War es trotz Ausgangssperre möglich, Hotels zu finden?

Walter Lindner: Kaum. Wir haben ein Bettenlager im Goethe-Institut eingerichtet. Als unsere geplanten Hotelräumlichkeiten kurzfristig gekündigt wurden, habe ich auch den Garten unserer Botschaftsresidenz geöffnet, für Registrierung, als Sammelstelle der Gestrandeten und zum Aufatmen nach all dem Aufwühlenden, das viele hinter sich hatten. Dort konnten sich alle noch einmal ausruhen. Viele haben die Zeit auch für Yogaübungen genutzt – bei aller Anspannung ein schöner, ein sehr indischer Moment.

Waren auch Bürger anderer EU-Länder an Bord der Flugzeuge?

Walter Lindner: Ja, wir haben von Anfang zehn Prozent der Plätze für EU-Bürger eingeplant. Das war Außenminister Heiko Maas sehr wichtig. Auch in den nächsten Wochen werden wir uns eng mit den Partnern abstimmen. Noch immer sind einige hundert Deutsche im Land. Wir prüfen gerade, wie wir denen helfen können, die noch als Touristen oder Kurzzeitreisende im Lande hängengeblieben sind. Ob wir noch einen weiteren Flug nach Deutschland organisieren oder Plätze bei EU-Partnern vermitteln können, hängt nun davon ab, wie viele dieser Personen noch im Lande sind, ob sie trotz Ausgangssperre nach Delhi gelangen können, und ob es in absehbarer Zeit nicht doch auch wieder den ein oder anderen kommerziellen Flug geben wird. Wir werden über unsere Website und auf den Social-Media-Kanälen der Botschaft über alle Entwicklungen auf dem Laufenden halten.

Wie sehr sind die Menschen in Indien vom Coronavirus betroffen?

Walter Lindner: Die Fallzahlen sind noch deutlich niedriger als in Europa. Die Regierung hat sofort eine sehr strenge Ausgangssperre erlassen. Aber die Gefahr, dass sich das Virus schnell ausbreitet, ist natürlich da: Die Menschen leben hier sehr dicht beieinander, viele Millionen haben keinen Zugang zu fließendem Wasser. Der Alltag kehrt auch hier in der Botschaft erst einmal nicht zurück – der Krisenmodus hält an. Aber dies ist eben auch ein ganz wichtiger Teil unseres Jobs als Diplomaten: für die Bürgerinnen und Bürger im Ausland da zu sein, in guten wie in Krisenzeiten!

Es ist die größte Rückholaktion in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Krisenreaktionszentrum der Auswärtigen Amtes koordiniert derzeit das Rückholprogramm, vor Ort helfen die deutschen Vertretungen weiter. Aufgrund der Ausbreitung der Corona-Epedemie warnt das Auswärtige Amt aktuell vor nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland. Weitere Informationen finden Sie hier.

 

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