Der 9. November ist wie kaum ein anderes Datum mit besonderen Ereignissen der deutschen Geschichte verknüpft. Sie zeichnen Bilder des Auf- und Umbruchs, einer menschenverachtenden Gewalt und einer unbändigen Freude.
Am 9. November 1918 wurde die erste deutsche Republik ausgerufen. Am 9. November 1938, in der Reichspogromnacht, überfielen SA- und NSDAP-Mitglieder die jüdische Bevölkerung auf brutalste Art und Weise und zerstörten zahlreiche Synagogen. Vor nunmehr 35 Jahren markierte das Datum den Fall der Berliner Mauer, das Ende des geteilten Deutschlands. Friedliche Proteste waren dieser „Wende“ 1989 vorausgegangen.
Die Verfolgung der Juden, ihre Diskriminierung und Ermordung waren von Beginn an Ziele des nationalsozialistischen Deutschlands. Mit der organisierten Zerstörung jüdischer Einrichtungen und Gotteshäuser und mit der Misshandlung und Tötung Tausender von Juden in der Nacht vom 9. auf den 10. November wurden diese Ziele staatsoffiziell gemacht, es begann ein systematischer Völkermord.
Sicher anders einzuordnen ist der 9. November 1989, wenn der Mauerfall beispielhaft genannt wird für das Erreichen politische Ziele auf gewaltfreiem Weg. Zumindest war dem Mauerfall auch wenige Tage zuvor ein freiwilliger, friedlicher Massenprotest auf dem Berliner Alexanderplatz vorausgegangen, bei dem die Demonstrierenden den Rücktritt der SED-Regierung, freie Wahlen, Presse-, Meinungs- Reisefreiheit forderten.
Landrat Dr. Theophil Gallo: „Die Öffnung der Berliner Mauer dürfte vielen von uns bestens in Erinnerung sein, nicht zuletzt haben Fernsehübertragungen für unvergessliche Bilder gesorgt. Alles andere ist teils sehr ausführlich in den Geschichtsbüchern nachzulesen – auch über das Jahr 1918 und über die Reichspogromnacht, von der nicht mehr allzu viele Zeitzeugen berichten können. Umso bedeutender ist es, dass wir gerade daran die Erinnerung wachhalten, in der Absicht, für eine gewaltfreie Gesellschaft einzustehen. In den vergangenen Jahren haben gewalttätige Ausschreitungen, rassistische und antisemitische Hetze nicht nur in den deutschen Großstädten, sondern auch in den ländlichen Gegenden zugenommen. Das ist eine mehr als besorgniserregende Entwicklung, das muss uns bewusst sein. Und durch die Kriege in der Ukraine und in Nahost, aber auch an vielen anderen Orten auf der Welt, hat Gewalt wieder die Oberhand gewonnen, Tausende von Menschen sind bereits getötet worden. Um in Zukunft in Freiheit leben zu können, dürfen wir nicht nachlassen, für eine demokratische Grundordnung und für Vielfalt einzutreten. Dabei hilft uns auch die Erinnerung. Trotz Verschiedenheit in Kultur, Glaubensrichtung oder Gesinnung verdienen wir alle gegenseitige Achtung und Respekt. Es wäre wünschenswert, wenn jeder für sich am 9. November ein angemessenes Zeichen dafür setzt.“
In Homburg gibt es am 8. November beispielsweise eine Gedenkveranstaltung um16 Uhr in der protestantischen Stadtkirche. Anschließend ist geplant, gemeinsam und schweigend zur Ruine der ehemaligen Synagoge in der Klosterstraße zu gehen. Und auch in Zweibrücken sind die Bürger dazu einladen, gemeinsam dem 86. Jahrestag der menschenverachtenden Übergriffe in der Reichspogromnacht zu gedenken. Der Ökumenische Arbeitskreis, der Historische Verein Zweibrücken e.V., der Aktionskreis Buntes Zweibrücken und die Stadt Zweibrücken organisieren eine kostenfreie Stadtführung durch das jüdische Zweibrücken (16 Uhr), ein Gedenken am ehemaligen Standort der Synagoge in der Ritterstraße (17 Uhr), sowie Musik und Gedanken zur Pogromnacht in der Alexanderskirche (18 Uhr).