Die Fairtrade-Steuerungsgruppe 2015 mit dem damaligen Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Theophil Gallo und Transfair-Ehrenbotschafter Manfred Holz (9. und 12. v. l.) - Foto: Jana Gehring
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Der Saarpfalz-Kreis erfüllt weiterhin alle fünf Kriterien der Fairtrade-Towns-Kampagne und trägt seit 2015 für weitere zwei Jahre den Titel Fairtrade-Landkreis. Dies teilte die Kampagnenleitung von Fairtrade Deutschland e. V. im Dezember letzten Jahres mit. Ein Grund zur Freude und zugleich eine nicht alltägliche Aufgabe für eine Kommune kündigten sich im Januar vor zehn Jahren an, als der damalige Erste Kreisbeigeordnete Dr. Theophil Gallo die Auszeichnungsurkunde zum Fairtrade-Kreis von Manfred Holz, Ehrenbotschafter von Transfair Köln e. V., entgegennahm. 

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Harald Vieten, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und der Fairtrade-Kamage beim Rhein-Kreis Neuss waren trotz nicht unerheblicher Wegstrecke gekommen, um zu gratulieren, aber umso mehr mit Rat und Tat und Optimismus den Start zu begleiten. Der Rhein-Kreis Neuss war der erste Landkreis in Deutschland, der alle Kriterien der weltweiten „Fairtrade-Town“-Kampagne erfüllte.

Gekommen waren auch all diejenigen, die die Bewerbung unterstützt hatten aus der kreisweiten Fairtrade-Steuerungsgruppe, Gastronomie, Handel, Kirchen, Weltläden, NGOs, Schulen, Kitas, Wirtschaftsförderung und nicht zuletzt auch anderen Fairtrade-Towns, der Fairtrade-Initiative Saarland und der Fairtrade-Universität.

Seitdem wurde viel zusammengearbeitet und projektiert. Die saarlandweit ersten fairen Kitas aus Alschbach, Schwarzenacker und St. Ingbert entstanden und dokumentierten damit ihre interkulturellen Lerninhalte. Gute Arbeitsbedingungen, bessere Gesundheits- und Arbeitsstandards, Geschlechter- und Lohngerechtigkeit, Klimagerechtigkeit – all das sind Themen, die sich in den Projekten und Kooperationen der vergangenen Jahre widerspiegeln und unter viele Menschen gebracht werden sollten. Das ist auch der Grund für die Teilnahme des Fairtrade-Kreises an Wochenmärkten und Aktionsmärkten wie dem Fairtrade-Markt und dem Biosphärenmarkt. Mit dem Tausch von Plastiktüten gegen Baumwollstofftaschen, die vom Kirkeler Nähkästchen der AQuiS im Rahmen einer Ausbildung fantasievoll dekoriert und geschickt genäht wurden, wollte man zum Verzicht umweltbelastender Endprodukte animieren. Gleichzeitig wollte man mit dem Nutzen von nachhaltigen und unter sozialeren Bedingungen hergestellten Stoffbeuteln den Nachhaltigkeitsgedanken fördern.

Zur Fashion Revolution Week im April 2022 standen faire Textilien und FastFashion in Gedenken an die 5 000 Todesopfer beim Einsturz des Fabrikgebäudes in Bangladesh im Mittelpunkt von Online-Workshops mit Fachleuten, Bürgerinnen und Bürgern. Organisiert wurden diese Workshops mit der Fairtrade-Stadt Homburg und der Fairtrade Initiative Saarland. Daraus entwickelte sich ab Sommer 2022 ein Schülerprojekt zwischen dem Christian von Mannlich-Gymnasium, der Mills E. Godwin High School im Partnerlandkreis Henrico County VA, Indien und der Fairtrade-Initiative Saarland. Die Arbeitssprache war Englisch. Man arbeitete in mehr als 15 sonntäglichen Online-Treffen, die unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung, zu organisieren waren. Es wurde ein Kampagnen-Logo entwickelt, eine thematische Ausstellung organisiert und Aussagen von Mitschülern zu deren Kaufverhalten und deren Wissen über die Textilproduktion evaluiert. Die Schüler führten ein Interview mit einem indischen Textilhersteller über Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Indien. Mit saarpfälzischen Fairtrade-Towns, den Kitas und den Weltläden in Homburg und in St. Ingbert wurde in 2017 die Aktion „Faire Schultüte“ initiiert.

Gemeinsam mit der Fairtrade Stadt Homburg, dem Eine-Welt-Laden Homburg – zu Beginn auch mit dem KIBELE-Team im FrauenForum – wird zum Coffee Fairday fair gehandelter Kaffee verbunden mit einer Spende für verschiedene Organisationen in den Ländern des Südens ausgeschenkt. Und in Anlehnung an einen Spruch aus Uganda „Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Die nächstbeste Zeit ist jetzt.“ wird jährlich mit dem UNICEF-Team Homburg und der Fairtrade-Stadt Homburg ein Kinderrechte-Baum gepflanzt.

Foto: Jana Gehring

„Es gäbe noch einiges an inspirierenden Projekten und guten Kooperationen zu erwähnen. Die erneute Auszeichnung motiviert und fordert uns als kommunale Ebene auf, weiter für die Ursachen und Wirkungen des fairen Handels zu sensibilisieren und beispielsweise zu erklären, warum der Preis für die Tonne Kakao auf dem Weltmarkt so gestiegen und die Schokolade so teuer wurde. Wir können auch mit unserem Einkaufsverhalten als Kommune etwas dazu beizutragen, um Perspektiven zu schaffen für die Kleinbauern und ihre Familien im Globalen Süden.“, erläutert Landrat Dr. Theophil Gallo. Bis zur nächsten Zertifizierung in 2027 wolle man interessierte Grundschulen und weiterführende Schulen auf dem Weg zur Fairtrade-School begleiten, aber auch Bewährtes fortführen, so der Landrat. So kann nach wie vor die Fairtrade-Botschafter-Ausstellung und ein Glücksrad mit Fragen zum Fairen Handel ausgeliehen werden.

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