Johann Georg August Wirth: Ein großer Name, eine herausragende Persönlichkeit, der es in diesen Tagen zu gedenken gilt. An diesem Montag, 20. November, wäre er 225. Jahre alt geworden.
Anlass genug für Bürgermeister Michael Forster, gemeinsam mit Michael Emser und Karina Kloos vom Stadtarchiv, in der Innenstadt diesen bedeutenden Menschen, der in Homburg wirkte, zu ehren. Bereits zu Wirths 175. Todestag am 26. Juli dieses Jahres hatte der Bürgermeister des „Demokraten der ersten Stunde“ gedacht.
„Wir sind stolz, dass diese herausragende Persönlichkeit ihre Spuren in unserer Stadt hinterlassen hat. Spuren, die es weiterzugehen gilt und die in alle Generationen weitergetragen werden müssen“, so der Verwaltungschef. Er macht deutlich, dass „gerade in Zeiten, wie wir sie aktuell erleben, in denen Kriege herrschen und in denen Menschen – auch an den Schalthebeln der Macht – ganz offenbar keinen Frieden wollen, sondern Gewalt durchsetzen und die Vernichtung anderer Völker anstreben, das Eintreten für die Demokratie und deren Fundament immens wichtig sind“.
Johann Georg August Wirth hat es vorgemacht. Er war solch ein Freiheitskämpfer, der für seine Überzeugung sogar seine eigene Freiheit aufgab. 1832 kam er über Umwege nach Homburg, um hier mit der „Deutschen Tribüne“ die erste Zeitung der Stadt herauszugeben. Zudem war er Gründungs- und Vorstandsmitglied des in Bubenhausen ins Leben gerufenen „Deutschen Preß- und Vaterlandsvereins“, der zu Recht als Meilenstein der Pressefreiheit gewürdigt wird. Gemeinsam mit Philipp Jakob Siebenpfeiffer arbeitete er in der Kreisstadt und organisierte mit ihm das wegweisende „Hambacher Fest“, bei dem in rund 20 gehaltenen Reden dem Gedanken der nationalen Einheit neben der Forderung nach Freiheit, freier Meinungsäußerung und der Beseitigung der Fürstenherrschaft in besonderem Maße Raum gegeben wurde. Das europäische Friedensfest gilt vielerorts als Geburtsstunde der deutschen Demokratie. Viele von Wirths Grundgedanken aus der Homburger Stadtzeitung „Deutschen Tribüne“ sind ins deutsche Grundgesetz eingeflossen.
Was er erreichte, soll nicht vergessen werden, weshalb viele Zeugnisse in der Stadt bereits daran erinnern. Es gibt die Bronze-Büste im Rathaus-Sitzungssaal, den Freiheitsbrunnen, Gedenktafeln an historischen Gebäuden, eine Straße, die seinen Namen trägt und Stadtrundgänge mit Monika Link, die sich als Regina Wirth (Ehefrau von Johann Georg August Wirth) ausschließlich mit dem Freiheitskämpfer befassen. Zudem vergibt die Stadt Homburg die Wirth-Medaille an Menschen, die sich in besonderem Maße für die Demokratie einsetzen und im Siebenpfeiffer-Haus steht die Original-Druckerpresse von 1832, mit der Wirth und Siebenpfeiffer ihre freiheitlichen Schriften druckten.
Im Stadtarchiv finden sich zahlreiche Schriften, Porträts und Literatur zu Wirth, die auch dem Journalisten Helmut Hoffmann und seinem Medientreff zu verdanken sind, wie Karina Kloos verdeutlicht. Sichtbare Zeichen Wirths sind ebenfalls auf dem Marktbrunnen und im Talzentrum an Bändern über dem dortigen Brunnen zu sehen.
Um das Andenken des Demokraten weiter zu würdigen, sind im Rahmen des Stadtarchivs weitere Projekte und Veranstaltungen geplant. So wird zum Beispiel eine Projektwoche gemeinsam mit einem Homburger Gymnasium angestrebt. Die Planungen hierzu sind fortgeschritten. Auch ein Vortrag mit Dr. Armin Schlechter steht bereits fest, einzig Ort und Datum müssen noch festgelegt werden. Der Speyrer hatte im Jahr 2010 die Biografie „Kämpfer für Freiheit und Demokratie – Johann Georg August Wirth“ herausgegeben. Ein weiterer Vortrag mit einem Nachfahren der Familie Müller-Wirth, mit dem die Stadt Homburg in Verbindung steht, ist in Planung.
Zudem ist die Erstellung mehrerer Aufsteller – so genannter „Roll-Ups“ – über das Leben und Arbeiten Wirths in vollem Gange. Diese sollen unter anderem den Schulen zur Verfügung gestellt werden. Auch Kooperationen, Projekte und Veranstaltungen gemeinsam mit weiteren Schulen und Vereinen sind vorgesehen, wie Michael Emser und Karina Kloos berichten.
„Homburg ist zu einem bedeutenden Ort der frühen deutschen Demokratie- und Einheitsbewegung und unter anderem deshalb zu einer Station der kulturtouristischen Themenroute „Straße der Demokratie“ erklärt worden.“ So hatte bereits in der ersten Novemberwoche Michael Rippel, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Homburger Stadtrat, einen in der Folge von allen Stadtratsmitgliedern quer über die Parteien einstimmig beschlossenen Antrag seiner Partei begründet. Dieser zielte darauf ab, dass Homburg aus Anlass von Wirths 225. Geburtstag verstärkt als Impulsgeber und traditionsreicher Ort der deutschen Demokratiebewegung auftreten und Demokratieprojekte fördern solle.
Auch diese Anregung nimmt Bürgermeister Michael Forster mit den zuvor skizzierten Vorhaben gerne auf, wenn er am 225. Geburtstag Wirths an einem zentralen Denkmal von Wirth und Siebenpfeiffer, dem Freiheitsbrunnen am Rondell, erinnert. Der Brunnen wurde 1992 eingeweiht und stammt von Bonifatius Stirnberg, der symbolisch verschiedene Ereignisse – die in der Realität so jedoch nie stattfanden – aus der Zeit der Demokratiebewegung mit den beiden Persönlichkeiten in Szene setzt. „Das ist der perfekte Ort, um aus Anlass seines Geburtstages jenes Mannes zu gedenken, der nach dem Hambacher Fest inhaftiert und nach Flucht und Exil verfolgt wurde, weil er für seine Überzeugung, den Freiheitsgedanken, einstand“, sagt Michael Forster.
1848 wurde Wirth als Abgeordneter in die erste deutsche Nationalversammlung gewählt, die vor 175 Jahren in der Frankfurter Paulskirche ihre Tätigkeit aufnahm. Lange konnte Johann Georg August Wirth den Triumph indes nicht auskosten: Am 26. Juli 1848 verstarb er in Frankfurt, wo er auch beigesetzt wurde.