Schaut man auf alle Befragten, ist der Anteil derer deutlich gestiegen, die die Folgen der Krise im eigenen Portemonnaie spüren: Im April sagten 20 Prozent der Befragten, die Epidemie habe sich bereits negativ auf ihr persönliches Einkommen ausgewirkt, im Juni waren es 26 Prozent. Auch hier zeigt sich eine deutliche soziale Spreizung: In Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 1500 Euro berichten 40 Prozent von Einbußen. Bei einem Haushaltsnetto zwischen 1500 und 2600 Euro haben 30 Prozent der Befragten Einkommen verloren.

In der Einkommensklasse zwischen 2600 und 3200 Euro berichten 26 Prozent davon. In der Gruppe ab 3200 Euro monatlichem Haushaltsnetto sind es 22 Prozent. Gleichzeitig sind die Befragten in der höchsten Einkommensgruppe auch am optimistischsten, generell von Einkommensverlusten verschont zu bleiben: Damit rechnen 60 Prozent gegenüber nur 36 Prozent in der untersten Gruppe. In allen Einkommensgruppen geben die Befragten etwas seltener an, Einkommenseinbußen zu erleben, wenn sie ein Arbeitsverhältnis mit Tarifvertrag haben.

Während mehr Menschen finanzielle Einbußen konkret spüren, haben die Zukunftsängste im Durchschnitt etwas abgenommen. So äußerten im April 70 Prozent der Erwerbstätigen Sorgen um die eigene wirtschaftliche Situation. Im Juni taten das 58 Prozent, wobei vor allem der Anteil mit „großen“ Sorgen rückläufig war (von 24 auf 15 Prozent). Allerdings waren auch hier die sozialen Unterschiede weiterhin sehr groß: Am stärksten sank der Anteil der Besorgten unter den Befragten mit mehr als 3200 Euro Haushaltsnetto (von 61 auf 47 Prozent). Dagegen blieb er in der Gruppe unter 1500 Euro praktisch unverändert und weitaus höher (erst 83, jetzt 82 Prozent). Die mittleren Einkommensgruppen lagen bei Niveau und Trend dazwischen.

Auch die konkrete Angst vor Arbeitslosigkeit ist weiterhin umso höher, je niedriger das Haushaltseinkommen ausfällt. 19 Prozent der Befragten in der Gruppe bis 1500 Euro netto befürchten, durch die Corona-Krise in nächster Zeit ihre Stelle zu verlieren. In den übrigen Gruppen sagen das, mit aufsteigendem Einkommen, 13, 11 und acht Prozent. Im Vergleich zum April hat sich allerdings auch unter den Erwerbstätigen mit niedrigerem Einkommen die Stimmung aufgehellt, der Anteil der Besorgten sank um 10 Prozentpunkte und damit deutlich stärker als in den anderen Einkommensgruppen. „Das mag überraschen, weil ja die Arbeitslosigkeit deutlich gewachsen ist“, sagt Forscherin Kohlrausch. „Aber wer bislang seinen Job behalten hat, ist nach Ende des weitgehenden Lockdowns im Handel und in vielen Dienstleistungsbranchen anscheinend optimistischer, über die Krise zu kommen. Darin spiegelt sich auch die positive Wirkung der Kurzarbeit wider.“

Weiterlesen auf Seite 4

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein