Vor 60 Jahren rief die saarländische Bäckerinnung die Übergabe der Neujahrsbrezel an die Verwaltung des Saarpfalz-Kreises und die Stadt Homburg ins Leben. Das ist sicher eine bemerkenswerte Zeitspanne, über die dieser Brauch nun gepflegt wird, was auch beim jüngsten Ereignis im noch sehr jungen Jahr mehrfach zur Sprache kam.
In den Räumlichkeiten der Kreisverwaltung begrüßten Landrat Dr. Theophil Gallo und Oberbürgermeister Michael Forster den Landesinnungsmeister Hans-Jörg Kleinbauer sowie die Innungsgeschäftsführerin Sabine Hensler. Auch Homburgs „frisch gebackener“ Bürgermeister Manfred Rippel war mit von der Partie. Das herzliche Willkommen galt natürlich auch den Bäckermeistern, die das Bild der traditionsreichen Veranstaltung erst komplettierten und aus dem ganzen Saarland in den Saarpfalz-Kreis kamen.
In diesem Jahr waren dies: Hans-Peter Emser (Einöd), Peter Tinnes (Merzig), Gerd Leibrock (Limbach), Stefan Lang (Schiffweiler, stellvertretender Landesinnungsmeister), die Brüder Albrecht und Reinhold Ackermann (Bliesmengen-Bolchen), Gerhard Ecker (Homburg-Erbach), Johannes Lindemann (Homburg) und Volker Eberle (Erbach). Ihr wertvolles Mitbringsel neben herzhaften Laugenteilchen von Peter Tinnes und im Mittelpunkt stehend: die aus süßem Hefeteig gebackene Neujahrsbrezel als wahrer Glückbringer – aus der Backstube von Gerhard Ecker.
Landrat Dr. Theophil Gallo wünschte allen ein gutes neues Jahr: „Dies ist ein wunderschöner Anlass, auf den ich mich schon sehr gefreut habe, denn er markiert einen hoffnungsvollen Start in die vor uns liegenden Monate. Wir leben in schwierigen Zeiten und das Bäckerhandwerk, das Handwerk im Allgemeinen, kämpft seit Jahren mit wirtschaftlicher Instabilität. Ich sehe auch das Schwinden des Menschlichen, wenn beispielsweise mehr und mehr Bäckereien schließen und diese als Begegnungsstätten in unseren Dörfern wegfallen. Ich sehe aber auch nach wie vor die Chance, wenn nicht gar die Notwendigkeit, hier Abhilfe zu schaffen, in dem wir ausländische Arbeitskräfte, die sich bei uns integrieren möchten, neue Möglichkeiten auf unserem Arbeitsmarkt eröffnen. Davon könnten auch die Bäckereibetriebe profitieren.“
Bezugnehmend auf die 60 Jahre währende Tradition der Brezelübergabe, die Bäckermeister Johannes Lindemann von der ersten Stunde an begleitete, hob der Landrat dessen Ehrung mit dem Diamantenen Meisterbrief durch die Handwerkskammer des Saarlandes im vergangenen Jahr hervor. Dies sei ein außergewöhnliches Verdienst und zeuge von einem vorbildlichen Berufsleben.
Auch Oberbürgermeister Michael Forster freute sich über die Verbundenheit mit der Bäckerinnung und den so wichtigen Austausch mit dem traditionsreichen Handwerk. Er ging auch auf die Symbolik der Brezel ein. „Die Form steht für eine Einheit, in gewisser Weise auch für die Unendlichkeit, aber auch für verschlungene Wege, die wir manchmal gehen müssen, um ans Ziel zu kommen. Denn nicht alles ist auf einfachen und gerade Wegen zu erreichen“, meinte der Oberbürgermeister auch mit Blick auf die Herausforderungen, die das neue Jahr mit sich bringe. „Auch wenn es das Bäckerhandwerk nicht leicht hat, freue ich mich, dass es doch in fast allen Stadtteilen Homburgs noch handwerkliche Bäcker gibt. Ich bin diesen dankbar dafür, dass sie ihre hochwertigen Waren für die Bevölkerung anbieten.“ Daher appellierte Michael Forster auch dafür, diese Bäcker durch eine bewusste Einkaufsentscheidung zu unterstützen.
Hans-Jörg Kleinbauers Appell richtete sich indes an die Politik. Es seien nicht nur einzelne Kostenfaktoren wie steigende Energie- oder Rohstoff-Preise. Es seien alle Auflagen und Gesamtkosten, die unterm Strich den Kundinnen und Kunden nicht mehr vermittelbar seien und die die Bäcker schier verzweifeln ließen. „So schlimm war es noch nie und wir wissen nicht mehr, wo uns der Kopf steht. Ich muss mich schon sehr anstrengen, etwas Positives in der Entwicklung und im aktuellen Stand des Bäckerhandwerks zu sehen“, klang der Landesinnungsmeister fast schon resignierend, dennoch mit der eindringlichen Bitte an die politischen Vertreter in Bund und Land, sich intensiver den Belangen des Mittelstandes und damit auch den handwerklichen Bäckerbetrieben zu widmen.
Einige aussagekräftigen Zahlen hatte schließlich Sabine Hensler zur Hand und vermeldete gleich zu Beginn dann doch etwas Positives. Denn zu den Lehrverträgen habe die Handwerkskammer zum 19. Dezember 2024 folgende Daten angegeben: Eingetragen sind 190 und damit 72 Lehrverträge mehr als im Januar 2024, 67 Lehrverträge kamen im vergangenen Jahr neu hinzu. Davon sind 84 Auszubildende als Bäckerin/Bäcker (Vorjahr: 55) und 106 Auszubildenden als Verkäuferin/Verkäufer (Vorjahr: 63) gelistet. Von diesen Auszubildenden werden etwa 70 Prozent in Innungsbetrieben ausgebildet. Die zuletzt ermittelte Zahl der eingetragenen Betriebe im Bäckerhandwerk (Stand Dezember 2024) betrug 168 (Vorjahr: 175). Ohne Cupcake-Bäcker oder ähnliche Betriebe sind es 137 Handwerksbäckereien mit der bekannten Vielfalt an Backwaren. Insgesamt zählt das saarländische Bäckerhandwerk etwa 3600 Beschäftigte. Sabine Hensler bedauerte, dass mit 94 aktiven Mitglieder zum 31. Dezember 2024 die saarländische Bäckerinnung sechs Betriebe weniger verbuchen musste. „Die Gründe hierfür liegen in fünf Betriebsschließungen aufgrund von Rente ohne Nachfolge und einer Insolvenz“, informierte die Geschäftsführerin, „dennoch vertreten wir als Bäckerinnung Saarland weiterhin 68 Prozent der saarländischen Handwerksbäckereien.“
Die kritischen Töne, die auch zu einem solchen Anlass mit intensivem Austausch gehören, taten der behaglichen Stimmung bei dieser Zusammenkunft keinen Abbruch. Nach einer kurzweiligen Feierstunde bedankten sich Landrat Dr. Theophil Gallo und Oberbürgermeister Michael Forster bei den anwesenden Bäckern für die mit der Neujahrsbrezel verbundenen guten Wünsche und betonten, dass sie sich schon jetzt auf den nächsten Brotmarkt in der Homburger Innenstadt freuten, der am ersten Samstag im Juli stattfinden soll.