Foto: Stephan Bonaventura
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Erneut hatte das Bündnis „Homburg – vielfältig statt einfältig“ heute zu einem Demonstrationszug für Vielfalt und Demokratie aufgerufen.

Mehrere hundert Menschen schlossen sich dem Aufruf an und gingen, wie bereits Anfang Februar, gegen Rassismus auf die Straße. Von der Talstraße zogen die Menschen Richtung Marktplatz, wo auch Homburgs Bürgermeister Forster sowie Landrat Dr. Gallo deutliche Worte fanden. Gallo: “Wir müssen immer wieder aufstehen und zeigen, dass wir keine schweigende Mehrheit sind, sondern dass wir in unserer Vielfalt, in unserer Buntheit stärker sind als die, die meinen, sie könnten alles tun und kaputt reden, so wie das im Moment läuft. Und dass wir hier eine friedliche Demonstration für Toleranz, Menschlichkeit und Demokratie haben, für ein offenes Miteinander, für Freiheit für alle, ist etwas, was Homburg auszeichnet, was diesen Saarpfalz-Kreis auszeichnet, uns im Saarland und uns in Deutschland. Danke, dass Ihr hier seid.”

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Hier gibt es jetzt die gesamte Rede von Bürgermeister Michael Forster:

“Liebe Sevim Kaya-Karadağ!

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Liebe Mitglieder des Bündnisses „Homburg – Vielfältig statt einfältig“!

Liebe aufrechte Demokratinnen und Demokraten!

Sehr geehrte Damen und Herren!

Zunächst einmal möchte ich mich ganz ganz herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie heute dem Aufruf des Aktionsbündnisses gefolgt sind und hier ein deutliches Zeichen gegen den Rechtsextremismus setzen. Vielen Dank für Ihr Kommen! Ganz herzlich möchte ich mich auch bedanken bei der Gruppe Samba-Olek, die uns hier den Demonstrationszug so toll begleitet, hat hier eine tolle Umrahmung gegeben. Vielen Dank für Euer Kommen! Vielen Dank für die tolle Musik!

Ich war schon begeistert und beeindruckt von der letzten Kundgebung auf dem Christian-Weber-Platz vor circa vier Wochen und es hat mich stolz gemacht, dass es bei uns in der Stadt viele, vor allem auch junge Menschen gibt, die die richtigen und passenden Worte gefunden haben. Das war ein tolles Zeichen aus Homburg. Dafür auch ein herzliches Dankeschön an Euch! Und ich finde es sehr schön, dass nun eine Fortsetzung dieser Kundgebung hier auf dem Marktplatz heute stattfindet mit dem vorhergehenden Demonstrationszug. Es ist auch erfreulich, dass das Aktionsbündnis wieder aktiviert wurde und sich gleich so großartig präsentiert, mit dieser Demonstration auch ein wichtiges Zeichen für Homburg setzt und damit viele Menschen und ausreichende Demokraten zusammenführen. Dafür auch dir, liebe Sevim Kaya-Karadag, ein herzliches Dankeschön für diese Aktivierung und diese tolle Veranstaltung!

Bürgermeister Michael Forster bei seiner Rede – Foto: Stephan Bonaventura

Eine friedliche Kundgebung für Toleranz, Demokratie, ein von gegenseitigem Respekt geprägtes Miteinander ist enorm wichtig. Wir alle wollen schließlich, dass sich alle Menschen guten Willens in Homburg wohlfühlen können, dass alle Menschen hier in Frieden und Freiheit und vor allem ohne Angst leben können. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen vom Demonstrationszug vor vier Wochen und vom Einsatz des Aktionsbündnisses bekommen. Als Bürgermeister und auch als Einwohner dieser Stadt bin ich froh, dass sich so viele Menschen beteiligt haben und auch heute wieder eine klare Position gegen rechtsextremes Gedankenblut beziehen. Dafür ein herzliches Dankeschön an Sie alle!

Gerade der Ruf – und ich sehe es ja auch auf den Schildern – “Nie wieder ist jetzt”, hat selten so gut gepasst wie in dieser Zeit. Genutzt haben diesen Satz auch die Jugendlichen, die unsere Gedenkveranstaltung am 9. November zur Erinnerung an die Reichspogromnacht gestaltet haben. Doch auch jetzt passt dieser Satz und aus meiner Sicht ist es genau die richtige Zeit, mit anderen Worten, es ist höchste Zeit, diesen Satz zu nutzen, um dem bundesweiten Erstarken rechtsradikaler Gedanken etwas entgegenzusetzen. Es ist höchste Zeit, bevor diese unmenschlichen Gedanken immer mehr in den Alltag einsickern, unwidersprochen bleiben und sich möglicherweise auf eine Art festsetzen, die dann immer schwieriger aufzubrechen ist. Es ist höchste Zeit auch aus Sicht der Menschen, die unseren Beistand, unsere Anteilnahme und unsere Solidarität brauchen, die sich und ihr Dasein, ihre Existenz in unserem Lande, in unseren Städten und Dörfern, in unserer Gesellschaft infrage gestellt sehen, die sich vor allem lange fragen mussten, wo bleibt die Antwort der Anständigen? Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen in Deutschland in Angst leben, dass sie sich nicht trauen zu zeigen, wofür sie stehen, dass sie Angst haben müssen, weil sie beispielsweise einer Minderheit angehören, als Juden erkannt werden, weil sie homosexuell sind oder einen Migrationshintergrund haben. Wir alle gehören zusammen. Wir alle gemeinsam sind Deutschland, Saarland und Homburg. Um dies zu zeigen, sind Kundgebungen wie diese wichtig und auch notwendig.

Im engsten Kreis von Freunden und Bekannten fällt es sicher manchmal schwer, radikalen Gedanken entgegenzutreten. Das ist in einer großen Gruppe so wie hier leichter. Aber diese Gemeinschaft kann uns zeigen, wir sind nicht allein. Und das hier entstehende Gemeinschaftsgefühl kann uns Energie und Kraft geben, auch an anderer Stelle für Demokratie und Vielfalt einzutreten. Es ist schön zu sehen, wie hier deutschlandweit etwas entsteht. Es ist schön zu sehen, dass wir nicht tatenlos zusehen und Dinge geschehen und sich entwickeln lassen, die wir nicht wollen. Es ist schön zu sehen, dass die sogenannte schweigende Mehrheit keine schweigende Mehrheit mehr ist, sondern eine laute, bunte, aktive Mehrheit, die sich bemerkbar macht und die sich stark macht. Sie alle sind ein Teil davon und dafür möchte ich Ihnen danken. Wir sollten mutig und entschlossen für unsere Gesellschaft eintreten und die Zukunft gemeinsam und solidarisch gestalten. Bei allen Konflikten sollte der Grundkonsens klar sein. Unterschiedliche Meinungen müssen und können wir ertragen und aushalten. Das ist die große Stärke unserer Gesellschaft und unserer Demokratie. Wir können friedlich und gewaltfrei diskutieren, den eigenen Standpunkt vertreten. Meinungen, auch widersprüchliche Meinungen, sind völlig in Ordnung. Was nicht in Ordnung ist, ist Rassismus, Menschenfeindlichkeit, Antisemitismus, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese Einstellungen sind eben keine Meinungen, sondern münden oft in Straftaten oder führen zu Gewalt und Angst.

Wir stehen vielmehr für Vielfalt, für Freiheit, für Toleranz und für ein angstfreies Leben. Unsere Toleranz endet aber dort, wo Intoleranz, wo verfassungsfeindliche und menschenverachtende Gedanken unsere Gesellschaft spalten wollen. Ob es sich bei diesen menschenverachtenden Gedanken nun um Deportationspläne handelt oder diese in Remigration umetikettiert werden, spielt dabei keine Rolle. Wir wissen, um was es geht und es ist unsere Aufgabe, zusammenzustehen.

Das Großartige an unserer Gesellschaft, an unserer Demokratie ist doch, dass wir uns radikalen Gedanken und menschenverachtenden Entwicklungen nicht mit leeren Händen entgegenstellen müssen. Nein, wir haben doch eine Gesellschaftsform, die uns Gleichheit und Freiheit sichert. Nicht umsonst kommen so viele Menschen zu uns, um hier zu leben. Das ist etwas Wertvolles, etwas, wofür es sich lohnt, sich einzusetzen. Und lassen Sie mich diesen Gedanken noch erwähnen, nicht umsonst habe ich eben an unsere Gedenkveranstaltung zum 9. November erinnert. Nur wenn es uns gelingt, das weitere Aufkommen von Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus zu unterbinden, zeigen wir, dass wir aus der Geschichte, gerade aus der deutschen Geschichte, gelernt haben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, da wir uns in diesem Jahr vielen Wahlen entgegensehen, möchte ich gerade auch an die Politik appellieren, fair, anständig und sachlich miteinander umzugehen. Andere Meinungen auszuhalten, niemanden in die Ecke zu stellen oder auszugrenzen. Das alles sind Tendenzen, die nur denen nutzen, die diese Entwicklungen ihrerseits anheizen wollen, um sich dann als Lösung oder Alternative anzubieten. Dieses simple Vorgehen sollten wir durchschauen und dem entgegentreten. Ich möchte auch ganz deutlich sagen, aus Protest radikale Parteien zu wählen, um “denen da oben” einen Denkzettel zu verpassen, ist nicht der richtige Weg. Diese Menschen wollen unserer Demokratie schaden, wollen sie überwinden. Diesen Gruppen und Parteien Macht zu geben, halte ich für falsch.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, zum friedlichen Zusammenleben, ob zwischen Staaten oder Menschen, gehört Vertrauen. Auch das Vertrauen in die eigenen Stärken ist dabei wichtig. Vertrauen in den anderen Menschen, in die Unterschiedlichkeit und die Vielfalt, die uns und unsere Gesellschaft nicht nur belebt, sondern bereichert. Diese macht uns stark. Ich danke Ihnen für Ihre Teilnahme und für Ihre Aufmerksamkeit.”

Alle Bilder in der Galerie auf Seite 2

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