Mit Beginn der Covid-19-Pandemie hat das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen erstmals seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 wieder deutlich zugenommen. Die wachsende Relation von Arbeitslosen pro Stelle fällt für Helfertätigkeiten stärker aus als für Tätigkeiten, die einen beruflichen oder akademischen Abschluss erfordern. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Für Helfertätigkeiten kamen im vierten Quartal 2020 auf eine offene Stelle 6,5 Arbeitslose, während es im Vorjahresquartal vier Arbeitslose waren. Für Fachkraft-Tätigkeiten, also die Gruppe mit beruflichem oder akademischem Abschluss, lag das Verhältnis mit 1,3 Arbeitslosen pro offener Stelle im vierten Quartal 2020 nur leicht über dem im Vorjahresquartal beobachteten Niveau. Der Anstieg ist einerseits auf eine Zunahme der Arbeitslosigkeit und andererseits auf einen Rückgang an offenen Stellen zurückzuführen.
Die wachsende Relation von Arbeitslosen pro Stelle spiegelt sich in der Entwicklung des vorherigen Erwerbsstatus neu eingestellter Personen wider: Hatten Betriebe bis vor der Covid-19-Rezession bei der Besetzung offener Stellen zunehmend um bereits beschäftigte Personen konkurriert, setzt sich dieser Trend im Jahr 2020 zumindest nicht weiter fort. „Zudem berichten die Betriebe verglichen mit den Vorjahren von weniger Stellenbesetzungsschwierigkeiten, einer kürzeren ungeplanten Vakanzzeit und weniger häufigen Kompromissen hinsichtlich der Entlohnung“, berichtet Nicole Gürtzgen, Leiterin des IAB-Forschungsbereichs „Arbeitsmarktprozesse und Institutionen“.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich mit dem zugenommenen Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen Suchprozesse am Arbeitsmarkt zugunsten der Betriebe und zuungunsten der Arbeitsuchenden verändert haben. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass Betriebe weiterhin für einen beträchtlichen Anteil an Neueinstellungen von Stellenbesetzungsschwierigkeiten berichten und Kompromisse bei der Besetzung offener Stellen eingehen. Zudem haben nicht alle Betriebe von den günstigeren Bedingungen bei Stellenbesetzungen in gleichem Maße profitiert. „So verzeichnen vor allem die Branchen mit einem hohen Anteil an Kurzarbeit Rückgänge in den Neueinstellungen“, erklärt IAB-Forscher Alexander Kubis.
Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2020 wurden 20.115 Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten befragt.