Dr. Theiss Naturwaren trotzt der Pandemie: Das Homburger Unternehmen konnte seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 3% steigern. Und das obwohl deutlicher weniger Menschen Apotheken besuchen, in denen der Großteil der hauseigenen Marken verkauft wird. Das liegt für Geschäftsführer Giuseppe Nardi vor allem auch an der Innovationsbereitschaft des Unternehmens, wie er auf einer Pressekonferenz betonte.
Wenn wir nicht in die Sonne können, dann bringen wir zumindest die Sonnenbräune zu uns: So oder so ähnlich muss man sich wohl den Gedankengang hinter der Einführung der Hyaluron Sanfte Bräune vorstellen, einer Gesichts- und Hautpflegecreme mit Bräunungseffekt, die 2020 auf den Markt kam. „Das ist ein Beispiel für eine erfolgreiche Produktpolitik“, erklärte Geschäftsführer Giuseppe Nardi stolz. Denn in diesem Marktsegment war die Salbe eine der erfolgreichsten Markteinführungen überhaupt.
Nur ein Beispiel, doch es zeigt aus Sicht des Unternehmens, wieso Dr. Theiss Naturwaren schon seit Jahren auf Wachstumskurs ist. „Wir haben eben eine gute Nase für das, was sich die Verbraucher wünschen“, so Nardi. Oder auch schlicht brauchen. Wie beispielsweise Desinfektionsmittel, das 2020 kurzentschlossen produziert wurde, als dieses zu Beginn der Pandemie stark nachgefragt war. 1,7% des Umsatzes machte dieses im Jahr 2020 immerhin aus. „Mittlerweile haben die Desinfektionsmittel aber keine große Bedeutung mehr.“
Das wird der Mittelständler verkraften können, denn 2020 stieg der Umsatz, trotz der Pandemie, mit 326 Millionen Euro um 3%. Und auch in diesem Jahr prognostiziert das Unternehmen wieder einen Umsatzsprung, dieses Mal um 2,7%. Dabei ist vor allem die Marke Lacalut auf Wachstumskurs. Sie war im vergangenen Jahr die am schnellsten wachsende Zahnpflege-Marke im deutschen Markt. Insgesamt liegt Dr. Theiss Naturwaren im sogenannten Personal-Care-Markt in deutschen Apotheken auf Platz 3.
Doch ein Großteil des Umsatzes wird nicht in Deutschland gemacht, sondern im Ausland. Genauer: in Osteuropa. Polen, Russland, Rumänien und die Ukraine gehören hier zu den Hauptabsatzmärkten. Ein Beispiel für die starke Stellung der Homburger in diesen Ländern ist die Marke Zdrovit, die mit Nahrungsergänzungsmitteln und Medizinprodukten aufwartet. Um sage und schreibe 127% konnte der Umsatz von Zdrovit seit 2016 gesteigert werden. Bei über 100 Millionen Euro liegt dieser mittlerweile.
Insgesamt liegt der Erfolg des Unternehmens auch in den massiven Investitionen begründet, die in die Werbung fließen. Gerade Lacalut wurde im TV 2020 noch einmal stärker bespielt. Bei den Frauen über 50 konnte so beispielsweise die Markenbekanntheit um 20% gesteigert werden. Insgesamt investiert Dr. Theiss Naturwaren einen dreistelligen Millionenbetrag in Werbung. „In Zukunft sehe ich eine stärkere Rolle des Online-Handels, weshalb wir da auch stärker investieren müssen“, erklärte Nardi.
Mehr soll es in den nächsten Jahren auch bei den Mitarbeitern sein. Derzeit beschäftigt die Firma über 550 Mitarbeiter an fünf Standorten in Deutschland. In den nächsten drei bis vier Jahren sollen es weit über 600 werden. „Wir könnten heute schon mehr einstellen, doch wir haben Probleme, Mitarbeiter zu finden“, so Nardi.
Im Gegensatz dazu ist der Platz, trotz der Wachstumsraten, nicht das große Problem. „Wir haben erst zuletzt eine 25.000 Quadratmeter große Fläche in Waldmohr zugekauft. Zusammen mit den anderen Standorten genügen uns diese Flächen für die nächsten Jahre.“ Insgesamt sieht Nardi also sehr gute Zukunftsaussichten für das Unternehmen. „Ich sehe, auch durch die Pandemie, international ein beschleunigtes Gesundheitsbewusstsein. Das wird uns natürlich helfen.“