Mit einer nachwachsenden Generation von Fastenden kommen neue, gesellschafskritische Optionen hinzu, etwa der Verzicht auf Auto fahren, tierische Produkte und Medien. „Hierzu zählt das sogenannte Datenfasten, also der Verzicht auf private Computer- und Internetznutzung sowie auf Fernsehen“, erläutert Heiser. „Das Fasten wird damit zur Konsumkritik und entsprechend mit Bedeutung versehen.“

Neben dem Alter spielen die Religiosität und die Konfessionszugehörigkeit eine wichtige Rolle. Denn mit dem Fasten ist eine jahrhundertealte Tradition verbunden. Es ist Bestandteil aller Weltreligionen, auch wenn es heute für viele Gläubige keine religiöse Pflicht mehr ist. Der Tradition aber bleiben sie verbunden. Zwei Drittel aller Befragten fasten daher nicht irgendwann, sondern in Fastenzeiten, etwa vor Ostern, im Advent oder im Ramadan. „Ein traditioneller Rahmen macht es leichter“, erklärt Heiser. Ein Viertel der Befragten fühlt sich beim Fasten Gott näher, betet häufiger oder besucht öfters den Gottesdienst. Mit Blick auf die Konfession stechen die Musliminnen und Muslime heraus. „Sie verfügen am ehesten über Fastenerfahrung, gefolgt von den Katholiken und den Protestanten“, sagt Heiser.

Nach Auswertung der Studie sollen im zweiten Schritt ausführliche Interviews über das Fasten folgen. Im Zuge seiner Habilitation nimmt der Sozialwissenschaftler Patrick Heiser weitere traditionelle religiöse Praktiken wie das Pilgern in den Blick. „Einerseits gibt es eine Tradition, die für Evidenz bürgt. Andererseits gestalten Menschen diese religiösen Praktiken heute individuell“, fasst Heiser zusammen. „Pilgern und Fasten bewegen sich also zwischen individueller Gestaltung und religiöser Tradition. Beide Pole sind wichtig, um ihre Popularität zu erklären.“

Originalpublikation: www.fernuni-hagen.de

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