Trotz des massenhaften Einsatzes der Kurzarbeit ist allerdings auch die Arbeitslosigkeit gestiegen – insgesamt noch relativ moderat, aber ebenfalls mit beachtlichen regionalen Unterschieden. Die Wissenschaftler haben auch den Corona-bedingten Anstieg der Arbeitslosenquote auf Ebene der Städte und Kreise berechnet. Generell sind die Anstiege im Osten Deutschlands auffällig hoch, während sie im Süden meist niedrig ausfallen.
Besonders starke Corona-bedingte Anstiege der Arbeitslosenquote haben dabei die Tourismusregionen Vorpommern-Rügen (3,2 Prozentpunkte) und Wittmund (2,6 Prozentpunkte) zu verkraften. Aber auch in Berlin (2,5 Prozentpunkte), Garmisch-Partenkirchen (2,4 Prozentpunkte), dem Berchtesgadener Land und in Wilhelmshaven (beide 2,3 Prozentpunkte) ist die Arbeitslosenquote Corona-bedingt deutlich angestiegen, während es im Bundesmittel 1,3 Prozentpunkte waren. Im Vogelsbergkreis (0,3 Prozentpunkte), Tirschenreuth (0,4 Prozentpunkte) sowie Erlangen-Höchstadt, Neumarkt i.d.Opf. und Neustadt a.d. Waldnaab erscheint die Zunahme um 0,5 Prozentpunkte hingegen im Deutschland-Vergleich sehr moderat.
Laut Studie liegt die wichtigste Ursache für die regionalen Unterschiede bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Rückgang entlastender Arbeitsmarktpolitik, also beispielsweise von Qualifizierungskursen, die die BA organisiert. Menschen, die an solchen Maßnahmen teilnehmen, zählen in der Statistik nicht zu den Arbeitslosen. „Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit profitieren besonders von diesen Maßnahmen“, erläutert Emmler. Corona-bedingt können aber zeitweilig viele Maßnahmen nicht stattfinden, weshalb die Arbeitslosenquote gerade in strukturschwachen Gegenden steige. Daneben sind hohe Corona-bedingte Anstiege der Arbeitslosenquote auch in Regionen zu erwarten, in denen das Gastgewerbe verbreitet ist.
Originalpublikation: Eric Seils, Helge Emmler: Die Folgen von Corona. Eine Auswertung regionaler Daten. WSI-Policy Brief Nr. 43, Juni 2020. Link: www.boeckler.de