Ab 2026 besteht ein Anspruch auf Ganztagsbetreuung in den Kitas. Das sieht ein Bundesgesetz vor, das 2021 verabschiedet wurde. Das bedeutet für die Kommunen jede Menge Arbeit, denn die Einrichtungen müssen bis dahin den gestiegenen Anforderungen gerecht werden. Welche Auswirkungen das haben kann, zeigt sich derzeit in Jägersburg. Dort soll die Katholische Kita St. Josef modernisiert werden. Doch das ist gar nicht so einfach.
„Ohne Flexibilität von allen Seiten kriegen wir keine Lösung hin.“ Wenn ein Bürgermeister solch einen Appell in einer Ortsratssitzung mehrfach wiederholen muss, dann ist klar: Hier steht einiges an Überzeugungsarbeit bevor. Besonders dann, wenn nicht nur die Interessen zweier Parteien unter einen Hut zu bringen sind, sondern gleich die von mehreren Gruppen.
So wie in Jägersburg, wo Bürgermeister Michael Forster einen neuen Plan für die Katholische Kita St. Josef vorstellte, die ursprünglich umgebaut werden sollte. „Wir brauchen für die Kita eine Lösung, denn die entspricht nicht mehr den Anforderungen“, so Forster. „Da stehen wir unter großem Druck.“ Das vor allem deshalb, weil der Bund im vergangenen Jahr ein Gesetz beschlossen hat, das für das Jahr 2026 einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung in den Kitas vorsieht.
Was für berufstätige Eltern die Situation auf lange Sicht erleichtern soll, sorgte bei diesen zumindest in Jägersburg kurzfristig für Sorgenfalten. Denn ein Umbau des derzeitigen Kitagebäudes hätte bedeutet, dass die Kinder für eine gewisse Zeit für die Betreuung nach Homburg hätten gefahren werden müssen. Widerstand der Eltern war die Folge und so war man von Seiten der Stadt darum bemüht, eine andere Lösung zu finden.
So kam der Gedanke auf, die alte Grundschule übergangsweise als Kita zu nutzen. Das wäre jedoch laut Forster mit hohen Anforderungen verbunden, die einen Umbau nötig machen würden. So kam der Gedanke auf, die Grundschule gleich als Dauerlösung ins Auge zu fassen. „So etwas gibt es schon im Saarland. In Rentrisch wurde ebenfalls ein mehrstöckiges Schulgebäude zur Kita umgebaut“, erklärte Forster dem Ortsrat. Vertreter des Bistums Speyer, das als Träger der Kita fungiert, sowie die Kita-Leitung hätten sich die Situation in Rentrisch bereits angesehen und seien zufrieden gewesen, berichtete Forster.
So weit so gut, möchte man meinen, schließlich könnten die Kinder während der Umbauarbeiten in der Schule in den bisherigen Räumen bleiben. Aber was sich nach einer sinnvollen Lösung anhört, sorgt gleich an mehreren Fronten für Probleme. Denn die Grundschule steht derzeit nicht etwa leer, sondern wird auf vielfältige Weise genutzt. JUZ, AWO-Ortsverein, Musikgruppen – die Schule spielt im Dorfleben immer noch eine wichtige Rolle. Die Frage, die sich nun im Ortsrat stellte: Was passiert mit diesen Gruppen?
Zumindest auf lange Sicht hatte Forster einen Plan parat. „Wir haben uns mit dem Träger verständigt, dass wir das alte Kitagebäude übernehmen werden und es zu einem Gemeindezentrum umbauen, sodass es für Erwachsene zu nutzen ist.“ Unklar ist bisher jedoch, wo die bisherigen Nutzer der Schule während der notwendigen Umbaumaßnahmen unterkommen könnten. Diese Unklarheit sorgte schnell für Zündstoff in der Ortsratssitzung, denn mit Gerlinde Emich meldete sich die Vorsitzende des AWO-Ortsvereins von den Zuschauerplätzen aus zu Wort. „Ich frage mich, wo wir in dieser Zeit hin sollen, schließlich haben wir rund 100 Mitglieder und außerdem müssen wir noch Abstand halten.“ Man dürfe die älteren Menschen bei den Planungen schlicht nicht vergessen.
Tatsächlich sind die Möglichkeiten, eine solch große Gruppe älterer Menschen unterzubringen, in einem Dorf wie Jägersburg doch begrenzt. Schließlich muss an die Barrierefreiheit gedacht werden, weshalb beispielsweise die Gustavsburg als Versammlungsort nach Meinung Emichs ausscheidet. So gerieten schnell die kirchlichen Einrichtungen im Ort in den Blick. Aber auch hier ist das Problem, dass beispielsweise das katholische Pfarrhaus nur über eine Treppe zu erreichen ist.
Forster unterstrich in diesem Zusammenhang die Kompromissbereitschaft der Stadt. „Wenn es nur die Lösung mit dem Katholischem Pfarramt gibt, dann werden wir mit den Verantwortlichen reden, ob wir an die Treppe einen Aufzug dranbauen dürfen.“ Wenn man es jedoch nicht schaffe, adäquate Räumlichkeiten zu finden, dann müsse das Projekt noch einmal überdacht werden.
Auch Ortsvorsteher Jürgen Schäfer betonte, dass es für alle Seiten eine Lösung geben müsse, um den Umbau von Kita und Schule verwirklichen zu können. „Es muss einfach geklärt werden, wo die verschiedenen Gruppen eine Unterkunft finden, sodass jeder im Dorf zufrieden ist.“ Damit dieser Wunsch in Erfüllung geht, müssen in den kommenden Wochen viele Gespräche geführt werden. Denn der Zeitplan ist eng. Bis spätestens zur Sommerpause soll im Stadtrat über das Projekt entschieden werden.