Der FC 08 Homburg überwintert in der Regionalliga Südwest auf dem 6.Tabellenplatz. Eine Position die nicht ganz den eigenen gestellten Ansprüchen genügt, denn als Saisonziel wurde eine Platzierung unter den besten Fünf des Klassement ausgegeben. Um dieses Ziel zu erreichen, hat man aber noch die Rückrunde Zeit.
Dabei ist auch 2021 wieder ein Jahr im Konjunktiv für die Grün-Weißen, stellt man sich im Rückblick auf die vergangenen Monate doch unweigerlich die Frage „Was wäre wenn…?“. Denn den Anspruch auf eine bessere Platzierung untermauerte der FCH in der Rückrunde der Saison 2020/21 unter Trainer Timo Wenzel, der im März diesen Jahres auf den glücklosen Matthias Mink folgte. In den verbliebenen 16 Spielen holte die Mannschaft immerhin noch 30 Punkte, vor allem aber wurde das teils katastrophale Abwehrverhalten stabilisiert und fussballerisch konnte das ein oder andere Ausrufezeichen gesetzt werden.
Die letzten Spiele der vergangenen Runde sorgten so entsprechend auch für Optimismus mit Blick auf die neue Saison. Timo Wenzel vertraute gerade im Defensivbereich auf das selbe Personal, dass unter seine Regie durchaus auch ordentlich aufspielte. Ein Vertrauensvorschuss, der, wie sich zeigen sollte, nicht zurück gezahlt wurde. Den fünf Abgängen standen ebenso fünf Neuzugänge gegenüber. „Königstransfer“ war sicherlich die Verpflichtung von Markus Mendler, der diese Einschätzung bis zur Winterpause auch eindrucksvoll bestätigte. Torwart Krystian Wozniak wusste in seinen Einsätzen als Ersatz von Stammkraft David Salfeld zu überzeugen, nahm sich dann aber zwischendrin mit einer roten Karte eine unfreiwillige Pause. Hier dürften in der Winterpause allerdings in der Frage nach der Nummer 1 die Karten neu gemischt werden. Mittelstürmer Seong-hoon Cheon, als Leihgabe aus Augsburg zu den Grün-Weißen gestoßen, begann stark, baute aber ebenso stark wieder ab und erwies sich bisher nicht als die gewünschte Verstärkung im Angriffszentrum. Ebenso wie Nachwuchstalent Mika-Louis Gilcher und Abdul Sankoh kommt auch Cheon bisher nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus.
So durchwachsen die Tätigkeiten auf dem Transfermarkt waren, so schlecht gestaltete sich der Saisonstart: nach fünf absolvierten Partien standen lediglich zwei Punkte auf der Habenseite, der letzte Tabellenplatz war das Ergebnis. In dieser Phase wackelte auch der Trainerstuhl von Timo Wenzel bedenklich, im Umfeld wurden Stimmen nach einem Wechsel lauter. Doch schien Wenzel die richtigen Konsequenzen gezogen zu haben, es folgte eine beeindruckende Serie von 9 Siegen und zwei Unentschieden bei lediglich zwei Niederlagen. Im folgenden Spitzenspiel gegen Offenbach musste man sich nach toller Leistung allerdings mit 0:1 geschlagen geben. Zwar folgte beim 1:0 Auswärtssieg gegen das Spitzenteam aus Ulm die prompt folgende richtige Antwort, aber im letzten Spiel vor der Winterpause beerdigte spätestens die Niederlage in Hoffenheim die leicht aufkeimende Hoffnungen, vielleicht doch noch ein Wörtchen im Titelkampf mitreden zu können. Zuvor sorgte schon das mehr als glückliche 1:1 Unentschieden gegen RW Koblenz für Kopfschütteln auf den Rängen.
Und genau an dem Punkt ist man bei „Was wäre wenn?“ angekommen. Der FCH wusste insbesondere gegen die Spitzenteams der Liga mit teils tollem Fussball zu begeistern. Lediglich mit den beiden Spielen gegen Offenbach musste man sich einer Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel geschlagen geben. Der aktuelle 6.Tabellenplatz resultiert mehr aus Niederlagen gegen die vermeintlich schwächeren Gegner. Immer wieder lässt der FC 08 Homburg bei Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte Punkte liegen, mit teils fragwürdigen Vorstellungen. Nicht verhelfen darf man dabei aber auch die personelle Situation: mit Kapitän Patrick Lienhard, Mittelfeld-Ass Philipp Hoffmann, Innenverteidiger Ivan Sachanenko und Stürmer Thomas Gösweiner fehlen gleich vier Spieler, die man getrost als Stammspieler bezeichnen kann. Auch Stefano Maier hat man schon längere Zeit nicht mehr auf dem Feld gesehen.
Ankreiden muss man sich in der Kaderplanung sicherlich die fehlende Verpflichtung eines gestandenen Innenverteidigers, der der Defensive die dringend notwendige Stabilität verleiht und mit Routine vielleicht auch den ein oder anderen Schnitzer der Vorderleute ausbügelt. Auch im Angriff hat man zu sehr auf das vorhandene Personal vertraut. Zwar spielt Patrick Dulleck deutlich besser, als es einige wahrnehmen wollen, aber es ist nicht zu verhehlen, dass weitere Alternativen im Angriffszentrum fehlen. Hier ruhen die Hoffnungen auf Thomas Gösweiner, wobei zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar ist, wann der Österreicher wieder voll einsatzfähig ist.
Es bleibt der Vorstellungskraft geschuldet, wo der FC 08 Homburg stehen könnte, würde man nicht nur gegen die Spitzenteams der Liga sein Potential abrufen. Oder die Verletztenliste nicht so lang. Aber es wäre sicher nicht 6.Tabellenplatz. Ob man nun am Ende der Saison die gesteckten Ziele erreicht, sollte zweitrangig sein. Timo Wenzel hat bewiesen, dass er mit dem vorhandenen Personal attraktiven (und erfolgreichen) Fussball spielen lassen kann. Der eingeschlagene Weg ist sicher der richtige, allerdings sollte man die richtigen Lehren aus der Runde ziehen. Dann benötigt man vielleicht auch keinen Konjunktiv…