Dennoch, so zeigt die Forschung in diesem Bereich, haben viele Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser beachtliche und erfolgreiche multiprofessionelle Hilfeinfrastrukturen aufgebaut und darin auch Initiativen des Empowerments für geflüchtete Frauen integriert. „Gerade im Bereich der Unterstützung geflüchteter Frauen sehen wir, dass ein nicht-paternalistisches Verständnis von Unterstützung ungemein wichtig ist, um Teilhabe in einer Migrationsgesellschaft wie der deutschen zu ermöglichen. Sonst schreibt Hilfe unreflektiert gesellschaftliche Hierarchien fest und befördert so auch Stereotype und Rassismus“, führt Prof. Schwenken weiter aus.

Dass es trotz gleicher Zielsetzungen ein breites Spektrum an Herangehensweisen bei staatlich geförderten, und von verschiedenen kommerziellen und gemeinnützigen Trägern angebotenen arbeitsmarktbezogenen Projekten gibt, ist ein Ergebnis einer weiteren Studie am IMIS. Dies hängt mit der Diversifizierung und Erweiterung des Feldes arbeitsmarktbezogener Unterstützungsangebote im Zuge der Fluchtmigration seit 2015 zusammen.

Während viele Träger qualitativ hochwertige Angebote entwickelten, hatten andere Träger bis dato keine Erfahrungen in der Arbeit mit zugewanderten Zielgruppen. „Eine Gefahr für die professionelle Beratung, Qualifizierung und Vermittlung stellten in diesen Fällen implizite stereotype Annahmen über die Zielgruppe, wie die ‚rückständige und traditionelle Muslima’, dar“, so Johanna Ullmann. „Insgesamt aber können Projekte den Arbeitsmarktintegrationsprozess positiv begleiten und Arbeitsmarktchancen – wenn auch strukturell bedingt begrenzt – erhöhen, wenn sie sensibel und im Interesse der Teilnehmenden gestaltet sind.“

Die Forschungen in den Bereichen Gewaltschutz und Arbeitsmarktteilhabe ergaben jetzt, dass sich für viele der professionellen Unterstützungsangebote akut die Finanzierungsfrage stellt. In den fünf Jahren seit 2015 wurden unzählige Angebote und Förderlinien entwickelt, aber davon enden jetzt viele. „Das ist insbesondere für die Betroffenen dramatisch und auch langfristig mit gesellschaftlichen Kosten verbunden, wenn genau dann die Unterstützung endet, wenn etwa langjährig unterdrückte Traumata manifest werden oder sich insgesamt auch zeigt, dass die arbeitsmarktbezogene Unterstützung erst dann richtig wirken kann, wenn der Spracherwerb einigermaßen abgeschlossen ist“, stellt Johanna Ullmann fest.

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