Seit November ist das Falschparken auf Geh- und Radwegen erheblich teurer, was sicherlich der Sicherheit der Radfahrer zuträglich sein wird. Im Saarland boomen mit Hilfe einer Landesförderung die Lastenräder. In Saarbrücken wurde ein ganzes Stadtviertel zur Fahrradzone erklärt. Radfahren ist in aller Munde und spielt auch im Saarland zunehmend eine Rolle im Verkehrsgeschehen. Der Landesverband Saarland des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hat diese und andere Ereignisse zum Anlass genommen, für das vergangene Jahr aus Sicht der Radfahrer eine kritische Bilanz zu ziehen und einen Blick auf 2022 zu werfen.
„Im zu Ende gehenden Jahr sind von Seiten der Politik und der Verwaltungen wichtige Schritte zur Förderung des Radverkehrs vollzogen worden. Unter anderem wurden mit Unterstützung des Verkehrsministeriums zahlreiche kommunale Radverkehrskonzepte erstellt. Auch wurde intensiv und unter breiter öffentlicher Beteiligung am Radverkehrsplan Saarland gearbeitet“, so ADFC-Landessprecher Thomas Fläschner. Nicht zufrieden ist der ADFC Saar jedoch mit der Umsetzung der in den Konzepten vorgesehenen Maßnahmen. Die notwendige Verkehrswende werde noch nicht entschieden genug angegangen.
Ute Kirchhoff, ADFC-Landessprecherin aus Homburg, kritisiert: „Wenn es auf den Straßen ernst und konkret wird, den Verkehrsraum neu aufzuteilen, werden die Verwaltungen mitunter sehr zögerlich“. Sie wünscht sich mehr Mut von den verantwortlichen Entscheidern, im Konfliktfall zu Lasten des Autoverkehrs und zugunsten des Radverkehrs zu handeln. Für den ADFC Saar sei es besonders wichtig, Lücken in den Radwegenetzen zu schließen. Dies könne zwar für den Autoverkehr geringfügige Reisezeitverlängerung bedeuten, aber für die Radfahrenden einen großen Sicherheitsgewinn.
Axel Birtel aus Neunkirchen, der dritte Sprecher des Landesvorstands, fasst die Bilanz folgendermaßen zusammen: „Es ging vorwärts, aber auf den Straßen ist noch viel zu wenig zu sehen“. Er wünscht sich außerdem eine größere Akzeptanz und Rücksichtnahme der Autofahrer gegenüber den schwächsten Verkehrsteilnehmern, den Radfahrern und Fußgängern.
Die Landtagswahl im kommenden März will der ADFC Saar intensiv dazu nutzen, seine Themen in die verkehrspolitischen Diskussionen einzubringen. In Arbeit ist ein entsprechender Forderungskatalog. Eine der Hauptforderungen zielt auf ein neues Mobilitätsgesetz. Mit diesem Gesetz soll mehr Verbindlichkeit in das Verwaltungshandeln gebracht werden. Ansonsten werden der ADFC-Landesverband, seine neun regionalen und lokalen Gruppen und seine mittlerweile saarlandweit über 1.800 Mitglieder kritisch beobachten, ob und wie die Radverkehrskonzepte umgesetzt würden. Von Seiten der Bundesregierung stehe viel Geld zur Verfügung. An den Finanzen sollte es also nicht liegen, wenn die Radfahrenden im ansonsten notorisch klammen Saarland weiterhin auf gute Radwege warten müssen. Politischen Druck will der ADFC unter anderem mit Fahrradkinderdemos („Kidical Mass“) erzeugen.