Die wirtschaftliche Lage im Saarland hat sich im November weiter verschlechtert. Eine Erholung ist derzeit nicht in Sicht. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Saarland, an der rund 300 Unternehmen mit über 100.000 Beschäftigten teilgenommen haben. Der IHK-Lageindikator fiel im Vergleich zum Vormonat um sieben Punkte auf minus 3,5 Zähler – der erste Negativwert seit Beginn der Coronapandemie im Frühjahr 2020. Gleichzeitig trübten sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen erheblich ein: Der Erwartungsindikator sank um 4,6 Punkte auf minus 20 Zähler.
Hauptursache für die negative Entwicklung sind rückläufige Umsätze in den Kernbranchen der Saarindustrie. Dieser Abschwung schlägt zunehmend auch auf Dienstleistungsunternehmen und den Arbeitsmarkt durch. „Die Saarwirtschaft steht vor einem frostigen Winterhalbjahr, denn die industrielle Basis gerät mehr und mehr unter Druck“, warnt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé. Belastend wirken vor allem hohe Kosten und eine schwache Nachfrage nach Investitions- und langlebigen Konsumgütern. Hinzu komme, dass die Bundesregierung durch ihre Gesetzgebung den Transformationsdruck auf Unternehmen erhöht habe, ohne ausreichende Unterstützung zu bieten.
Die Lageeinschätzungen der Unternehmen sind unterschiedlich. Während in der Elektroindustrie nach wie vor gute Geschäfte gemeldet werden, ist die Situation in vielen anderen Bereichen angespannt. Besonders betroffen sind die Gießerei-Industrie, die Kunststoff- und Gummiindustrie, der Maschinenbau, die Stahlindustrie und der Fahrzeugbau. Auch Hersteller von Metallerzeugnissen verzeichnen eine deutliche Eintrübung.
Im Dienstleistungssektor bewerten 80 Prozent der befragten Unternehmen ihre Lage als gut oder befriedigend – darunter vor allem Finanzdienstleister und die IT-Branche. Dagegen kämpft etwa ein Fünftel der Dienstleister mit schlechten Geschäften. In Handel, Logistik sowie Hotellerie und Gastronomie zeigt sich ein gemischtes Bild.
Für die kommenden sechs Monate sind die Erwartungen der Saar-Unternehmen durchweg verhalten. Nur zwei Prozent rechnen mit einer Verbesserung, während 22 Prozent schlechtere Geschäfte erwarten. Die Mehrheit geht von einer stagnierenden Entwicklung aus. „Die schlechten Zahlen sind ein Warnsignal“, so Thomé. Er fordert einen politischen Kurswechsel, der die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stärkt. „Produzieren muss günstiger und Investieren attraktiver werden, damit es wieder Spielräume für Innovationen und Wachstum gibt.“
Die Politik müsse jetzt handeln, um den Standort Deutschland vor einem weiteren Rückschritt zu bewahren. Andernfalls drohe das Jahr 2025 ebenfalls zu einem verlorenen Jahr für die Wirtschaft zu werden.