte die geplante Umgehungsstraße B423neu kommen, wird diese durch das Gebiet führen, auch hier wurde bereits optional geplant und reagieren zu können, erklärt Dipl.-Ing. Carolin Keller: “Direkt neben dem hohen Gebäude ist wie eine Zäsur quer durch unser Gebiet. Das ist die Fläche der geplanten Umgehungsstraße der B423. Diese befindet sich aktuell noch im Planfeststellungsverfahren. Wir möchten die notwendige Freihaltung der Fläche interimsweise dazu nutzen, dort eine Grünfreizeit- und Erholungsfläche zu etablieren. Wir werden zurück baubare Installationen dort anbringen und sollte dann die Umgehungsstraße später einmal kommen, so kann die Fläche wieder freigegeben werden. Entlang dieser Fläche möchten wir gerne viele Grünstrukturen anordnen, sodass dort bereits die Bäume und die Grünflächen anwachsen können, später dann auch für ein gutes Mikroklima und einen gewissen Schallschutz sorgen können.”
Als Zielgruppe sieht man Zuwanderer und Einpendler, aber natürlich auch Familien, Senioren sowie wie Homburger, die sich verändern möchten und in einem möglichst sicheren und komfortablen und zukunftsorientierten Zuhause wohnen möchten.
Das neue Stadtquartier, es bedeutet viel für die Zukunft Homburgs, dessen ist sich auch Bürgermeister Michael Forster sicher und freut sich über das große Engagement der Ferraro Gruppe und die damit geschaffenen Möglichkeiten: “Homburg ist auf dem Weg in eine sehr, sehr gute Zukunft. Hier tut sich etwas, hier ist eine Aufbruchsstimmung, das sieht man eben durch diese großen Projekte. Deshalb schaue ich auch sehr zuversichtlich in die Zukunft. Wenn diese Entwicklung so anhält, bin ich sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit mit der Ferraro Group ist außerordentlich gut, denn dort gilt ‘ein Mann ein Wort’. Dort werden gute Gespräche geführt, nicht lange drumherum geredet. Dann wird das auf beiden Seiten umgesetzt und so erzielen wir eine tolle Geschwindigkeit, in der die Entwicklung hier in Homburg weitergeht.”
Hier geht es zur offiziellen Homepage des neuen Stadtquartiers: https://coeur-homburg.de