Selbstgenähte Mund- und Nasenbedeckungen sind bei Privatanwendern gerade sehr gefragt - Bild: Christo Anestev/Pixabay

Lange Sätze, Schachtelsätze, Wortungetüme und nicht erklärte Fachbegriffe erschweren den Bürgerinnen und Bürgern die Aufnahme von Informationen zur Corona-Pandemie. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie von Kommunikationswissenschaftlern der Universität Hohenheim in Stuttgart und des österreichischen Beratungsunternehmens clavis. Sie haben insgesamt 512 Pressemitteilungen der Bundesregierungen sowie 3.541 FAQ-Antworten der deutschen Bundesregierung und der Landesregierungen für die Monate März und April 2020 analysiert. 

„In Krisenzeiten suchen Menschen Informationen und Orientierung. Regierungen sollten beides liefern. Und zwar in einer auch für Laien verständlichen Form. Informationen zur Corona-Pandemie und zu den staatlichen Schutzmaßnahmen sollten besonders verständlich sein. Sie sind es aber nicht“, meint der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim. Mit Hilfe einer Analyse-Software fahnden die Wissenschaftler unter anderem nach überlangen Sätzen, Fachbegriffen und zusammengesetzten Wörtern. Anhand solcher Merkmale bilden sie den „Hohenheimer Verständlichkeitsindex“ (HIX). Er reicht von 0 (schwer verständlich) bis 20 (leicht verständlich).

Die Pressemitteilungen der deutschen Bundesministerien sind im Schnitt relativ unverständlich (HIX= 7,1). Etwas verständlicher sind die FAQ-Antworten der Ministerien (HIX= 8,8). In beiden Fällen werde es den Lesern schwer gemacht, die Informationen aufzunehmen. „Die Verständlichkeit sollte deutlich größer sein. Anzustreben wäre ein Wert von 14“, sagt Prof. Dr. Frank Brettschneider.

Bei den Pressemitteilungen schneidet das Finanzministerium am besten ab (HIX= 10,0). Die letzten Plätze belegen das Verkehrsministerium und das Justizministerium (HIX jeweils unter 5,0). Bei den FAQ-Antworten schneidet das Auswärtige Amt am besten ab (HIX= 15,6), auf Platz 2 folgt das Gesundheitsministerium (HIX= 12,3). Die beiden letzten Plätze belegen das Arbeitsministerium (HIX= 5,8) und das Wirtschaftsministerium (HIX= 6,0). Etwas verständlicher sind die FAQ-Antworten der Landesregierungen in Deutschland (HIX= 9,2). Allerdings reicht die Bandbreite von 6,9 (Sachsen-Anhalt) bis 10,8 (Berlin).

Die Pressemitteilungen der österreichischen Bundesministerien sind im Schnitt verständlicher (HIX= 8,4) als die Pressemitteilungen der deutschen Bundesministerien (HIX= 7,1). Am besten schneiden in Österreich das Gesundheitsministerium (HIX= 9,8) und das Justizministerium (HIX= 9,5) ab. Den letzten Platz belegt das Ministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (HIX= 4,9). Für Österreich gilt das Gleiche wie für Deutschland: Die Verständlichkeit sollte deutlich größer sein. „Die Bundesregierung hat vieles richtig gemacht in diesen schwierigen Zeiten“, sagt Ulrich Müller, Geschäftsführer der clavis Kommunikationsberatung. Dennoch könne man immer besser werden und aus der Erfahrung lernen.

Weiterlesen auf Seite 2

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein