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Die Ausbreitung der Epidemie in Deutschland geht weiter zurück. Unter den getroffenen Maßnahmen bleibt die aktuell geschätzte Reproduktionsrate R des SARS-Cov-2 Virus in der Republik nach Schätzungen von Experten der Universität Leipzig unter 1. Prof. Dr. Markus Scholz vom Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Medizinischen Fakultät hat in einem weiteren Schritt die weitere Entwicklung der Epidemie modelliert: „Die Lockerungen vom 20. April scheinen zu keinem Neuanstieg geführt zu haben. Wir sagen voraus, dass eine Kontaktintensivierung von circa 40 Prozent möglich ist, ohne dass die Epidemie wieder aufflammt.“

Scholz und seine Kollegen haben ein eigenes Modell entwickelt, um die weitere Dynamik der SARS-CoV-2 Epidemie zu prognostizieren. Es wird regelmäßig mit den Daten des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales, des Robert-Koch-Institutes (RKI) und weiterer Quellen angepasst. Die Leipziger Wissenschaftler schätzen die Reproduktionsrate R aber anders als das RKI: In ihrem Modell wird die Rate mehr geglättet, sodass Wochenendeffekte weniger stark sind.

Die aktuelle Modellierung des sächsischen Infektionsgeschehen ergibt, dass bei einer mäßigen Lockerung der Maßnahmen zum 11. Mai eine zweite Welle vermieden werden kann. Dies wäre der Fall, wenn die Zahl der täglich neu berichteten Testpositiven und belegten ITS-Betten auch nach dem 11. Mai im Durchschnitt nicht weiter steigt. „Wir erwarten in diesem Szenario täglich circa 20 neue Testpositive in Sachsen. Man muss engmaschig monitoren, ob diese Zahl signifikant aus dem Kontrollbereich herausläuft. In diesem Falle wäre eine zweite Welle zu befürchten, die sich je nach Umständen unterschiedlich rasch entwickeln könnte“, fasst Prof. Scholz die neuen Ergebnisse zusammen.

Um diese Situation zu vermeiden, darf die Kontaktintensivierung nur zu einem gewissen Grade von etwa 40 Prozent erfolgen. Eine konkrete Zahl an „erlaubten“ Kontakten könne man daraus jedoch nicht ableiten, denn die Kontaktintensität ist von vielen Faktoren abhängig, etwa von der Anzahl oder auch der Nähe zu Personen. Etwa die Hälfte der Kontaktintensität im Vergleich zu Zeiten vor dem Lockdown könnte als Richtschnur dienen.

Weitere Lockerungen könne es laut Scholz erst geben, wenn weitere Begleitmaßnahmen wie eine Corona-Warn-App oder umfangreichere Tests etabliert sind. Wie andere Experten auch hält Markus Scholz die jetzt diskutierte Obergrenze von 50 Neuinfektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner für zu hoch. „So hohe Zahlen pro Woche hatten wir selten. Eine Nachverfolgung der Kontakte halte ich dann für äußerst schwierig“, sagt Scholz.

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