Zwar öffneten im Juni viele Kitas und Schulen zumindest zeitweise wieder. Von einem Normalbetrieb waren Bildungs- und Betreuungseinrichtungen aber nach wie vor weit entfernt. Wie in der ersten Welle zeigt die neue Befragung: Es sind vor allem die Mütter, die die anfallende Betreuungsarbeit übernehmen. Darüber sind sich männliche und weibliche Befragte, die in Paarbeziehungen leben und Kinder haben, weitgehend einig: 55 Prozent der Männer geben an, ihre Partnerin würde den größeren Anteil schultern, neun Prozent verorten die Sorgearbeit vor allem bei sich selbst, 36 Prozent sehen eine annähernd gleiche Verteilung. Unter den Frauen sagen 62 Prozent, sie würden die Kinderbetreuung in erster Linie selbst übernehmen, acht Prozent attestieren das ihren Partnern, 30 Prozent sprechen von einer Gleichverteilung. Bemerkenswert: Gegenüber der Befragung vom April ist der Anteil der in erster Linie betreuenden Väter und der Paare mit ausgeglichener Verteilung noch einmal leicht gesunken.

„Die Befürchtung bleibt, dass sich Mütter und Väter unter dem Druck der Krise wieder an traditionellere Rollenmuster gewöhnen. Wir können da keine Entwarnung geben, und wir sehen spürbare Effekte bei der Arbeitszeit“, sagt Bettina Kohlrausch. So arbeiteten männliche Befragte mit Kindern vor der Corona-Krise im Durchschnitt 41 Stunden pro Woche, Frauen 31 Stunden. Ende Juni lag die wöchentliche Arbeitszeit der Väter bei durchschnittlich 38 Stunden, die der Mütter bei 26 Stunden. Die Differenz stieg also von 10 auf 12 Stunden.

Auch Ende Juni arbeiteten weitaus mehr Befragte mobil und im Homeoffice als vor Ausbruch der Pandemie. Allerdings ist der Anteil gegenüber April wieder gesunken, was für eine gewisse Normalisierung spricht. Vor der Krise arbeiteten rund 4 Prozent der Befragten überwiegend oder ausschließlich zu Hause, im April waren es 27 Prozent, im Juni 16 Prozent. Weitere 17 Prozent gaben im Juni an, abwechselnd im Betrieb, mobil oder zu Hause zu arbeiten.

Die Erfahrungen von Beschäftigten mit dem Homeoffice sind oft durchaus gemischt. So haben 60 Prozent der Befragten mit Homeoffice-Nutzung den Eindruck, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit bei der Arbeit zu Hause verschwimmen. 37 Prozent geben an, im Homeoffice mehr Wochenstunden zu arbeiten. Andererseits sagen 77 Prozent, das Homeoffice erleichtere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 60 Prozent glauben, die Arbeit daheim sogar effektiver organisieren zu können als im Betrieb. Insgesamt deutlich positiver urteilen Befragte, in deren Unternehmen klare Regeln zum Homeoffice gelten. Solche Regeln haben laut der Befragung 62 Prozent der Betriebe mit Betriebsrat, aber nur 37 Prozent der Betriebe ohne Arbeitnehmervertretung.

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