Mit einem Bündel von Maßnahmen will die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für das Stillen nachhaltig verbessern, Angebote zur Stillförderung verzahnen und Mütter nach individuellem Bedarf unterstützen, ihre Kinder mindestens sechs Monate zu stillen. Hier alle wichtigen Fragen und Antworten.
Das Stillen ist für einen gesunden Start ins Leben von ganz besonderer Bedeutung. Wissenschaftlicher Konsens ist: Muttermilch ist die optimale Ernährung für Säuglinge und Stillen fördert die Gesundheit von Mutter und Kind. Gestillte Kinder erkranken beispielsweise seltener an Durchfall- und Atemwegserkrankungen. Sie haben ein geringeres Risiko, übergewichtig zu werden oder im Laufe ihres Lebens eine Diabetes mellitus Typ 2-Erkrankung zu entwickeln.
Außerdem gibt es deutliche Hinweise auf weitere positive Auswirkungen des Stillens, unter anderem in Bezug auf die kognitive und psychologische Entwicklung der Kinder und die Bindung zur Mutter. Obwohl diese Fakten vielen bekannt sind und 90 Prozent der Mütter ihr Kind zum Zeitpunkt der Geburt stillen möchten, stillt weniger als die Hälfte der Mütter ihr Kind nach vier Monaten noch ausschließlich.
Welche Ziele werden mit der Nationalen Strategie zur Stillförderung verfolgt?
Mit dem Kabinettsbeschluss der Nationalen Strategie will die Bundesregierung dazu beitragen, die Rahmenbedingungen zu verbessern und Deutschland stillfreundlicher zu machen. Ziel ist, jede Frau nach ihrem ganz eigenen Bedarf zu unterstützen und ihr das Stillen zu vereinfachen. Die Stillmotivation soll gerade auch bei jenen Frauen erhöht werden, die bislang seltener oder kürzer stillen. Bestehende und bewährte Angebote der Stillförderung sollen nachhaltig mit neuen Maßnahmen verzahnt werden.
Mutter und Kind werden während der gesamten Stillzeit neben dem engen familiären Umfeld von zahlreichen Personen beeinflusst, beraten und unterstützt. So sind beispielsweise Frauen-, Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, Hebammen, Gesundheits-, Kranken- und Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger sowie Gesundheitsfachkräfte der Frühen Hilfen Ansprechpartner der Mütter. Darüber hinaus gibt es weitere Berufsgruppen, die Familien beraten.
Damit Stillförderung gelingen kann, muss sie dementsprechend in vielen unterschiedlichen Bereichen ansetzen. Deshalb basiert die Nationale Strategie auf Empfehlungen, die mehr als 150 engagierte Vertreterinnen und Vertreter von Berufs- und Fachverbänden, öffentlichen Institutionen, der Länder, kommunaler Spitzenverbände, Krankenkassen, medizinischer Fakultäten und Kliniken sowie der Nationalen Stillkommission gemeinsam erarbeitet haben.
Sieben Strategiefelder wurden identifiziert. Welche sind das?
Damit die Nationale Strategie auf allen Ebenen dieses komplexen Geflechts ansetzen kann, wurden sieben Strategiefelder identifiziert. Diese werden zudem durch die Querschnittsaufgabe „Kommunikation“ ergänzt. Die Strategiefelder sind:
- Evidenzbasierte Leitlinien
- Aus-, Fort- und Weiterbildung
- Präventions- und Versorgungsstrukturen
- Kommunale Stillförderung
- Stillen und Beruf
- Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten
- Systematisches Stillmonitoring
Alle Maßnahmen innerhalb der Strategiefelder zielen darauf, die Stillförderung kurz-, mittel- und langfristig zu verbessern. Maßnahmen, etwa im Bereich der „Kommunikation“, wirken schnell und verbessern die Situation unmittelbar. Andere wiederum, beispielsweise Anpassungen in der Ausbildung von medizinischem Personal, werden erst langfristig Auswirkungen haben.
Ein Beispiel: Strategiefeld „Evidenzbasierte Leitlinien“ – Welche Ziele und konkreten Maßnahmen werden verfolgt?
Stillförderung und Stillberatung wirken am effektivsten, wenn sie einheitlich nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft erfolgen. Das Strategiefeld „Evidenzbasierte Leitlinien“ verfolgt deshalb das Ziel, dass alle einschlägigen Berufsgruppen beim Thema Stillen einheitlich nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft agieren. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) wird deshalb eine evidenzbasierte Leitlinie zum Thema „Stilldauer und Interventionen zur Stillförderung“ auf höchstem Qualitätsniveau erarbeiten. Sie soll im kommenden Jahr fertiggestellt werden.
Die Leitlinie bildet zukünftig die wissenschaftliche Grundlage für alle Aktivitäten der Stillförderung. Bestehende medizinische Leitlinien wie „Allergieprävention“ oder „Diabetes und Schwangerschaft“, die ebenfalls Aussagen zum Stillen treffen, werden entsprechend der neuen Leitlinie überprüft und im Rahmen ihrer regelmäßigen Revision angepasst. Die neuen Empfehlungen sind anschließend bekannt zu machen. Für (werdende) Eltern und Familien wird eine laienverständliche Version entwickelt.