Wie bedeutsam die Kurzarbeit als ein Instrument zur Krisenbewältigung sei, zeigt nach Ansicht von Müller und Schulten der Vergleich mit den USA, wo kaum Kurzarbeiterreglungen genutzt werden und deshalb bereits mehr als 33 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz verloren haben. Umso wichtiger sei die finanzielle Unterstützung von Kurzarbeit, für die die EU-Kommission in ihrem „SURE“-Programm den Mitgliedsstaaten günstige Kredite in Höhe von 100 Milliarden Euro zur Verfügung stellen will, betonen die Wissenschaftler. 

Die nationalen Regelungen weisen in Hinblick auf Höhe und Dauer des Kurzarbeitergeldes deutliche Unterschiede auf. So reicht die Höhe des Kurzarbeitergeldes, gemessen am ausgefallenen Entgelt, je nach Land von 50 Prozent in Polen bis zu 100 Prozent in den Niederlanden, Dänemark oder Irland. In vielen Staaten liegt das Niveau bei 70 oder 80 Prozent.

Die Dauer der Zahlungen variiert zwischen zwei Wochen in Rumänien über drei Monate in Dänemark oder Luxemburg, sechs Monate in den Niederlanden oder Österreich bis zu 12 Monaten in Deutschland, der Schweiz oder Frankreich und bis zu 13 Monaten in Finnland. Oft sind Kurzarbeitende mit drastischen finanziellen Einbußen konfrontiert. Auf Basis guter Lösungen, die sie in unterschiedlichen Ländern beobachtet haben, beschreiben die Forscher Mindeststandards für faire und existenzsichernde Kurzarbeiterregelungen. Hierzu gehören u.a.:

– ein Kurzarbeitergeld das mindestens 80 Prozent des entgangenen Nettoeinkommens ersetzt;

– ein Kündigungsschutz, der über die Zeit der Kurzarbeit hinaus reicht;

– eine angemessene Beteiligung von Gewerkschaften und Betriebsräten bei der konkreten Umsetzung der Kurzarbeit.

Originalpublikation:

*Torsten Müller und Thorsten Schulten, Ensuring fair Short-Time Work – a European overview, ETUI Policy Brief No. 7/2020, Brüssel: https://www.etui.org/Publications2/Policy-Briefs/European-Economic-Employment-an…

 

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