An Heiligabend noch schnell die Mails checken, an Silvester ein kurzes Telefonat mit dem Kollegen führen: Für viele Berufstätige in Deutschland endet die Arbeit nicht unbedingt mit dem Beginn der Feiertage. Eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom zeigt, dass rund die Hälfte der Beschäftigten, die über die Feiertage Urlaub haben, weiterhin für den Job erreichbar bleibt.
Von den 433 berufstätigen Personen, die zwischen Weihnachten und Neujahr Urlaub nehmen, schalten nur 49 Prozent komplett ab. Die anderen 50 Prozent sind weiterhin über verschiedene Kommunikationskanäle erreichbar. Besonders beliebt ist dabei die schriftliche Kommunikation: 48 Prozent nutzen Kurznachrichtendienste wie SMS oder WhatsApp, während 45 Prozent ihre dienstlichen E-Mails auch in der Freizeit abrufen. 41 Prozent sind telefonisch verfügbar, während lediglich 15 Prozent an Videocalls teilnehmen. Kollaborationstools wie Microsoft Teams oder Slack spielen zwischen den Jahren mit einer Nutzung von nur 7 Prozent kaum eine Rolle.
Interessant ist ein Blick auf die Altersgruppen: Vor allem jüngere Berufstätige zwischen 16 und 29 Jahren gelingt es, über die Feiertage abzuschalten. Nur ein Drittel (33 Prozent) von ihnen ist im Urlaub erreichbar. Anders sieht es bei den 30- bis 49-Jährigen aus, von denen 58 Prozent ansprechbar bleiben.
Diese Zahlen stehen in einem langfristigen Trend: 2019, vor der Corona-Pandemie, waren noch 71 Prozent der Berufstätigen während des Weihnachtsurlaubs erreichbar. Während der Pandemie sank dieser Wert – ein Effekt, der wohl mit der veränderten Wahrnehmung von Arbeit und Erholung zusammenhängt. Seit 2021 liegt der Anteil der beruflich Erreichbaren stabil bei rund 50 Prozent.
Die dauerhafte Erreichbarkeit wirft Fragen zur Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben auf. Fachleute betonen immer wieder, wie wichtig es ist, sich auch mental vom Job zu distanzieren. Gerade die Feiertage bieten eigentlich die perfekte Gelegenheit, um Energie zu tanken und sich Zeit für Familie und Freunde zu nehmen. Doch viele Berufstätige scheinen es schwer zu finden, wirklich abzuschalten.
Die Studie zeigt, dass insbesondere in der schriftlichen Kommunikation die Grenze zwischen Beruf und Freizeit zunehmend verschwimmt. Auch wenn die Nutzung von Kollaborationstools niedrig bleibt, ist die hohe Bereitschaft zur Kommunikation über Kurznachrichten und E-Mails ein Indikator dafür, wie stark digitale Technologien das Arbeitsleben prägen.
Die Zahlen könnten auch ein Signal an Arbeitgeber sein, stärker auf die Arbeitskultur und den Umgang mit Urlaubszeiten zu achten. Ob durch klare Regelungen oder das Vorleben eines guten Beispiels: Unternehmen tragen eine Mitverantwortung dafür, dass ihre Mitarbeitenden sich über die Feiertage erholen können – und nicht nur körperlich, sondern auch geistig abschalten.
Die Feiertage sind eine Zeit der Besinnung und Erholung. Doch für viele Berufstätige bleiben sie auch eine Zeit der beruflichen Verfügbarkeit – und das, obwohl sie eigentlich frei haben.